Essen. . Evonik hat über zwei Millionen Euro an fünf Parteien gespendet. Aber nicht alle Essener Firmen und Privatleute sind so spendabel. Eine Übersicht.
Die Überweisung aus Essen kommt einmal im Jahr, meistens im Herbst. Dann frohlocken die Bundesschatzmeister von CDU und SPD, FDP und Grünen, weil diese Spende von der Rellinghauser Straße in ihren Partei-Etats nicht kleckert, sondern klotzt: Mal 80 000, mal 90 000 Euro erhalten die „GroKo“-Parteien vom Spezialchemie-Hersteller Evonik. Und die beiden kleineren dürfen sich meist über jeweils 20 000 Euro freuen. So großzügig zeigt sich seit Jahren kein anderes Essener Unternehmen. Wenn’s überhaupt einen Euro gibt.
„Zugleich eine Spende für Demokratie“
Regelrecht verblüfft reagieren jedenfalls manche Unternehmenssprecher auf die Frage nach Parteispenden: Man wolle „überparteilich sein“, heißt es bei Thyssenkrupp, reine Spenden seien „schon lange (seit 2007) kein Thema mehr“ , versichert E.ON und der Energieriese RWE („Wir sind politisch neutral“) hat sogar in seinem Verhaltenskodex stehen: Parteien geben wir nix.
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Gut möglich, dass manchem Dickschiff der Essener Wirtschaft die ethisch begründete Zurückhaltung ganz gut in den Kram passt, weil die Geschäfte eh schon mal besser liefen – bei Evonik begründet man den finanziellen Einsatz aber ausdrücklich mit der Einmischung, der Verantwortung fürs Gemeinwesen: „In meinen Augen ist jede Spende an die Parteien im demokratischen Spektrum zugleich eine Spende für Demokratie“, so focht der ehemalige Evonik-Vorstandschef Klaus Engel schon vor Jahren im Polit-Magazin „Cicero“ – und fand sich durch jeden Verdacht einer möglichen Einflussnahme „diskreditiert“.
Umgekehrt, so signalisiert das Unternehmen, wird ein Schuh draus: Eben weil man durchgehend spende – mehr als zwei Millionen Euro seit dem Jahr 2000 – sei der Vorwurf der gezielten Einflussnahme absurd.
Linke und AfD dürfen kaum auf Evonik offen
Eine Einschränkung aber gibt’s: Die demokratische Mitte will man stärken. Linke und AfD dürfen also wohl kaum auf Spenden hoffen. Bis 2014 bedachte Evonik übrigens auch die CSU noch, die Grünen kamen erst ab 2013 in den Genuss von Zuwendungen.
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Ohnehin sind Spenden von Unternehmen oder Branchen-Verbänden nur e i n e Säule der Parteienfinanzierung: Angezapft werden auch die Mandatsträger, die zum Teil ein Viertel ihrer Bezüge oder mehr an die Partei durchreichen. Und so finden sich in der Liste jener 43 Essener Geldgeber, die seit 2000 mindestens in einem Jahr eine Spende von 10 000 Euro oder mehr an eine Partei geleistet haben gleich 23 Mandatsträger: (Ex-) Oberbürgermeister, Ratsmitglieder, Landtags-, Bundes- oder Europa-Abgeordnete. Der grüne Abgeordnete Kai Gehring etwa brachte es so binnen zehn Jahren auf Spenden von über 214 000 Euro, Ratsherr Wolfgang Freye von den Linken auf immerhin gut 82 000 Euro.
352 420 Euro und 50 Cent von Herrn Zechmeister
Und mancher taucht in keinem Rechenschaftsbericht einer Partei auf, weil eine Jahresspende von 9999 Euro schon unter der Veröffentlichungspflicht liegt, die erst ab 10 000 Euro beginnt – und schon von vorgestern ist, wenn sie offenliegt. Nur Spenden über 50 000 Euro werden vom Bundestags-Präsidenten sofort bekanntgegeben.
Und so wissen wir, dass am 22. Mai in Essen 352.420 Euro und 50 Cent als Parteispende eingegangen sind. Ein Herr Zechmeister aus Bad Orb war so großzügig. Empfänger: die DKP.
>>> HINTERGRUND: SPENDER UND SPENDEN
- Diese Tabelle listet jeden Essener Geldgeber auf, der 2000 bis 2016 mindestens einmal eine Jahresspende ab 10 000 Euro leistete. Die Beträge wurden summiert, falls es in den betreffenden Jahren mehr als eine Spende war.
- Für 2017 sind erstmal nur die Großspenden von Evonik – je 80 000 Euro für SPD und CDU – enthalten.
- Als Quelle dienten die offiziellen Rechenschaftsberichte der Parteien, ausgewertet per Datenbank des gemeinnützigen Kölner Vereins Lobby Control.
Spender: | Spende: | an wen? |
Altenkamp, Britta | 11.868 € | SPD |
Brost, Anneliese | 68.400 € | SPD |
Bruckmann, Hans-Günter | 10.735 € | SPD |
DBG Beteiligungsges. | 48.500 € | CDU |
DBH Deutsche Beteiligungsholding | 34.000 € | CDU |
DI HAG | 14.900 € | CDU |
Eckenbach, Jutta | 10.760 € | CDU |
E.ON AG | 400.000 € | SPD |
300.000 € | CDU | |
200.000 € | CSU | |
200.000 € | FDP | |
EST Marketing-Service | 22.924 € | SPD |
Evonik Industries AG | 791.500 € | SPD |
704.500 € | CDU | |
150.000 € | CSU | |
358.000 € | FDP | |
80.000 € | Grüne | |
Freye, Wolfgang | 82.786 € | Linke |
Funke Mediengruppe | 15.000 € | CDU |
Gagfah GmbH | 20.000 € | SPD |
20.000 € | CDU | |
Gehring, Kai | 214.369 € | Grüne |
Geier, Jens | 10.757 € | SPD |
Giesecke, Gabriele | 22.577 € | Linke |
Giesen, Ralf | 31.672 € | SPD |
Hauer, Matthias | 12.180 € | CDU |
Heidenblut, Dirk | 37.323 € | SPD |
Hinz, Petra | 11.542 € | SPD |
Hock, Gudrun | 10.725 € | SPD |
Jäger, Annette | 10.199 € | SPD |
Jelinek, Rudolf | 11.267 € | SPD |
Klare, Arno | 10.387 € | SPD |
Königshofen, Norbert | 10.614 € | CDU |
Kufen, Thomas | 68.769 € | CDU |
Lotz, Peter | 10.170 € | SPD |
Lötzer, Ursula | 81.605 € | Linke |
Marschan, Rainer | 53.137 € | SPD |
Mfi Management für Immobilien AG | 22.500 € | FDP |
15.000 € | CDU | |
Mostofizadeh, Mehrdad | 38.632 € | Grüne |
Movassat, Niema | 145.527 € | Linke |
Oschatz GmbH | 42.000 € | CDU |
Papenfuß, Heinz | 33.960 € | CDU |
Paß, Reinhard | 58.994 € | SPD |
RAG AG | 100.000 € | SPD |
82.000 € | CDU | |
50.000 € | FDP | |
30.000 € | CSU | |
RAG Holding | 50.000 € | FDP |
Rommelspacher, Th. | 66.080 € | Grüne |
RWE AG | 26.910 € | SPD |
Schmutzler-Jäger, H. | 12.605 € | Grüne |
Schoeneberg, Thomas | 42.000 € | SPD |
Schumann, Erich | 409.032 € | CDU |
Trimet AluminiumAG | 45.500 € | CDU |