Pierre Pahlke aus Essen ist seit fünf Jahren verschwunden
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Essen. . Die Großmutter von Pierre Pahlke gibt die Hoffnung auf ein Wiedersehen nicht auf: „Ich spüre, dass er lebt.“ Es gibt aber keine neuen Hinweise.
Vera Pann seufzt. Ja natürlich, sagt die 74-Jährige, sie wisse, warum die Zeitung an diesem Sonntagmittag bei ihr in Leithe anruft. Um einmal mehr zu erfahren, wie es ihr geht, ob sie vielleicht doch etwas Neues weiß, sich womöglich die Polizei bei ihr oder ihrem Mann Wolfgang gemeldet und gesagt hat, wo ihr Enkel stecken könnte, der heute vor fünf Jahren spurlos verschwand.
Vera Pann schüttelt den Kopf: Nein, es gibt keine Neuigkeiten zu Pierre Pahlke, dem geistig behinderten jungen Mann aus der Heimstatt Engelbert, der als 21-Jähriger das letzte Mal am 17. September 2013 zwischen 19.15 und 20 Uhr im Penny Markt an der Ernestinenstraße in Frillendorf gesehen worden war, bevor sich seine Spur verlor.
Eine enge Beziehung zu den Großeltern
„Ich spüre, dass er lebt.“ Dieses Gefühl hat Vera Pann auch nach all den Jahren der quälenden Ungewissheit darüber, was Pierre widerfahren sein könnte, bis heute nichts und niemand nehmen können. Zu lebendig sind die Erinnerungen an ihren Enkel, der auf den vielen Bildern in der Wohnung immer gegenwärtig ist. Er pflegte eine enge Bindung zu ihnen und seine Großeltern zu ihm. Pierres Mutter ist bei seiner Geburt gestorben, der Junge lebte fortan mit einer Behinderung durch Sauerstoffmangel.
Chronik der Suche: Vermisstenfall Pierre Pahlke
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An dem so plötzlichen wie unerklärlichen Verschwinden des fröhlichen, wenn auch schüchternen jungen Mannes haben viele Menschen Anteil genommen. Die Jahre gingen ins Land, doch Pierres rätselhaftes Schicksal ist offenbar nicht in Vergessenheit geraten: „Die Leute fragen immer noch: Hast du noch nichts von ihm gehört?“
Eine Frage, die nicht nur Vera Pann, sondern auch die Polizei immer wieder verneinen muss. „Es gibt keine neuen Erkenntnisse“, sagt Polizeisprecher Christoph Wickhorst, „und auch keine Hinweise“. Den letzten vielversprechenden bekamen die Ermittler der Kripo im November 2015: Damals meldete ein Privatdetektiv, den die Familie engagiert hatte, dass zwei Frauen Pierre im Amsterdamer Rotlichtviertel gesehen haben wollen. Auch die niederländische Polizei schaltete sich mit in die Suche ein. Doch sie blieb genauso ohne Erfolg wie all das andere Nachforschen.
21 Langzeitvermisste sind der Polizei bekannt
Wie in anderen Fällen auch: Für Vera Pann dürfte es kein Trost sein, dass die Akten der Essener Polizei 21 Langzeitvermisste kennen, 15 Männer und sechs Frauen aus Essen und Mülheim, von denen über ein Jahr jede Spur fehlt. Bis zu 30 Jahre lang werden diese Fälle bearbeitet, danach wird in jedem einzelnen entschieden, ob sie für immer als ungeklärt gelten werden, sagt Wickhorst.
Im Präsidium kümmern sich drei Ermittler ausschließlich um die Suche nach Vermissten. Je nach Lage und Dringlichkeit können sie einen ganzen Apparat in Bewegung setzen: mit Tauchern, Hubschraubern, Hundertschaften, Spürhunden, Handy-Ortung und Öffentlichkeitsfahndung, auch mit Unterstützung von Taxi- oder Bus- und Bahnfahrern. Die Zahl der tatsächlichen Vermissten-Fälle, die die Spezialisten am Ende bearbeiten müssen, ist dabei weiter gestiegen: von 135 im Jahr 2014 über 175 (2015) und 223 (2016) auf 256 im vergangenen Jahr.
Manchmal ist es nur ein Hinweis, der zur Aufklärung führen kann. Auch Vera Pann hofft sehr darauf: „Die 30 000 Euro, die die Familie dafür ausgelobt hat, liegen immer noch auf unserem Konto.“
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