Essen. Kleinere Variante für 25 500 Zuschauer mit Ausbaureserve geplant. Politik will 32-Millionen-Projekt in einer "großen Koalition" am Montag absegnen.
Der bronzene Helmut Rahn hat von hier aus alles im Blick: die bröckelnde Haupttribüne und den trostlosen Parkplatz, das angesiffte VIP-Zelt und das Loch, wo einst die legendäre Westkurve stand, die Pokale in den Fenstern des zweiten Stocks und das kleine Schild, das sie an die Stadion-Rückwand gepappt haben: "Ball spielen streng verboten! Eltern haften für ihre Kinder."
Ja, wenn es nicht so trostlos wäre, man könnte lachen über den unfreiwilligen Humor, den sie hier an der Hafenstraße 97a seit vielen Jahren an den Tag legen - legen müssen, mit einem maroden Stadion, das in den 50ern topmodern war und ein halbes Jahrhundert später abbruchreif daherkommt.
"Handelshof"-Erlös füllt die Finanzlücke
Folglich wird seit Jahren der Traum vom neuen Stadion genährt - und seit Jahren verschoben, immer wieder. Doch der kommende Montag soll die Wende bringen: In einer gemeinsamen (und bislang noch geheim gehaltenen) Runde von Stadt, Rot-Weiss Essen, den Unternehmensberatern von Roland Berger und den Vertretern der großen Ratsparteien soll der Neubau des Stadions fest verabredet werden.
"Die Sache ist rund", sagen die mit dem Projekt betrauten Leute im Rathaus: Geplant ist ein im Vergleich zu früheren Plänen abgespeckter Bau mit einer Kapazität von rund 25 000 Besuchern, ein Konstrukt, das im Erfolgsfall zu einem späteren Zeitpunkt noch mal auf 32 000 Gäste aufgestockt werden kann. Kostenpunkt: rund 32 Millionen Euro.
Finanziert werden soll das Vorhaben von Stadt und Sponsoren: Acht Millionen Euro hat Evonik (ehemals RAG) zugesagt, fünf Millionen sollen von der Sparkasse kommen, weitere 7,5 Millionen fließen aus dem Stadtsäckel. Den immer noch stattlichen Rest von etwa zwölf Millionen Euro will man aus dem Erlös des "Handelshofes" bestreiten, dem prächtigen, erst vor wenigen Jahren sanierten Hotelbau gleich gegenüber dem Essener Hauptbahnhof.
Wichtigster Teil der Verabredung: Der Neubau soll auch für den Fall in Angriff genommen werden, dass die Kicker von RWE den 10. Platz der jetzigen Regionalliga nicht halten können und in der kommenden Saison viertklassig spielen müssen. Es ist dies, was die Unternehmensberater von Roland Berger in ihren Kalkulationen das "Abseits"-Szenario nennen - im Gegensatz zum "Offensiv"-Szenario, das den Verbleib in der - künftig eingleisigen - dritten Fußballliga sichert. Ein Sieg am Samstag zuhause gegen den Tabellen-17. VfB Lübeck würde reichen.
Es ist das verbreitete Gefühl des "Jetzt-oder-nie", welches das Projekt möglich macht, "und die einzigen, die das Vorhaben noch torpedieren könnten, sind die Leute vom Verein", heißt es im Rathaus: Der müsse sich professionellen Strukturen öffnen und die starke Marke des "gefühlten Erstligisten" Rot-Weiss Essen gewinnbringend platzieren lernen.