Essen. Vor dem Auftritt noch schnell in den Supermarkt. Peter Maffay hat in Essen Spenden für seine Stiftung gesammelt. So lief’s für ihn als Kassierer.
Um kurz vor 18 Uhr reicht die Schlange an Kasse 1 schon bis hinten zur Gefrierfach-Abteilung, und trotzdem stellen sich immer noch Menschen an. Die Geduld der Kunden im Netto-Markt an der Heßlerstraße hat ihren Grund. Der nette Mann an Kasse 1 trägt statt Kittel eine schwarze Lederjacke und hat zur Verstärkung auch noch einen Drachen-Darsteller im grünen Outfit mitgebracht. Peter Maffay und sein Drache Tabaluga sind nach Essen gekommen, um Spenden für die Peter-Maffay-Stiftung zu sammeln. Und jeder, der davon Wind bekommen hat, ist total aus dem Häuschen: „Mit Tabaluga bin ich groß geworden. Ich stehe schon seit zwei Stunden hier an. Für sein Idol tut man alles“, jauchzt Bianca Egner.
Die erste Ware, die an diesem Abend übers Band läuft, ist das Ciabatta-Brot von Christine Perplies. „Das brauche ich noch für meinen Grillabend gleich im Schrebergarten“, sagt die Netto-Kundin und kann das Glück kaum fassen: Ein Rockstar zum Anfassen, nur fünf Gehminuten von der Altenessener Laube entfernt. Eine Tabaluga-CD hat sie natürlich auch noch mitgebracht, zum Signieren.
Es ist nicht der einzige Autogrammwunsch, den Maffay an diesem Abend zwischen konzentriertem Abkassieren und Spendenverrechnen mit freundlichem Lächeln erfüllt. Stofftiere, Handyhülllen, sogar eine E-Gitarre werden dem Sänger zum Signieren übers Warenband gereicht. Daniel Schilasky hat sein Instrument mitgebracht und natürlich auch noch ein Tabaluga-Duschgel für seine Tochter gekauft. Die Marke mit dem grünen Drachen führt der Lebensmittel-Discounter schon seit vielen Jahren. Es gibt Tabaluga-Zahngel und Tabaluga-Trostpflaster, Reiswaffeln und Shampoo. Ein Teil des Erlöses geht an die Peter-Maffay-Stiftung.
Dazu sorgen Sonderspendenaktionen immer wieder für Extraeinnahmen. 2022 hat Netto binnen drei Monaten knapp 500.000 Euro für die Stiftung zusammengebracht. Und zum 40-jährigen Tabaluga-Geburtstag sitzt Maffay nun sogar persönlich an der Kasse, um Geld für die von seiner Stiftung betriebenen Tabalugahäuser in Deutschland, Spanien und Rumänien zu sammeln. Die im Jahr 2000 gegründete Stiftung finanziert sich ausschließlich durch Spenden und Unterstützungen und schafft Schutzräume für sozial benachteiligte und traumatisierte Kinder und Jugendliche, die so eine Auszeit vom Alltag in einem naturnahen Umfeld bekommen können. Tabaluga ist ihr Wappentier.
Die Fans freuen sich aufs Konzert in Gelsenkirchen: „Peter, wir sehen uns am Freitag!“
Der 12-jährige Leon hat den Feuerspucker in Form eines Plüschtiers gewissermaßen als Erbstück von Mama Jennifer und Oma Vanessa übernommen. Die Drei sind für den Einkauf extra aus Dortmund angereist. Im Einkaufskorb liegen Weintrauben, Smoothies und ein Rotkäppchen-Piccolo als Einstimmung auf das Open-Air-Konzert, das Maffay am 2. Juni im Gelsenkirchener Amphitheatergibt und das die drei Fans natürlich nicht verpassen werden. „Peter, wir sehen uns Freitag!“
Bis dahin muss der 73-Jährige aber noch ein wenig an seiner Stimme arbeiten. „Herr Maffay ist stimmlich leider ein bisschen angeschlagen,“ heißt es deshalb schon vor dem großen Kassenrun. Aber für ein kleines Quätschchen zwischen Ware auflegen und bezahlen ist dann meist doch noch Zeit. Selfies werden wie am Fließband gemacht, Supermarkt-Quittungen werden wie kostbare Zertifikate verstaut. Und hin und wieder wird Maffay sogar mit Jugendbildnissen konfrontiert. Trausi Eugenio hat ein paar LPs aus seiner umfangreichen Maffay-Kollektion mit in den Supermarkt gebracht und freut sich nun über gleich drei Maffay-Unterschriften zum 1,5-Liter-Tetrapack Magermilch.
Dass die Ware an diesem Abend nicht ganz so schnell übers Band rattert, wie man sich das im abendlichen Einkaufsstress sonst gerne mal wünscht, macht in diesem Moment niemandem etwas aus. Von Profi-Kassiererin Valentina gibt es sogar Lob für den Neuzugang. Es sei bei Maffay fast besser gelaufen als bei ihrem ersten Einsatz an der Kasse, lobt die nette Netto-Frau.
Für Peter Maffay haben die beiden Jobs sogar Ähnlichkeiten. In beiden Bereichen gehe es letztendlich ja um den „Dienst am Kunden“, sagt Maffay und versichert: „Ich gehe gerne einkaufen für meine kleine Familie.“ Für Michaela Dürschke und Melanie Pech ist Maffay in diesem Moment mehr Traummann denn je. „Meine Mutter hat mich mit zwölf zum ersten Maffay-Konzert mitgenommen. Seitdem bin ich Fan“, erzählt Melanie Pech und zupft an ihrem Fan-Schal von der 1988er Tour. Ein echtes Sammlerstück und natürlich unbezahlbar. Der Mann an Kasse 1 hat dafür Verständnis.