Essen-Kettwig. Auch der Wochenmarkt in Essen-Kettwig leidet unter Kundenschwund. Doch viele kommen seit vielen Jahren zum Einkauf. Was der Markt alles bietet.
Besucht man den Kettwiger Wochenmarkt, kommt einem als erstes ein Begriff in den Sinn: klassisch. Denn wie man es von einem klassischen Wochenmarkt eben kennt, finden sich hier Stände mit Obst, Gemüse, Blumen, Backwaren, Käse und Fleischereiprodukten zwischen hohen Bäumen auf einem Platz neben der Kirche unweit der charmanten Altstadt. Im Gespräch mit einigen Händlern kommt ein weiteres Attribut hinzu: traditionsreich.
„Wir stehen seit 1964 hier“, erzählt Michael Busch, der an seinem Stand frisches Obst und Gemüse verkauft. Jeden Dienstag und Freitag steht er in Kettwig, samstags auf dem Markt in Werden. „Der Werdener Markt am Samstag ist natürlich deutlich stärker besucht als hier in Kettwig“, erzählt er.
Markthändler: „Viele Stammkunden kannte ich schon als Kinder“
Wie viele Märkte, die ausschließlich unter der Woche vormittags stattfinden, leidet auch der Kettwiger Markt unter einem gewissen Bedeutungsverlust. „Es ist eben nicht mehr wie früher, dass die Männer arbeiten und die Hausfrauen Zeit haben, um auf dem Markt einzukaufen, heute ist es eben anders“, stellt Busch fest. Trotzdem kann er sich über viele Stammkunden freuen: „Die Kunden, die heute bei mir einkaufen, kannte ich oft schon als kleine Kinder. Früher kamen sie mit ihren Eltern und heute kaufen sie selbst bei mir ein, das ist einfach schön“, berichtet er.
Markthändler Michael Busch ist überzeugt: „Wochenmärkte wird es immer geben, weil das hier eine andere Art des Einkaufens ist. Man wirft nicht einfach schnell ein paar Dinge in den Einkaufswagen, sondern setzt sich mehr mit den Lebensmitteln auseinander. Hier wird sich unterhalten, und es werden Rezepte und Zubereitungstipps ausgetauscht“, berichtet er. Und kaum hat er seinen Satz zu Ende gesprochen, hört man prompt, wie zwei ältere Damen an seinem Stand die besten Spargelrezepte austauschen.
Kunden tauschen direkt vor dem Gemüsestand Spargelrezepte aus
Auch der Stand schräg gegenüber blickt auf eine lange Tradition zurück: „Wir stehen schon in vierter Generation hier auf dem Markt“, erzählt Julia Rottmann, die den Betrieb vor drei Jahren von ihren Eltern übernommen hat. Stolz zeigt sie ein altes Familienfoto. Es zeigt ihren Urgroßvater, wie er 1924 an genau diesem Platz auf dem Markt steht. Heute steht seine Urenkelin hier jeden Dienstag und Freitag auf dem Markt, mittwochs und samstags verkauft sie auf dem Markt in Heiligenhaus. „An den Tagen, die dann noch übrig sind, erledigen wir zuhause die Feldarbeit“, erzählt sie lachend.
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Beide Händler sehen auf dem Kettwiger Markt vor allem ein Problem: die Parkplätze. Die Kettwiger Altstadt mit ihren engen Gassen verfügt ohnehin eine begrenzte Anzahl an Parkplätzen, von denen an Markttagen ein Großteil durch den Markt selbst besetzt ist. Die freitags im Rathaus gegenüber stattfindenden Hochzeiten verknappen die Parkplätze zusätzlich. Viele Kunden kommen daher zu Fuß, mit dem Bus oder dem Bürgerbus. Sieht man darüber allerdings hinweg, zeigt sich der Kettwiger Markt als einladender Treffpunkt zwischen Geschäften und Cafés inmitten einer urigen Altstadt.
Infos und Service:
Markttage, Erreichbarkeit und Parkplätze: Der Markt findet jeden Dienstag und Freitag von 8-13 Uhr auf dem Platz an der Hauptstraße in Essen-Kettwig statt. Parkplätze sind knapp: an der Schulstraße gibt es eine Handvoll Parkplätze, eine Alternative stellt das Parkdeck des nur wenige Gehminuten entfernten Einkaufszentrums „Markett“ dar. Die Busse der Linien 142, 151 und 180 halten an der Haltestelle „Bürgermeister-Fiedler-Platz“ direkt gegenüber dem Markplatz.
Vielfalt des Angebots: Eine klassische Wochenmarktauswahl: Es gibt Obst und Gemüse, Blumen, Käse, Backwaren, Metzgereiprodukte und Eier, aber auch Kleidung, Taschen und einen Stand der Firma Vorwerk. Freitags kommt jeweils ein Fischstand mit Kibbeling und ein Stand mit Tiroler Wurst- und Käsewaren hinzu.
Andere Einkaufsmöglichkeiten: Der Wochenmarkt ist sehr gut in die Einzelhandelsstruktur des dorfähnlichen Stadtteils eingebettet. Wenige Schritte entfernt gibt es einen Supermarkt, einen Schreibwarenladen mit Poststelle, die Stadtteilbibliothek, einen Discountartikelhändler, kleine Geschäfte für Mode und Dekorationsartikel und einen Spielwarenladen. Rund um den Marktplatz finden sich zahlreiche Bäckereien, Cafés und Imbisse.
Snacks und Aufenthaltsqualität: Freitags gibt es einen Kibbeling-Stand, aber ansonsten keine Foodtrucks oder Imbissstände. Etwas schade, denn der Platz lädt grundsätzlich zum Verweilen ein – die Altstadt ist in Sichtweite und im Sommer spenden große Platanen angenehmen Schatten.
Toiletten und Sauberkeit: Toiletten sind auf diesem Markt nicht vorhanden, an der Sauberkeit gab es nichts zu beanstanden.
Ambiente und Sozialstruktur: Der Marktplatz befindet sich in einem einladenden Umfeld mit zahlreichen Fach- und Einzelhandelsgeschäften, Cafés und Bäckereien. In einer Gasse direkt neben dem Marktplatz befindet sich ein stark frequentierter Spielplatz, der bei gutem Wetter einen beliebten Treffpunkt darstellt. Besucht wird der Markt vor allem von älteren Menschen, Hausfrauen und Eltern in Elternzeit mit kleinen Kindern.
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