Essen. . Für Pkw-Fahrer die ihren Diesel aufgeben und auf Bus und Bahn umsteigen, soll es günstigere Tickets geben. Preisnachlass auch beim Firmenticket?

Zwar wird es in Essen doch keinen kostenlosen Nahverkehr für jedermann geben. Oberbürgermeister Thomas Kufen plädiert aber für verbilligte, möglicherweise auch befristete kostenlose Ticket-Angebot für Autofahrer, die ihr Diesel-Fahrzeug abmelden und auf Bahn und Bus umsteigen wollen.
Außerdem spricht er sich für finanzielle Hilfen für Kfz-Halter aus, die ihren Diesel nachrüsten und damit den Stickoxid-Ausstoß reduzieren wollen. „Ich finde, das sind sehr gute Ideen“, sagte der OB dieser Zeitung. Finanziell fördern könnte dies die Bundesregierung, die Essen und vier weitere Kommunen als Teststädte für bessere Luft auserkoren hat. „Wir werden Mittel vom Bund bekommen“, freute sich der OB.

So will Essen die Luft sauberer machen

Auch wenn die Städte dem kostenlosen Nahverkehr vorerst eine Absage erteilten, zeigte sich der OB am Montag nach einem Treffen mit den Oberbürgermeistern der anderen Modellstädte und dem Bundesumweltministerium in Bonn „optimistisch“. Es werde jetzt ein „ganzer Strauß“ von möglichen Maßnahmen geprüft, die dazu geeignet sein könnten, die Luftbelastung in Essen schnell zu verringern.

Bereits Mitte März wird Essen der Bundesregierung eine Vorschlagsliste präsentieren. „Es geht in erster Linie darum, Diesel-Fahrverbote zu vermeiden“, betonte der Oberbürgermeister im Gespräch mit dieser Zeitung. Deshalb konzentriere man sich auf Projekte, die dieses oder nächstes Jahr realisiert werden können und bereits 2020 zu einer weiteren Verringerung der Stickoxid-Belastung führen. Der Nulltarif im Nahverkehr sei, so Kufen, auch aus dem Grund abgelehnt worden, weil er sich nicht kurzfristig einführen lasse.

Vielmehr sollten zügig Anreize geschaffen werden, damit Pkw-Fahrer auf Bahn, Bus oder Rad umsteigen. Das können Rabatte oder Freimonate für neue Abo-Kunden sein, die ihr Auto aufgeben. Oder ein Multimodalticket, das Fahrgästen Preisnachlässe für Mieträder, Car-Sharing und Taxi gewährt.

Preisnachlass auch für das Firmenticket in Essen?

Kufen und die Umweltdezernentin Simone Raskob begrüßen aber auch eine Vergünstigung des Firmentickets. „So geben wir Pendlern Anreize, auf freiwilliger Basis ihr Auto stehen zu lassen und mit Bahn und Bus zur Arbeit zu fahren“, berichtete Raskob. Der OB kündigte jetzt Gespräche mit der Ruhrbahn an, um verschiedene Preismodelle zu erörtern. Auch wird ein stärkerer Takt erwogen.

Viel verspricht sich Kufen von einer technischen Nachrüstung der Diesel-Fahrzeuge. Hier seien finanzielle Hilfen nötig und die Autohersteller sowie die Bundesregierung gefordert. „Ein Großteil der Stickoxidbelastung ist auf die Diesel-Fahrzeuge zurückzuführen“, betonte der OB. Weit mehr als 100 000 Dieselautos in Essen entsprechen nicht der aktuellen Abgas-Norm Euro 6. Von diesen möglichst viele umzurüsten, wäre ein entscheidender Beitrag zur Luftreinhaltung, glaubt Umweltdezernentin Raskob.

>>ÜBER 159 000 DIESEL-FAHRZEUGE IN ESSEN

Am Dienstag urteilt das Bundesverwaltungsgericht Leipzig, ob nach jetziger Rechtslage Fahrverbote für Diesel-Autos in einzelnen Städten verhängt werden dürfen.

Allein in Essen hat nahezu jedes zweite zugelassene Fahrzeug einen Diesel-Motor. Die aktuellsten Zahlen: Am 21. Februar waren 159 278 Dieselfahrzeuge zugelassen, davon 136 418 Pkw oder Kombi, von denen aber nur 25 509 die Euro-6-Norm erfüllen.