Essen. Viele Versorger senken die Preise. Eon-Kunden in der Grundversorgung aber zahlen ab Juni mehr. Warum das so ist und was Kunden nun tun können.
Im Strom- und Gasmarkt zeichnet sich eine Entspannung ab. An den Börsen fallen die Preise und bei etlichen Kunden kommt das mittlerweile auch an. Wie das Vergleichsportal Verivox in dieser Woche vermeldete, haben republikweit über 90 Grundversorger angekündigt, ihren Stromtarif im Mai, Juni oder Juli zu senken. Doch das gilt längst nicht für alle. So stehen die Kunden des Essener Eon-Konzerns in der Grundversorgung kurz vor einer kräftigen Erhöhung.
Zum 1. Juni wird der Tarif im Essener Stadtgebiet deutlich teurer: Kostete eine Kilowattstunde bislang 30,85 Cent, so steigt der sogenannte Arbeitspreis dann auf 49,445 Cent. Das sind rund 60 Prozent mehr als bislang. Immerhin: Der jährliche Grundpreis sinkt gleichzeitig um rund 43 auf 148 Euro.
Da der neue Grundversorgungstarif damit über der geltenden Strompreisbremse von 40 Cent liegt, ergibt sich folgende Rechnung: Für einen Haushalt mit einem Stromverbrauch von 3500 Kilowattstunden im Jahr steigen die Kosten damit von bislang rund 1270 Euro auf dann rund 1610 Euro. Gerechnet ist das bei einem gleichbleibenden Verbrauch wie im Vorjahr. Wer gegenüber dem vergangenen Jahr allerdings Strom spart, für den fällt die Steigerung weniger drastisch aus, weil dann der Stromdeckel stärker zum Tragen kommt. (siehe Infokasten)
Verbraucherzentrale rät zum Wechsel aus der Grundversorgung
Wie viele Kunden in Essen in der Grundversorgung sind, darüber gibt Eon auf Nachfrage keine Auskunft. Allerdings dürfte ihre Zahl zuletzt zugenommen haben. Schließlich galt ein Arbeitspreis von knapp 31 Cent in den zurückliegenden Monaten als vergleichsweise attraktiv. Was auch zum Paradoxen führte, dass selbst Verbraucherschützer Stromkunden zwischenzeitlich rieten, in die – unter normalen Umständen eigentlich teure – Grundversorgung zu wechseln. Das ist vorbei, wie Anke Müller, Energieberaterin bei der Essener Verbraucherzentrale, betont: „Mittlerweile gibt es wieder attraktivere Angebote.“
Die jüngste Preis-Ankündigung des Konzerns hat bei der Verbraucherzentrale Essen zu einer regelrechten Beratungswelle geführt. In den vergangenen Wochen hätten sich viele verunsicherte aber auch aufgebrachte Eon-Kunden bei ihr gemeldet, berichtet Anke Müller. Die Frage, die viele umtreibt: Darf der Versorger das? Die gesetzlich vorgeschriebene Ankündigungsfrist von sechs Wochen habe Eon eingehalten, sagt Anke Müller und stellt klar: „Wir als Verbraucherzentrale können nicht beurteilen, ob die Höhe angemessen ist.“ Dafür wäre das Kartellamt zuständig.
Kurze Kündigungsfrist bei der Grundversorgung
Anke Müller ermuntert Betroffene, sich aus der Grundversorgung zu verabschieden und sich nach einem günstigeren Anbieter umzuschauen. So bietet beispielsweise Eon selbst günstigere Sondertarife an. Das Gute: Die Grundversorgung können Kunden jederzeit binnen zwei Wochen verlassen. Bis zum Inkrafttreten des neuen Tarifs am 1. Juni haben sie sogar ein sofortiges Sonderkündigungsrecht.
So funktioniert die Strompreisbremse
Beim Strom gibt es eine Strompreisbremse. Für 80 Prozent des Verbrauchs werden 40 Cent pro Kilowattstunde berechnet, wenn ein vertraglicher Arbeitspreis oberhalb dessen vereinbart wurde. Nur wer mehr verbraucht, muss dann, für den Mehrverbrauch, den höheren, vertraglich vereinbarten Arbeitspreis, bezahlen. Damit begrenzt der Staat für einen Teil des Energieverbrauchs die Preise. Die Preisbremse gilt seit Januar 2023 bis zum 30. April 2024.
Anke Müller rät jedoch, möglichst keine langfristigen Verträge abzuschließen, denn momentan ist der Markt noch stark in Bewegung. Bei Anbietern, die mit einer Preisgarantie locken, solle der Kunde genau hinschauen, was tatsächlich garantiert ist. Sonst sei man vor einer Erhöhung möglicherweise doch nicht gefeit. Außerdem empfiehlt die Beraterin, bei Bonuszahlungen genau zu rechnen. Was im ersten Jahr noch als günstig erscheint, könne im Anschluss ohne Boni deutlich teurer werden.
Eon begründet Preiserhöhung mit langfristigem Einkauf
Bleibt die Frage, warum Eon im Gegensatz zu vielen anderen Grundversorgern die Preise jetzt noch so stark anhebt? „Wir haben die vielfach teureren Strom-Einkaufskosten überdurchschnittlich lange für unsere Kunden abgefedert“, betonte ein Sprecher auf Nachfrage. Er verwies darauf, dass der Arbeitspreis über längere Zeit bei nur knapp über 30 Cent lag – auch als die Preise an Börsen extrem hoch gewesen seien. Die Kunden hätten somit insbesondere während der Hochphase der Energiekrise von günstigen Konditionen profitiert.
Gleichzeitig habe das Unternehmen im vergangenen Jahr künftige Strommengen einkaufen müssen, als die Preise an den Großhandelsmärkten noch sehr hoch lagen. „Deshalb ist es unvermeidbar, dass sich dies zeitlich versetzt, aber immer noch gedämpft auch in den Endkundenpreisen niederschlägt“, erklärte der Eon-Sprecher. Generell würden die Kunden profitieren, sobald sich Spielraum für Preissenkungen ergibt. „Dies prüfen wir fortlaufend“, so der Sprecher.
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