Essen. Die Essener Philharmoniker bestehen seit 125 Jahren, das neue Programm erweist dem Jubiläum seine Reverenz. Wichtige Werke werden neu aufgeführt.
125 Jahre Essener Philharmoniker: Die kommende Konzertsaison des Traditionsorchesters steht ganz im Zeichen des stattlichen Jubiläums. Vier der zwölf Abonnementskonzerte hat der neue Generalmusikdirektor Andrea Sanguineti speziell auf dieses Ereignis zugeschnitten. Und zwar die ersten vier Programme im neuen Jahr mit Werken, die in der Geschichte des Orchesters eine Sonderstellung einnehmen.
Dazu zählt die im Jahr 1906 in Essen uraufgeführte Chorkantate „Sea Drift“ des britischen Komponisten Frederick Delius und, noch beeindruckender, die „Sinfonia Domestica“ von Richard Strauss, die der Komponist persönlich 1904 zur Einweihung des damals neuen Saalbaus dirigierte. In diesem Kontext wird auch der scheidende GMD Tomáš Netopil ans Pult der Philharmoniker zurückkehren, und zwar am 11. und 12. April mit Werken von Janáček, Bartók und Dvořák. Die Tradition großer Chorkonzerte schlägt sich auch in der Aufführung des „Te Deums“ von Anton Bruckner nieder, dessen 200. Geburtstag im kommenden Jahr ebenfalls ansteht.
Highlights aus dem „Great American Songbook“ in Essen
Am 17. und 18. August startet die russische Dirigentin Anna Skryleva den Konzertreigen mit einem Programm, das ausschließlich mit Highlights aus dem „Great American Songbook“ von Gershwin und Leonard Bernstein bestückt ist. Sein Antrittskonzert bestreitet Andrea Sanguineti am 14. und 15. September mit einer ziemlich bunt gewürfelten Programmfolge. Frank Peter Zimmermann ist Solist des Violinkonzerts von Edward Elgar, dem Richard Strauss‘ „Don Juan“ und Ottorino Respighis „Feste Romane“ folgen. Die kuriose Zusammenstellung lässt erkennen, dass Sanguineti noch Rücksicht auf bereits vor seiner Ernennung gesetzte Werke nehmen musste.
Das Eröffnungskonzert mit Anna Skryleva unterstreicht die Absicht der Intendantin Merle Fahrholz, Frauen eine möglichst starke Stimme zu geben. So wird die estnische Dirigentin Anu Tali am 9. und 10. Mai 2024 ein Programm mit Werken dreier Komponistinnen dirigieren. Darunter ein Klavierkonzert von Lera Auerbach, die auch den Solopart bestreiten wird, und die 3. Symphonie von Florence Beatrice Price, der ersten afroamerikanischen Komponistin, die im frühen 20. Jahrhundert wenigstens vorübergehend größere Anerkennung finden konnte. Das Konzert ist Teil des Komponistinnenfestivals „her voice“ im Mai des nächsten Jahres, zu dem Details später bekanntgegeben werden.
Festival NOW mit experimenteller Musik
Das gilt auch für das „Festival NOW! Für Neue Musik“, an dem sich die Essener Philharmoniker am 9. und 10. November unter Leitung von Jonathan Stockhammer mit der experimentierfreudigen Geigerin Patricia Kopatchinskaja mit Kompositionen der Altmeister Dallapiccola und Berio sowie, als Auftragswerk, dem 2. Violinkonzert von Aureliano Cattaneo beteiligen werden.
Um den Zyklus der Sinfoniekonzerte rankt sich auch in der kommenden Saison eine Fülle an Sonderkonzerten: von Kammerkonzerten über Angebote für Menschen mit Behinderung bis zu gemeinsamen Auftritten mit Götz Alsmann. Der Vorverkauf für die gesamte Saison beginnt am 10. Juni 2023 (www.theater-essen.de).