Essen. . Platz 9 geht verlustig, denn Leipzig zählt nur noch 3436 Einwohner weniger und wächst weiter rapide. Essen Aufwärtstrend kommt zum Erliegen.

  • Mit 586 035 Einwohnern lag die größte Stadt Sachsens Ende September nur noch knapp hinter Essen
  • Ein Grund: Essen verdiente sich den Titel einer „wachsenden Stadt“ nur dank der zahlreichen Flüchtlinge
  • Auch andere Städte könnten die Ruhrstadt überholen, weil Essen deutlich kleiner ist als diese

Dass Essen als neuntgrößte Stadt der Republik nicht viel Aufhebens von sich macht, könnte man mit der hiesigen Bescheidenheit erklären, aber natürlich ärgert es viele, dass andere Kommunen im Land stärker wahrgenommen werden.

Schon deshalb müssen die Essener jetzt ganz tapfer sein, denn ein neuer Konkurrent schickt sich an, die Ruhrmetropole zu überholen: Leipzig hat sich mit seinem rapiden Bevölkerungs-Wachstum Ende September bis auf 3436 Einwohner an Essen herangepirscht; es dürfte nur noch eine Frage weniger Monate sein, bis die sächsische Metropole Essen überflügelt und auf den bundesweiten Platz 10 verdrängt.

„Wachsende Stadt“ – nur der Flüchtlinge wegen

Und dies, obwohl Essen auch zum letzten Stichtag noch an Einwohnern zulegen konnte: 589 471 Personen mit Hauptwohnsitz zählten die städtischen Statistiker am 30. September, das sind 326 Menschen mehr als zum Jahreswechsel.

N u r 326 könnte man sagen – gemessen an dem Zuwachs von mehr als 4300 Einwohnern allein im vergangenen Jahr. Spürbar wird hier, dass der Triumph, Essen wieder zur „wachsenden Stadt“ gemacht zu haben, nur auf dem Zuzug von Flüchtlingen gründete. Wenn diese Quelle – trotz mancher Familienzusammenführung – absehbar versiegt, wird sich wohl zeigen: Der Wanderungs-Saldo (also sämtliche Zuzüge abzüglich der Fortzüge) kann den Sterbeüberschuss von rund 1800 Essenern pro Jahr (alle Geburten abzüglich der Sterbefälle) kaum noch ausgleichen.

Essen erlebte einen beispiellosen Einwohnerschwund

Und so wird Essen wohl seinen Platz 9 unter den einwohnerstärksten Großstädten räumen müssen – so wie in den Jahren zuvor schon die Plätze 5 bis 8, geschuldet einem beispiellosen Einwohnerschwund von einst 731 000 (aufs heutige Stadtgebiet umgerechnet sogar 750 000) Einwohnern auf unter 570 000 im Jahre 2012. So musste Essen den über vier Jahrzehnte gehaltenen fünften Rang Ende der 1980er Jahre an Frankfurt am Main abtreten. Um das Jahr 2002 herum schoben sich Stuttgart und Dortmund an Essen vorbei, 2008 dann auch Düsseldorf.

Und jetzt wohl Leipzig, das nach dem Zweiten Weltkrieg schon einmal bei der Einwohnerzahl auf dem vierten Platz und damit vor Essen lag. Und das später einen ähnlichen Bevölkerungsschwund verkraften musste, vor allem nach der Wende 1989, in deren Folge man bis unter die 450 000er Marke rutschte. Dass die Stadt inzwischen sogar wieder die 600 000er Marke anpeilt, liegt neben hohen Wanderungsgewinnen auch an Eingemeindungen, die Mitte bis Ende der 1990er Jahre Leipzigs Stadtgebiet auf 298 Quadratkilometer in etwa verdoppelten.

Essen – große Stadt mit wenig Platz

Auch der Revier-Rivale Dortmund kommt auf eine vergleichbare Fläche, und knackte schon Ende 2016 die 600 000er-Marke, der Essen – seit es 1999 darunter rutschte – weiter hinterherhechelt. Essen kann aber auch nur auf 210 Quadratkilometer Fläche verweisen, was die Suche nach geeigneten Grundstücken für die städtebauliche Entwicklung deutlich schwieriger macht – und schnell am Streit um die Bewahrung von Natur scheitern lässt.

Das lässt ahnen, wie schwer es werden könnte, in der „Top Ten“ der deutschen Großstädte zu bleiben. Denn auf den folgenden Plätzen elf und zwölf liegen Bremen und Dresden, und beide Städte haben für Neubürger vor allem dies: viel Platz.