HAUPTBAHNHOF. Im Juli startet endlich die lang ersehnte Sanierung, dennoch kann die Politik etwas Enttäuschung nicht verhehlen.

Er wird so sein wie jetzt, damit das klar ist. Nur schöner. Wird sich aufgeräumter geben, mit klaren Wegeführungen und Baukanten, wird von draußen transparenter wirken und von drinnen heller, luftiger, freundlicher. Nun gut, auf den Bildern, die Markus Schirmer dem städtischen Planungs-Ausschuss an diesem Nachmittag auf der Leinwand zeigt, lässt sich der schöne neue Essener Hauptbahnhof allenfalls erahnen.

Aber das wäre nicht so schlimm, würde der Diplom-Ingenieur der beauftragten Firma Bauconsult Darmstadt/Dresden nicht so auf den Werbe-Putz hauen: "Ein sehr ambientereiches Entree? für einen Hauptbahnhof" hat er der versammelten Politikerschar gerade versprochen, "blumig und sehr literarisch" spottet der Ausschuss-Vorsitzende Gerd Mahler (SPD), und Guntmar Kipphardt (CDU) spricht aus, was die meisten denken: "Ich hatte höhere Erwartungen."

Auch sein Parteikollege Norbert Schick ist "nicht sonderlich überzeugt" und erntet dafür sogar zustimmendes Klopfen der Sozialdemokraten. Nein, sie versuchen erst gar nicht, Begeisterung vorzutäuschen, wo keine ist, nehmen irritiert zur Kenntnis, dass Ewald Breuer von der Deutsche Bahn-Tochter Station & Service die Finanzierungs-Absprache im "Endspurt" sieht. Sollte nicht längst alles klar sein?

Sei's drum, am 1. Juli dürfte es losgehen mit einer soliden Sanierung für 60 Millionen Euro, nicht weniger, aber eben auch nicht mehr: Aufzüge zu jedem Bahnsteig, neue Sanitäranlagen, Beleuchtung, Beläge, Beschallung - Essen werde danach den Bahnhöfen in Bielfeld und Hannover, Bochum oder Köln in nichts nachstehen, heißt es. Ob man im Essener Hauptbahnhof auch wie in Köln "mit Appetit zum Klo gehen" kann, wie Kipphardt zur Belustigung aller formuliert, sei dahingestellt.

Die Botschaft ist angekommen: Wünschenswert wäre noch manches, bezahlbar aber ist manches nicht. Jenes Vorhaben zum Beispiel, die U-Bahn-Fahrgäste am Südausgang direkt im gläsernen Reisezentrum zu empfangen. Nur leider: Der Treppenauf- und abgang dient im Rahmen des Brandschutzes als Rauchabzugsöffnung, ihn einzuhausen bedeutete einen immensen Aufwand. Also wird es nun unter einem großen Glasdach zwei stattliche gläserne Pavillons Richtung Freiheit geben.

Und immerhin, es wird eine Radstation eingerichtet, im alten Gepäcktunnel. Der Personentunnel im Osten, zu Gleis 21 und 22, wird wohl weiter "ein Quell von Schmuddeligkeit" bleiben, wie CDU-Ratsherr Heinrich Wieneke mutmaßt: Verbreitern lässt er sich nicht, aber er bekommt einen Aufzug, na bitte.

Ab 1. Juli soll's rundgehen am Bahnhof, fast die kompletten 18 Monate Bauzeit über soll die Empfangshalle für die Fahrgäste geschlossen bleiben. Was an Service benötigt wird - vom Zugticket bis zur Bahnhofsmission, von den Sicherheitskräften bis zu den Toiletten - soll am Nord-Eingang geboten werden. Die Vorfreude könnte das erträglich machen.