Essen. Knapp 11.000 Bürgerinnen und Bürger aus Essen haben sich im vergangenen Jahr an die Verbraucherzentrale gewandt. Nicht nur wegen der Gaspreise.

So viele Bürgerinnen und Bürger wie noch nie haben sich im Jahr 2022 an die Verbraucherzentrale Essen gewandt. Das liegt vor allem an den massiv gestiegenen Energiepreisen. Die Verbraucherzentrale hat jetzt ihren Jahresbericht vorgestellt. Die Leiterin der Einrichtung, Charlotte Almus, spricht von einer „beispiellos hohen Nachfrage“. Fast ein Drittel aller Anliegen drehte sich um Themen wie Gas- und Strompreise.

„Viele Verbraucherinnen und Verbraucher haben nicht nur deshalb Rat bei uns gesucht, weil sie die Strom- und Gasrechnungen nicht mehr bezahlen können“, berichtet Charlotte Almus. „Sondern sie kamen auch zu uns, weil die Konzerne Abschläge offenbar falsch berechnet hatten oder die Kosten erhöht hatten, obwohl eine Preisgarantie gegeben worden war.“

Verbraucherzentrale: Wir kommen an unsere Grenzen

10.900 Bürgerinnen und Bürger aus Essen wandten sich im Jahr 2022 an die Essener Verbraucherzentrale. Im Jahr davor waren es 8900. „Zusätzlich zur Pandemie haben wir ein Krisenjahr erlebt, das bei vielen Menschen bestehende Probleme verschärft und neue aufgetan hat“, sagt Charlotte Almus. Es gab nicht nur Beratungstermine im Büro der Verbraucherzentrale, sondern auch Telefonate, Online-Gruppensprechstunden und Videochat-Beratungen.

Die Verbraucherzentrale ist derzeit mit insgesamt rechnerisch sechs Stellen besetzt. „Damit kommen wir an unsere Grenze“, sagt Charlotte Almus. „Wir haben zugesagt, zu prüfen, ob eine Erhöhung des Stellen-Kontingents in der Verbraucherzentrale möglich ist“, sagt Essens Sozialdezernent und Stadtdirektor Peter Renzel. „Die Arbeit der Verbraucherzentrale ist unverzichtbar, und wir gehen davon aus, dass die Arbeit der Verbraucherzentrale noch mehr werden wird, zum Beispiel durch das neue Wohngeld, das die Bundesregierung beschlossen hat. Allein fürs Wohngeld wird der Beratungsbedarf umfassend sein.“

Der massive Beratungsbedarf vieler Bürgerinnen und Bürger, was Strom- und Gastarife angeht, hat alle anderen Anliegen, mit denen die Verbraucherzentrale seit Jahren zu tun hat, nicht verdrängt. Hinter den Fragen zu Energieverträgen (28 Prozent) steht mit einem Viertel (25 Prozent) des Beratungsaufkommens das Thema „Alltagsverträge und Reklamation“ auf Platz zwei, gefolgt von „Kredit- und Finanzproblemen“ (21 Prozent), Mietrecht (zehn Prozent) sowie das Thema „Digitale Welt“.

Verbraucherzentrale entwickelt Online-Service gegen sogenannte „Fake Shops“

Die bekannte Erkenntnis, dass das Internet auch ein Tummelplatz für Betrüger ist, schlug sich bei der Verbraucherzentrale in vielen Beratungen nieder, in denen Bürgerinnen und Bürger auf sogenannte „Fake Shops“ hereingefallen waren. Das sind täuschend echt aussehende Internet-Auftritte von Kriminellen, die vorgeben, Produkte zu verkaufen – bloß: Nach der Online-Bezahlung erhalten die Kundinnen und Kunden ihre Ware nicht. „Fake Shops“ haben zu bestimmten Zeiten Saison – zum Beispiel bei einer Fußball-WM, und versprochen werden dann Trikots oder andere Fan-Artikel zu vermeintlich attraktiven Preisen. „Auch Brennholz war im vergangenen Jahr ein großes Thema“, sagt Charlotte Almus. Falls doch Ware geliefert wurde, sei die in manchen Fällen mangelhaft gewesen und entsprach nicht dem, was versprochen wurde.

Die Verbraucherzentralen haben ein Instrument entwickelt, mit dem Online-Kunden eine Online-Verkaufsseite auf ihre Echtheit hin überprüfen können: den sogenannten „Fake Shop Finder“. „Man gibt die Internet-Seite an, und der ,Fake Shop Finder’ prüft, ob es sich um eine bereits bekannte Betrugsseite handelt“, erklärt Charlotte Almus.

Die Verbraucherzentrale Essen sitzt an der Hollestraße 1 (Haus der Technik) gegenüber vom Hauptbahnhof. 0201 64957401