Essen-Heisingen. Großbauvorhaben in Essen-Heisingen: Vivawest feiert Richtfest für 71 Wohnungen. Weitere folgen. Manche Bestandssiedlungen warten auf Sanierung.
Das Ortsbild von Heisingen wandelt sich weiterhin durch zahlreiche Neubauten, die in dem Stadtteil entstehen: Jetzt hat Vivawest Richtfest gefeiert. Entstanden sind 71 Mietwohnungen an der Zölestinstraße. Zum Bauvorhaben gehören auch Tiefgaragen und Kita. Weitere Immobilien anderer Bauträger folgen in direkter Nachbarschaft, während Vivawest längst ein weiteres Neubauprojekt in Heisingen plant.
Vor dem Baubeginn stand an der Zölestinstraße der Ankauf von Baugrundstücken, nun sind die Arbeiten seit ziemlich genau einem Jahr in vollem Gange. „Voraussichtlich im Sommer 2024 übernehmen wir dort 71 schlüsselfertige Wohnungen von der Grenzland-Bau GmbH“, sagt Vivawest-Sprecher Jens Rospek.
Das Unternehmen, hervorgegangen aus der ehemaligen THS, die Bergleuten Wohnraum bot, bewirtschaftet in Essen mehr als 9700 Wohnungen. Darunter zahlreiche Wohnungen und auch ganze Siedlungen in Heisingen. Den Stadtteil prägte einst der Bergbau, heute ist er wegen seiner Lage zwischen Schellenberger Wald und Baldeneysee zum beliebten Wohnumfeld geworden. Damit einher geht oftmals die Kritik wegen der eintönigen Bauweise bei Neubauprojekten und auch am Abriss historischer und denkmalgeschützter Immobilien.
Denkmalgeschützte Carl-Funke-Zechenhaussiedlung in Essen-Heisingen gehört Vivawest
Unter Denkmalschutz steht auch die Carl-Funke-Zechenhaussiedlung an der gleichnamigen Straße, deren Eigentümer Vivawest ist, und die mitunter sanierungsbedürftig wirkt. „Der Großteil unserer Bestandswohnungen wie -gebäude an der Carl-Funke-Straße wurde in den vergangenen Jahren bereits von innen modernisiert, zuletzt sieben Gebäude in den Jahren 2020 bis 2022“, sagt Rospek dazu. Bei den wenigen im Inneren nicht modernisierten Gebäuden und Wohnungen werde dies noch erfolgen – einen konkreten Zeitrahmen dafür gebe es allerdings noch nicht.
„Was die Machbarkeit weiterer Modernisierungsmaßnahmen angeht, stehen wir mit der für Denkmalschutz zuständigen Behörde der Stadt Essen im Austausch“, sagt er. Dabei gehe es etwa um eine Fassadendämmung der Gebäude und die damit einhergehende künftige Wärmeversorgung. Konkrete Maßnahmen seien zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht geplant.
In den Straßen um den Tengelmannring, der oberhalb der Carl-Funke-Straße liegt, gibt es weitere, zahlreiche Mehrfamilienhäuser wie auch an der Heisinger Straße. Dazu kommen Neubauten, zuletzt Mietwohnungen an der Bahnhofstraße, während am Baderweg eine ganze Siedlung verschwand. Dem Abriss dort sollen ebenfalls Neubauten folgen, 43 Wohnungen sind geplant.
An der Zölestinstraße soll es nun auf dem rund 7900 Quadratmeter großen Gelände bald eine Gesamtwohnfläche von rund 6000 Quadratmetern geben. Die Wohnungen sollen 62 bis 113 Quadratmeter groß sein und sich auf die sieben zwei- und dreigeschossigen Wohngebäude mit zusätzlichem Staffelgeschoss verteilen.
Mit den Grundrissen der 2,5- bis 4,5-Zimmer-Wohnungen möchte das Wohnungsunternehmen Senioren, Singles, Paare und Familien ansprechen. „Da die Fertigstellung des Projekts an der Zölestinstraße aktuell für Sommer 2024 geplant ist, startet die Vermarktung der Wohnungen voraussichtlich im ersten oder gegebenenfalls zweiten Quartal 2024“, kündigt Jens Rospek an.
Skepsis in Essen-Heisingen mit Blick auf die Infrastruktur
Ab diesem Zeitpunkt könnten sich dann auch Interessenten bewerben. Zur Durchschnittskaltmiete gibt es derzeit noch keine Angaben. Zum Zeitpunkt des Einzuges heißt es, dass zwischen Vermarktungsstart und Mietbeginn bei Vivawest in der Regel etwa ein halbes Jahr liege.
Wer Mieter wird, kann sein Auto auf einem der insgesamt 71 Stellplätze abstellen – aufgeteilt werden diese in 65 Tiefgaragen- und sechs Außenstellplätze für die künftigen Bewohner. Hinzu sollen 15 öffentliche Stellplätze kommen, die beispielsweise Besucher nutzen könnten, und auch insgesamt 101 Fahrradstellplätze. 80 soll es in den Tiefgaragen, 21 auf dem Außengelände geben. „Neben den Wohnungen und den Stellplätzen entsteht außerdem eine Gewerbeeinheit, in die nach Fertigstellung eine Kindertagesstätte einziehen wird“, erklärt der Sprecher.
Bei all diesen Plänen gibt es neben Vorfreude auf den benötigten Wohnraum auch Skepsis im Stadtteil mit Blick auf die zahlreichen Wohneinheiten, das große Gesamtvorhaben und die Infrastruktur an der Zölestinstraße. Die Durchfahrt ist bereits wegen der vielen dort parkenden Autos oftmals erschwert. Hinzu kommt die Frage nach der Sicherheit der Kinder, ist doch der Bereich ein vielgenutzter Schulweg. Daher sorgt sich mancher, wie es erst mit den weiteren Fahrzeugen der neuen Mieter werden soll, da zu einer Wohneinheit regelmäßig mehr als ein Auto zählt. Zumal es weitere Neubaupläne für die Zölestinstraße (Richtung Lelei) gibt.
Ein weiteres Grundstück von Vivawest in Essen-Heisingen steht vor dem Baubeginn 2024
Beim Richtfest wies nun Oberbürgermeister Thomas Kufen vor allem auf die Bedeutung von Neubauprojekten hin („Wir wissen um die hohe Nachfrage nach neuem, modernen Wohnraum und arbeiten kontinuierlich daran, neue Projekte anzustoßen und zu ermöglichen“), während Uwe Eichner, Vorsitzender der Vivawest Geschäftsführung, auch die derzeit schwierigen Rahmenbedingungen nicht unerwähnt ließ.
„Wir werden grundsätzlich weiterhin in den Neubau von Wohnungen investieren“, sagte Eichner, der bei diesem Projekt mit dem Unternehmen Grenzland-Bau GmbH und dessen Geschäftsführer Marco Körkemeyer zusammengearbeitet hat, das im Stadtteil nicht nur in Kooperation mit Vivawest bereits zahlreiche Immobilien gebaut und verkauft hat.
Am Baderweg nahe des Baldeneysees wartet nun ein weiteres Grundstück von Vivawest auf den Baubeginn, wo derzeit vorbereitende Maßnahmen stattfinden. „Konkret laufen dort aktuell Verfüllarbeiten. Unter dem Grundstück verlaufen alte Bergbauschächte, die mit Beton aufgefüllt werden, um bei der Bebauung die Standsicherheit zu gewährleisten“, erläutert Jens Rospek.
Da nicht absehbar sei, wann die Verfüllarbeiten abgeschlossen sein werden, stehe der eigentliche Baubeginn noch nicht endgültig fest. „Aktuell gehen wir davon aus, dass wir Anfang 2024 starten können“, sagt der Sprecher. Weitere Pläne zu Neubauprojekten in Heisingen gibt es nicht – von Vivawest zumindest nicht.