Essen-Margarethenhöhe. Bezirksvertreter wollen eine Waldkita auf der Margarethenhöhe. Dort fehlen Plätze für über Dreijährige. Wo es in Essen Naturerlebnisgruppen gibt.
- Die Politiker im Essener Westen befürworten einen Waldkindergarten im Mühlbachtal.
- In Essen gibt es derzeit nur einen reinen Waldkindergarten.
- Derzeit stockt das Vorhaben, wie auch ein ähnliches in Heidhausen.
Dass es im Mühlbachtal auf der Margarethenhöhe in Essen einen Waldkindergarten geben soll, darin sind sich die Politikerinnen und Politiker der zuständigen Bezirksvertretung III einig. Wenn es nach Bezirksbürgermeisterin Doris Eisenmenger (Grüne) geht, könnte das Thema ruhig ein bisschen an Fahrt aufnehmen.
„Auch wenn es seitens der Verwaltung derzeit stockt, bleiben wir auf jeden Fall am Ball“, versichert Doris Eisenmenger und verweist auf positive Erfahrungen, die man anderswo mit solchen Einrichtungen mache. Im Oktober 2022 hatten die Politikerinnen und Politiker der BV III (Essener Westen), die auch für die Margarethenhöhe zuständig ist, die Verwaltung beauftragt, sich mit dem Thema zu beschäftigen.
„Wir sind uns einig, dass sich ein Waldkindergarten gerade auf der Margarethenhöhe angesichts der Lage in Waldnähe anbieten würde“, so Eisenmenger. „Ich bin davon überzeugt, dass ein solcher Waldkindergarten im nächsten Jahr an den Start gehen könnte, wenn es alle wollten“, erklärt die Bezirksbürgermeisterin, die über die aktuellen Verzögerungen nicht glücklich ist und sich konkretere Aussagen wünscht.
Während das Thema Waldkindergärten in Essen noch nicht so populär sei, sei man anderenorts schon weiter. „In einigen Gegenden gibt es in jedem Ort eine Waldkita. Ich weiß von guten Erfahrungen mit solchen Einrichtungen aus dem Westerwald, wo die Kinder sehr vom Spielen im Freien profitieren und viel weniger krank sind“, berichtet sie.
Essener Kinder in Waldgruppen spielen bei jedem Wetter draußen
Im Prinzip seien die Kinder bei jedem Wetter draußen, es müsse aber eine Aufenthaltsmöglichkeit geben, wo die Mädchen und Jungen Schutz finden und die Mahlzeiten einnehmen könnten. „Natürlich muss es auch Sanitäranlagen geben“, ergänzt Doris Eisenmenger.
Der Unterschlupf könne in Form von Bauwagen, Blockhütten, Gartenhäusern oder auch Containern geschaffen werden. „Container sind aufgrund der Flüchtlingssituation derzeit schwer zu bekommen“, weiß Doris Eisenmenger, die dennoch optimistisch ist, dass man eine befriedigende Lösung finden könne, zumal auch das Jugendamt die Errichtung einer Waldkita auf der Margarethenhöhe ausdrücklich unterstütze.
Auch angesichts der Tatsache, das zum Stichtag (30. September 2022) der letzten Erhebung auf der Margarethenhöhe 39 Kita-Plätze für über Dreijährige fehlten, um die Zielquote von 100 Prozent zu erreichen, wäre die Einrichtung eine Waldkita dort sinnvoll. Damals lag die erreichte Quote lediglich bei 79 Prozent. Bei den unter Dreijährigen dagegen war die geforderte Quote von 40 Prozent mit 46 Prozent mehr als erfüllt.
Die Verwaltung weist in einer Stellungnahme für die Bezirkspolitiker darauf hin, dass zum Beispiel bei Stürmen ein Bauwagen als Schutz womöglich nicht ausreiche, da er nur eine trügerische Sicherheit biete. Verwiesen wird in dem Papier außerdem auf die baurechtliche Genehmigungspflicht sowie Vorschriften im Sinne des Naturschutzes. Öffentliche Belange dürften zudem nicht eingeschränkt werden.
Betreiber und ein geeignetes Gelände müssen gefunden werden
Dass es für einen Waldkindergarten und das dort tätige pädagogische Personal spezielle Anforderungen gebe, ist auch der Bezirksbürgermeisterin klar. „Da wird es auch höchstens ein oder zwei Gruppen geben“, vermutet sie und ist überzeugt, dass sich genug Eltern finden, die es begrüßen, wenn die Kinder ganzjährig und bei jedem Wetter draußen spielen und die Natur entdecken.
Dann müssten unter Einbeziehung der Forstverwaltung ein Betreiber und ein geeignetes Gelände gefunden werden. „Ich halte es für sinnvoll, auch die Anwohnerinnen und Anwohner bei der Wahl der Fläche zu hören“, so Doris Eisenmenger.
Laut Stadt dienen Waldkindergärten dazu, die Lebenskompetenzen von Kindern durch das Spiel in der Natur zu stärken. Durch die kleinere Gruppengröße im Vergleich zu Regelkindergärten dienten Waldkindergärten nicht nur zur Bedarfsdeckung, sondern aufgrund des besonderen Konzeptes als zusätzliches Kitaangebot, so Jacqueline Riedel vom Stadtpresseamt. Dennoch könnten Waldkitas in einigen Bezirken helfen, die Versorgungslücken bei den Kinderbetreuungsplätzen zu schließen.
In Essen gibt es bisher nur einen Waldkindergarten in der Gruga
Man unterscheide zwischen reinen Waldkindergärten und an Tageseinrichtungen angeschlossene Waldgruppen beziehungsweise Naturerlebnisgruppen. In Essen gibt es nach Auskunft der Stadt nur einen reinen Waldkindergarten, bei dem die Kinder im Grugapark betreut werden. Er wurde von einer Elterninitiative gründet und bietet Platz für 20 Kinder. In anderen Einrichtungen gibt es Wald- oder Naturerlebnisgruppen mit jeweils 15 Plätzen.
Über Naturerlebnisgruppen verfügen die katholischen Kitas der Gemeinde Heilige Schutzengel in Frillendorf, St. Lambertus in Rellinghausen, St. Franziskus in Borbeck-Mitte und St. Joseph in Katernberg, St. Kamillus in Heidhausen. Träger der Einrichtungen ist jeweils der Kita-Zweckverband im Bistum Essen.
Eine Waldgruppe gehört zum Kita- und Familienzentrum „Mattiswald“ von Caritas-SkF Essen in Kettwig. Geplant ist außerdem ein Waldkindergarten mit 20 Plätzen am ehemaligen Sportplatz Am Volkswald in Heidhausen, der eigentlich bereits zum kommenden Kindergartenjahr 2023/24 starten sollte. Dort gibt es allerdings aktuell Verzögerungen auf dem Weg zur Baugenehmigung. Träger werde dort die „Zukunftsorientierte Kinderbetreuung (ZOK) gGmbH“ sein.