Essen. Die Entsorgungsbetriebe Essen digitalisieren die Müllabfuhr. 220.000 Tonnen erhalten Computerchips. Tonnen ohne Chip werden nicht mehr geleert.

Die Digitalisierung schreitet auch bei der Müllabfuhr voran. So werden die Entsorgungsbetriebe Essen (EBE) bis Ende des Jahres rund 220.000 Müllbehälter im Stadtgebiet mit so genannten Transpondern ausstatten. Die Chips mit dem Durchmesser einer Euro-Münze ermöglichen es der EBE, die grauen, blauen und braunen Tonnen einem Haushalt genau zuzuordnen.

EBE-Geschäftsführer Karsten Woidtke, bei den Entsorgungsbetrieben zuständig für das operative Geschäft, verspricht mehr „Gebührengerechtigkeit“. Denn Behälter, die der Stadt nicht gemeldet sind und für die folglich keine Gebühren gezahlt werden, können mit Hilfe des neuen Systems ausfindig gemacht werden. Die Kosten werden also nicht mehr auf alle Gebührenzahler umgelegt. Zudem ließen sich Abfuhr und Leerung der Tonnen präziser planen.

Ab Mitte Juni wird die neue Technik in Testrevieren in vier Essener Stadtteilen eingeführt

Ab Mitte Juni führen die Entsorgungsbetriebe das Identifikationssystem zunächst in Testrevieren in Holsterhausen, Kettwig sowie im West- und im Ostviertel ein, um Erfahrung mit der neuen Technik zu sammeln. Hausbesitzer erhalten zunächst von der EBE per Post ein Etikett, verbunden mit der Bitte dieses auf den Deckel der Mülltonne zu kleben. Mit Hilfe dieser Kennzeichnung kann die EBE den jeweiligen Transponder der richtigen Tonne zuordnen, bevor der Chip und ein weiterer Strichcode an dem Behälter befestigt werden.

Auf dem Chip sind der Standort und der jeweilige Leerungstermin gespeichert, aus Gründen des Datenschutzes aber keine personenbezogenen Daten, wie die EBE betont. Bei der Leerung werden die Informationen durch ein Lesegerät am Fahrzeug automatisch ausgelesen.

Karsten Woidtke, Geschäftsführer der EBE und Projektleiter Benjamin Kirsch (rechts) demonstrieren, wie ein Strichcode und ein Transponder zur Datenerfassung an einer Mülltonne angebracht werden.
Karsten Woidtke, Geschäftsführer der EBE und Projektleiter Benjamin Kirsch (rechts) demonstrieren, wie ein Strichcode und ein Transponder zur Datenerfassung an einer Mülltonne angebracht werden. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Das System soll Anfang kommenden Jahres in Betrieb gehen, nachdem alle Tonnen damit ausgestattet sind. „Wir sind auf die Mithilfe der Bürgerinnen und Bürger angewiesen“, unterstreicht Ulrich W. Husemann, städtischer Geschäftsführer der EBE. Hauseigentümer müssen sicherstellen, dass die ihnen zugesandten Etiketten termingerecht auf die Tonnen aufgeklebt werden, damit sie der korrekten Adresse zugeordnet werden können.

Die Entsorgungsbetriebe Essen sind auf Mithilfe angewiesen

Das dürfte auch im Interesse jeweiligen Hauseigentümer sein. Noch wird jede Tonne geleert, die in einem Revier am jeweiligen Leerungstag am Straßenrand steht. Doch damit ist es in naher Zukunft vorbei. Denn Mülltonnen ohne Chip und Barcode werden in Zukunft nicht mehr geleert. Auch wenn sie randvoll sind, lässt die Müllabfuhr sie stehen.

Wie viele Müllbehälter es in Essen gibt, für die niemand Gebühren zahlt, darüber liegen der EBE laut Ulrich W. Husemann keine Informationen vor. Es dürfte sich aber durchaus um eine relevante Anzahl handeln.

Das Tonnen-Identifikationssystem kostet die EBE rund 900.000 Euro

Die Einführung des Identifikationssystems kostet die EBE nach eigenen Angaben rund 900.000 Euro. Das System ermögliche, es dem Dienstleister gegenüber der Stadt Essen nachzuweisen, welche Leistungen tatsächlich erbracht wurden und der Stadt in Rechnung gestellt werden können. Wie viel Müll die EBE einsammelt, wird durch das System allerdings nicht erfasst.

Die Digitalisierung soll derweil auf weitere Bereiche ausgedehnt werden, kündigt EBE-Geschäftsführer Karsten Woidtke an. So plant die EBE einen digitalen Zugang zu ihren Recyclingstationen. Bürger sollen die Annahmestellen auch außerhalb der Öffnungszeiten nutzen und per App einen Termin buchen können. Wann dieses System eingeführt wird, ist allerdings noch offen.

Für Fragen rund um das digitale System zur Erfassung der Mülltonnen hat die EBE eigens in ihrem Kundenservicecenter eine Telefonhotline geschaltet: 0201-854 2121. Nähere Informationen gibt es auf der Internetseite der EBE unter www.ebe-essen.de/identsystem