Essen. . NRW fördert den geplanten Erwerb von 13 heruntergekommenen Objekten mit 5,7 Millionen Euro binnen fünf Jahren. Ein Geschäft wird das aber nicht.
Versiffte Fassaden und Ungeziefer im Hausflur, wilde Müllhaufen im Hinterhof und Leerstände ohne Kümmerer – manchmal reicht schon eine einzige heruntergekommene Bruchbude, und ein ganzes Viertel kommt in Verruf. Um skrupellosen Vermietern ihr Geschäft vor allem mit Zuwanderern aus Südosteuropa zu durchkreuzen, stehen in den letzten Monaten deshalb immer wieder Polizei, Ordnungs- und Jugendamt bei Razzien auf der Matte – mit einigem Erfolg.
Jetzt will die Stadt den Schrottimmobilien noch auf anderem Wege beikommen – indem sie diese kurzerhand aufkauft und dann dem Erdboden gleichmacht oder einem vermieterischen Neuanfang den Weg ebnet. Geplant ist, dazu in den kommenden fünf Jahren gut sechs Millionen Euro in die Hand zu nehmen – den Blick auf eine Liste von rund 13 Objekten gerichtet, die allesamt in vier sozial schwächeren Stadtteilen liegen: in Altenessen-Süd und dem Nordviertel, in Altendorf und Katernberg.
Viel Aufwand – und eher bescheidene Erträge
Problematische Immobilien mit entsprechenden Auswirkungen aufs Wohnumfeld gibt es zwar auch noch andernorts, aber in den genannten Stadtteilen winken üppige Fördergelder des Landes NRW, 5,7 Millionen Euro wurden Essen bereits im November zugesagt.
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Das klingt für die Stadt und die von ihr als „Problemimmobilien-Löser“ ins Auge gefasste städtische Grundstücksverwaltung GVE nach einem guten Geschäft. Aber es ist keines. Denn Aufkauf und Abriss, die behutsame Umverteilung der mitunter problematischen Mieterschar und der provisorische Weiterbetrieb der Immobilien stehen in einem eher ungünstigen Verhältnis zu den bescheidenen Erträgen, die da womöglich winken. Den Gewinn zieht die Stadt vielmehr aus dem Umstand, dass sie Brennpunkte entschärft oder gar nicht erst entstehen lässt.
Kein Geschäft mit Schrottimmobilien zulassen
Die Stadtverwaltung, die sich von der Politik vergangene Woche erste Schritte ihrer Konzeption absegnen ließ, ist sich dabei darüber im Klaren, auf welchem schmalen Grat sie wandelt. Schließlich gilt als denkbar, dass mancher Vermieter die Vernachlässigung seiner billig aufgekauften und eigentlich unbewohnbaren Immobilien zum neuen Geschäftsmodell entwickeln könnte – indem er seine Häuser am Ende überteuert veräußert, um mit dem Erlös prompt neue Billig-Behausungen auf den Miet-Markt zu werfen.
Die Stadt will dagegensteuern, erwägt, von ihrem Vorkaufsrecht genauso Gebrauch zu machen, wie von der Chance, bei Zwangsversteigerungen den Zuschlag zu bekommen. Allzu große Hektik wird dabei nicht aufkommen: Mehr als fünf bis zehn Immobilien pro Jahr werde man zu Beginn wohl kaum erwerben können, heißt es bei der GVE, 50 bis 60 Objekte stehen auf ihrer Liste. So schnell wird Essen seine Problemhäuser also nicht los.
>>> INFO: Problemhaus gekauft – und dann?
Eine Stadt, die knapp bei Kasse ist, tut gut daran, jene Maßnahmen zu ergreifen, die „förderfähig“ sind. Für Problemhäuser heißt das: ankaufen, Dach und Fach sanieren oder abreißen, einen Park draus machen.
Auf eigene Faust sanieren – dafür gibt’s kein Geld. Also soll neben der Grundstücksverwaltung GVE auch der Allbau mit ins Boot, denn die Lagen der Problemhäuser sind nicht zwingend schlecht. Und Wohnraum gefragt.