Essen. . Die Rabatt-Aktion der Ruhrbahn birgt Risiken. Der öffentliche Nahverkehr muss sich auf Dauer verbessern – und das zu attraktiven Preisen.

Es ist für den Betroffenen immer ärgerlich, wenn er für die gleiche Leistung bei einem Unternehmen deutlich mehr bezahlen muss als ein anderer Kunde. Auf der anderen Seite haben wir uns längst daran gewöhnt, dass etwa Airlines, Strom- und Telefonanbieter mit Sonderangeboten auf Kundenfang gehen. Und am Ende muss das jeder auch mitbezahlen.

Dass die Billigticket-Aktion der Ruhrbahn bei Fahrgästen, die seit vielen Jahren jede Preiserhöhung mitmachen, aber jetzt von der Rabatt-Aktion ausgeschlossen werden, Missstimmung auslöst, überrascht nicht. Die Ruhrbahn hatte auch mit solchen Reaktionen gerechnet.

Bald mehr Busse in Essen im Einsatz

Auch deshalb gab es anfangs Überlegungen im Unternehmen, Stammkunden hier und da ebenfalls in den Genuss von vergünstigten Tickets kommen zu lassen.

Aber der Zuschussgeber will, dass sich das Projekt nur auf Neukunden konzentriert, um mehr Menschen vom Auto wegzubekommen. Der Ruhrbahn sind in diesem Punkt schlicht die Hände gebunden.

Benachteiligt müssen sich die Dauerkunden trotzdem nicht fühlen. Denn zum einen bezahlt die Ruhrbahn keinen Cent extra für diese Billig-Tickets, der Etat des Verkehrsunternehmens wird hier nicht zusätzlich belastet. Zum anderen startet auch unter dem Stichwort „Lead City Essen“ im Sommer das zweite große Förderpaket. Das kostet vier Mal soviel und nutzt allen Stammkunden – Neueinsteigern wie Stammkunden. Weil ein dichterer Takt auf wichtigen Buslinien den Nahverkehr deutlich attraktiver macht.

In zwei Jahren gibt es für Essen kein Fördergeld mehr

Die Frage ist nur: Was passiert danach? Ende 2020 gibt es kein Geld mehr für den zusätzlichen Bahn- und Busverkehr und auch nicht für billige Tickets. Dann müssen diejenigen, die jetzt nach dem Schnäppchen greifen, doppelt so viel für die Monatskarte zahlen und müssen zigtausende Fahrgäste doppelt so lange auf ihren Bus warten. Nachhaltig wäre das nicht.

Deshalb: Der Nahverkehr muss auf Dauer besser werden – und das zu attraktiven Preisen. Für jeden.