Essen. . Nur halb so viele Teilnehmer wie angemeldet kamen zur rechten Kundgebung „Eltern gegen Gewalt“. Mehr Zulauf bei der Gegendemo. Vier Festnahmen.

1000 Demonstranten hatte die rechte Gruppierung „Eltern gegen Gewalt“ bei ihrer Demo in Steele erwartet, erschienen sind allerdings nur halb so viele: Rund 500 Teilnehmer kamen auf den Dreiringplatz zusammen, um Stimmung zu machen gegen Flüchtlinge, Regierung und Presse. Mehr Zulauf hatte das breit aufgestellte Bündnis „Essen stellt sich quer“: Die Veranstalter zählten 800 Demonstranten, die sich auf dem Parkplatz oberhalb des Dreiringplatzes versammelten und sich gegen Rechtsextremismus stellten. Ebenfalls mit mehreren hundert Einsatzkräften vor Ort war die Polizei. Sie sorgte für einen weitgehend friedlichen Ablauf.

Nur ein kleiner Zwischenfall trübte die positive Bilanz: Als die Teilnehmer der rechten Demo mit ihrem Zug durch Steele begannen, machten sich laut Polizei auch rund 20 Gegendemonstranten auf, „wohl mit der Absicht, den Aufzug zu stören“, so Polizeisprecher Lars Lindemann. Doch daraus wurde nichts: Die Polizei verhinderte ein Zusammentreffen beider Gruppen.

Polizei schrieb mehrere Anzeigen

„Vier vermummte Gegendemonstranten haben dabei Widerstand geleistet und es kam zu einer kleinen Rangelei mit der Polizei“, berichtet Lindemann. Die Polizei nahm die vier Störer, von denen drei noch minderjährig waren, bis zum Ende der Veranstaltung in Gewahrsam. Sie erhalten Strafanzeigen wegen Vermummung, Widerstands und Landfriedensbruch. Zudem schrieb die Polizei zwei weitere Anzeigen: eine wegen Beleidigung.

Bei der Bundespolizei, die neben dem Steeler Bahnhof auch die Hauptbahnhöfe in Essen und den Nachbarstädten sicherte, hatte man mit mehr Problemen gerechnet, räumt deren Sprecher Volker Stall an. Gerade mal insgesamt 70 bis 90 Demonstrationsteilnehmer beider Lager seien mit der Bahn angereist. „Es ist wohl der friedlichste Einsatz, den die Bundespolizei seit langem hatte“, resümiert Stall.

AfD-Betrüger durfte reden

Um 14 Uhr begann die von Sympathisanten der rechten Szene angemeldete Demo: Unter den Rednern war auch der Ex-AfD-Politiker Thomas Matzke, der als Höcke-Freund gilt. Der ehemaligen Chef des AfD-Kreisverbandes Rhein-Sieg wurde aus der rechten Partei ausgeschlossen, da er Spendengelder gestohlen haben soll. Auf der Demo schimpften er und drei weitere Redner über die „unehrliche Politik und Presse“ und beschworen durch Flüchtlinge ausgelöste Untergangsszenarien. Die Demonstranten von „Essen stellt sich quer“ kommentierten dies mit lautstarken Pfiffen. Deren Redner warben für ein friedliches Miteinander. Gegen 16 Uhr lösten sich beide Kundgebungen friedlich auf.