Essen-Holsterhausen. Die Zufahrt der Bardelebenstraße in Essen-Holsterhausen soll testweise morgens und mittags gesperrt werden. Was hinter dem Bürgerprojekt steckt.

„Bürgerprojekt Offene Bardelebenstraße: Sichere Schulwege in Holsterhausen“: So lautet der Titel eines Projektes, in dessen Rahmen die Zufahrt zur Bardelebenstraße über einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten zeitweise für Autos gesperrt werden soll – jeweils zu den Bring- und Abholzeiten der Schülerinnen und Schüler. Der geplante Test ist Teil des Stadtentwicklungsprojektes „Be-Move“, das den Fuß- und Radverkehr fördern und gleichzeitig die Aufenthaltsqualität im Stadtgebiet steigern soll.

Beim Beteiligungsprozess von Be-Move war eine Förderung für Bürgerprojekte in Höhe von bis zu 5000 Euro ausgelobt worden. Eines dieser Projekte ist das Projekt an der Bardelebenstraße, das von der Grünen Hauptstadtagentur mit 3700 Euro gefördert wird. Im Projektantrag wird die Ausgangslage so beschrieben: Die Verkehrssituation in der Bardelebenstraße sei gerade zu Schulbeginn morgens (7.40 bis 8.15 Uhr) und nachmittags zu Schulende (14 bis 16) häufig unübersichtlich. In erster Linie seien es die sogenannten Elterntaxis der Bardelebenschule und des BMV-Gymnasiums, die trotz Halteverbotes anhielten oder parken, um die eigenen Kinder „sicher“ abzusetzen oder wieder einzusammeln.

Bürgerprojekt: Verkehrssituation an Schulen in Essen-Holsterhausen „untragbar“

„Diese Autos stellen für alle Kinder, die zu Fuß kommen, eine große Gefahrenquelle da. Das Überqueren der Bardelebenstraße muss in den meisten Fällen zwischen den Autos passieren, die Sichtverbindungen sind für Grundschulkinder eingeschränkt“, heißt es in dem Antrag. Darüber hinaus mache der ruhende Verkehr von Anwohnern, Dienstleistern, Eltern und auch Lehrpersonal der Schule selbst die Situation für das Zufußgehen, insbesondere von Kindern und Jugendlichen, „untragbar“.

Auf den Gehwegen direkt vor der Bardelebenschule und im südlichen Teil der Straße auf der Seite des Gymnasiums bleibe in der Regel zu wenig Restgehwegbreite übrig: Kinder müssten durch Platzmangel auf den Gehwegen auf die Straße ausweichen, „während auf dieser Fahrbahn ein stetiger Strom an Elterntaxis fließt. Das ist an der der Bardelebenstraße gefährlicher Schulwegalltag.“ Betroffen seien rund 1800 Schülerinnen und Schüler an Bardelebenschule und BMV-Gymnasium.

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Schulen in Holsterhausen: Straßenzufahrt soll zu Abhol- und Bringzeiten gesperrt sein

Nun soll getestet werden, ob die temporäre Einrichtung einer „Schulstraße“ nach österreichischem Vorbild Abhilfe schaffen kann. Dabei soll die Zufahrt der Bardelebenstraße montags bis freitags zu den Abhol- und Bringzeiten, also morgens und mittags, für Autos gesperrt werden. Anwohnerinnen und Anwohner wären hierbei laut Vorlage ausgenommen und dürften weiter in die Straße fahren. In der Nähe sollen sogenannte „Elternhaltestellen“ eingerichtet werden, an denen die Schülerinnen und Schüler gefahrlos abgesetzt oder abgeholt werden können. Solche Haltestellen gibt es schon an der Bückmannshofschule in Altenessen. Das Projekt an der Bardelebenstraße soll der Vorlage zufolge nach den Sommerferien starten.

Björn Ahaus von der Grünen Hauptstadtagentur stellte das Projekt in der vergangenen Sitzung der zuständigen Bezirksvertretung (BV) III am 11. Mai vor. Ziel sei es, „die Verkehrssicherheit und Mobilität auf dem Schulweg zu erhöhen“. Die genauen Uhrzeiten der Zufahrtssperren wolle man noch mit den Schulen absprechen. Ahaus erklärte außerdem, dass alle Autofahrerinnen und Autofahrer trotz Sperrung die Möglichkeit haben sollen, aus der Straße herauszufahren.

Insbesondere die Grundschulkinder der Essener Bardelebenschule, so heißt es in dem Antrag des Bürgerprojektes, seien durch die schlechten Sichtverhältnisse beim Überqueren der Straße eingeschränkt.
Insbesondere die Grundschulkinder der Essener Bardelebenschule, so heißt es in dem Antrag des Bürgerprojektes, seien durch die schlechten Sichtverhältnisse beim Überqueren der Straße eingeschränkt. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Unfallstatistik der Polizei: 19 Schulwegunfälle im Jahr 2022 in Essen

Fußverkehrscheck mit ähnlichem Ergebnis

Das Projekt schließt an die Bürgerbeteiligung und Bestandsaufnahme des Fußverkehrschecks an, der im Auftrag der Stadt Essen 2021 durchgeführt wurde. Auch dort hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bemängelt, dass die Bardelebenstraße ein Schulweg sein und Kinder, die zu Fuß oder mit dem Rad kommen, massiv durch haltende, parkende und rangierende Autos gefährdet würden.

Als Maßnahme wurde schon im Abschlussbericht des Fußverkehrschecks empfohlen, die Unterbindung der Zufahrt zu den Schulanfangszeiten – und gegebenenfalls auch -endzeiten – zu prüfen. Außerdem sollten mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Schule und auch den Eltern Hol- und Bringzonen (Elternhaltestellen) definiert werden.

Eigentlich sollte die BV in der vergangenen Sitzung schon über die Umsetzung des Projektes entscheiden. Die Entscheidung wurde dann jedoch auf die kommende Sitzung am 1. Juni verschoben. Grund: Die Bezirksvertreterinnen und -vertreter waren sich einig, dass Anwohnerinnen und Anwohner vor der Entscheidung stärker eingebunden werden sollen. „Wir finden die Vorschläge gut, aber die Anwohner wissen noch nicht, was auf sie zukommt“, sagte Bezirksbürgermeisterin Doris Eisenmenger. Sie gehe davon aus, dass die Verwaltung noch vor dem nächsten BV-Termin einen Termin mit der Anwohnerschaft einberaumen werde. Geschehe das nicht, müsse man die Entscheidung aller Wahrscheinlichkeit nach noch einmal verschieben.

Laut Unfallstatistik der Polizei für das Jahr 2022 verunglückt durchschnittlich jeden zweiten Tag ein Kind auf Essens Straßen. 19 Schulwegunfälle zählte die Polizei im vergangenen Jahr – so viele wie zuletzt 2017. In vier Fällen wurden die Schülerinnen und Schüler schwer verletzt, in 15 Fällen leicht. Damit ist die Zahl der Schulwegunfälle etwa wieder auf Vor-Corona-Niveau. Zu bedenken ist, dass die Statistik nur das angeben kann, was aus den Berichten der Polizei hervorgeht. Vergisst der Beamte vor Ort, das entsprechende Kreuz bei „Schulwegunfall“ zu machen, taucht er nicht als solcher auf.

Wolfgang Packmohr, ehemaliger Polizeidirektor und Vorsitzender der Essener Gruppe von Fuss e.V., forderte im April gegenüber unserer Redaktion: „Vor Schulen darf nicht geparkt oder gehalten werden, auf Schulwegen ist das Parken zu minimieren, Kreuzungen und Einmündungen müssen einsehbar sein.“

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