Essen/Düsseldorf. . In dieser Woche starten die Reparaturarbeiten auf der stillgelegten Strecke der S6 in Essen. Unklar bleibt, wann die Züge wieder fahren dürfen.

  • Die Strecke der S6 bleibt auch die nächsten Wochen zwischen Villa Hügel und Hauptbahnhof gesperrt
  • Mehrere in 30 Meter Tiefe entdeckte Hohlräume unter der Gleistrasse müssen verfüllt werden
  • Die DB setzt ab Mittwoch zusätzliche Pendelbusse für den Schienenersatzverkehr ein

Tausende Pendler müssen in diesen Tagen lange Wartezeiten und Umwege in Kauf nehmen. Sie können die wichtige Nahverkehrsstrecke der S-Bahn-Linie S6 zwischen Düsseldorf und Essen-Hauptbahnhof nicht mehr nutzen. Wegen der aufgetretenen Bergwerksschäden bleibt der Abschnitt zwischen dem Halt Hügel und dem Hauptbahnhof auf unbestimmte Dauer komplett gesperrt. Die Reparaturarbeiten benötigen mehrere Wochen, möglicherweise länger. Eine gesicherte Prognose ist laut DB-Sprecher Dirk Pohlmann aktuell nicht möglich. Er will nicht in die Glaskugel schauen.

Das hatte er einmal gemacht. Und zwar vor über drei Jahren, als die alte störanfällige Bahnstrecke der S6 zwischen Werden und Ratingen runderneuert wurde. Da sagte er noch, dass nach der Sanierung der S6-Trasse „zu 99,9 Prozent keine Störungen“ mehr auftreten würden. Und jetzt der Totalausfall. Pohlmann ahnte damals nicht, dass unweit der historischen Station Hügel Dutzende Meter in der Tiefe der nächste große Sanierungsfall eintreten würde.

S-Bahnstrecke aus Sicherheitsgründen gesperrt

Am 18. Oktober schlugen Strecken-Kontrolleure Alarm. Bei einer routinemäßigen Begehung des Bahnabschnittes machte sie eine auffällige Wölbung der Stützmauer nördlich des Bahndammes hinter der Brücke misstrauisch. Da bekannt war, dass sich in der Nähe Flöze aus dem früheren Bergwerksabbau befinden, konnte ein Tagesbruch nicht ausgeschlossen werden. Pohlmann: „Wir mussten die Strecke aus Sicherheitsgründen sperren.“ Zwischen Hügel und Stadtwald rollte nichts mehr.

Die Deutsche Bahn hoffte zunächst, dass der Zugverkehr bald wieder laufen würde und beließ es erstmal bei einem Notfahrplan für den Schienenersatzverkehr. Gerade mal zwei Busse verkehrten zwischen Essen-Kettwig und Hauptbahnhof. Während der Rushhour konnten viele wartende Fahrgäste nicht mitgenommen werden. Darunter Pendler Ulrich M., der täglich mit der S6 nach Düsseldorf-Rath fährt. Am Dienstag wartete er seit sechs Uhr früh an der Station Stadtwald auf den Pendelbus. Der kam erst um 6.54 Uhr und war so voll, „dass ich nicht mehr mit durfte“, klagte der Essener.

Pendler müssen lange Wartezeiten in Kauf nehmen

Zwar bliebe als Alternative noch der Umweg über Duisburg mit der S1. Aber wegen der aktuellen Gleisbauarbeiten im Düsseldorfer Norden wird der Bahnverkehr dort an der Großbaustelle eingeschränkt, ist für die S1 bereits in Duisburg-Großenbaum Endstation. „Für die Fahrgäste ist es im Moment etwas schwierig“, räumt Pohlmann ein. Immerhin: Ein Busunternehmer stellt jetzt zusätzliche Fahrzeuge zur Verfügung. Ab Mittwoch fahren die Pendelbusse zwischen Kettwig und Hauptbahnhof im 20-Minuten-Takt.

Die DB arbeitet derzeit eng mit den Bergbaufachleuten der Arnsberger Bezirksregierung zusammen. Mehrere Hohlräume wurden bereits in 30 Meter Tiefe ausgemacht, weitere werden vermutet. Alle zehn Meter frisst sich ein Bohrer in die Tiefe. Ein 400 Meter langer Abschnitt muss Richtung Essen sondiert werden. Das dauert. Vielleicht, so Pohlmann, weiß man in einer Woche mehr über das Ausmaß des Schadens und über die Dauer der Arbeiten. Vielleicht.

Solange will die DB nicht warten. Die Vorbereitungen für die Sanierung laufen auf Hochtouren. Spezialfirmen sind vor Ort. Mehrere Silos für das Betongemisch werden aufgestellt. Noch in dieser Woche beginnen die Arbeiter damit, die Hohlräume zu verfüllen. Rund um die Uhr wird dann geschuftet. Damit die S6 wieder fahren kann – irgendwann.

>>BAHNSTRECKE IST ÜBER 140 JAHRE ALT

Die Bahnstrecke zwischen Werden und Hauptbahnhof zählt zu den ältesten. Sie wurde 1877 in Betrieb genommen. Die S6 verkehrt dort seit über 40 Jahren.

Als besonders historisch bedeutsam gilt der Halt an der Villa Hügel. Friedrich Alfred Krupp hatte für den Bau des Bahnhofes gesorgt, um Staatsgästen einen direkten Zugang zur Villa Hügel zu ermöglichen. 1890 wurde die damalige „Haltestelle Bredeney“ eröffnet.

Heute spielt die Station im Nahverkehr mit nur wenigen hundert Fahrgästen am Tag keine besondere Rolle.