Gevelsberg. Das Filmriss-Kino in Gevelsberg gibt es seit 20 Jahren. Der beliebte Ort ist aber längst nicht mehr ein nur ein reines Kino.
Klaus Fiukowski lehnt sich ganz entspannt auf einem Stuhl im Foyer des „Filmiss“-Kinos zurück und schlürft einen Schluck Kaffee. Er kann sich nun im wahrsten Sinne des Wortes zurücklehnen. Denn: Hinter ihm liegen 20 erfolgreiche Jahre des kleinen, beliebten Kinos mit einem Vorstellungssaal an der Rosendahler Straße in Gevelsbergs Zentrum. Das Beste ist, dass es weitergeht. Das Kino hat sich bewährt, auch aufgrund von vielen Zusatzveranstaltungen, die es zu einem Begegnungsort gemacht haben.
Los ging es im Jahr 2003, das Kino folgte auf das Boulevard-Theater. Fiukowski wurde mit dem „Filmriss“ Untermieter. Damals gab es im Kino noch analoge, sehr lange Filmrollen, die auch schon mal rissen – unabhängig vom Name des Kinos. Es waren natürlich Ausnahmen. Fiukowski erinnert sich an einen besonders aufwändigen Riss eines Mehrteilers. Er weiß allerdings nicht mehr, welcher Film es war: „Die Filmrolle war 3,5 Kilometer lang, der siebte von acht Teilen ist runtergefallen und alles hat sich ineinander verheddert. Wir haben drei Tage gebraucht, um die Rolle vom Teller runter und wieder drauf zu bekommen.“
„Filme mit großem Wert“ werden auf der Leinwand gezeigt
Die Filme und deren Inhalt hat der Inhaber bewusst ausgewählt. Es waren keine Blockbuster oder die ganz neuen, besonders beworbenen Ausstrahlungen. „Es sind Filme, die sehr realitätsnah sind und die einen großen Wert für Menschen haben“, sagt er zu seiner monatlich vorgenommenen Auswahl. Oft französische Komödien, die besonders gut ankommen. „Viele denken: Im ,Filmriss‘ laufen nur alte Filme, aber das stimmt nicht“, sagt der bisherige Inhaber. Natürlich sind auch mal angesagte Kinofilme im „Filmriss“ zu sehen. Im Monat Dezember etwa „Die Tribute von Panem“. Doch das große Programm muss gar nicht sein. Fiukowski: „Unsere Auswahl an Filmen ist riesig, anders als in großen Kinohäusern.“ Im Kinogeschäft gebe es ein ständiges Auf und Ab. Selbstverständlich müssen Miete und sämtliche andere Kosten refinanziert werden. „Man verdient sich keine goldene Nase“, betont Fiukowski mit Blick auf all die Jahre. Manchmal schauen auch nur wenige Besucher vorbei, manchmal sind die roten Sitze vor der dunklen Bühne dagegen gut gefüllt.
„Kleine Kinos haben nur eine Perspektive, wenn sie zusätzlich andere kleine Dinge anbieten“, weiß Fiukowski. Damit spricht er verschiedene Aktionen an. Etwa Sprachkurse für Flüchtlinge, die 2015 in Kooperation mit der Stadt – bei der Fiukowski bis 2021 als Eventmanager arbeitete – vor Ort durchgeführt wurden. Oder ein jugendkulturelles Programm sowie den Kaffee-Klatsch, zu dem einmal monatlich Menschen im Foyer zusammenkommen und sich austauschen können. „Es sind ungewohnte Dinge, die man nicht erwartet und gleichzeitig die Möglichkeit einer Zusammenkunft“, so der bisherige Inhaber, der seine Ideen auch mithilfe von Fördergeldern umsetzen konnte. Zu rund 70 Prozent stehe aber das Kino im Vordergrund. 2023 wurde das Seniorenkino ins Leben gerufen. Während der schwierigen Corona-Zeit entwickelte sich das AVU-Filmriss-Auto-Kino.
Auch für wenige Besucher wird ein Film ausgestrahlt
Die Filmvorführerin, die aus dem aktuellen Team mit am längsten dabei ist, heißt Nathalie Solmecke. Sie ist der Kulturszene sehr verbunden, spielt zum Beispiel selbst im Schwelmer Leo Theater mit. Sie hat in ihren nun sieben Jahren vor Ort einige Besucher getroffen, viele davon öfter. „Gerade das macht es aus, der persönliche Kontakt, wenn gar nicht so viele in einen Film gehen“, sagt sie. Manchen Besuchern ist es sogar lieber, wenn es ruhiger ist. „Wir sind dankbar und genießen es, dass wir überhaupt Gäste begrüßen können. Wenn kaum jemand da ist, wollten manche Leute sogar schon mal wieder gehen, damit wir keinen Aufwand haben“, verrät sie. Doch der Kinofilm läuft immer. „Sobald jemand kommt, zeigen wir einen Film“, betont Fiukowski, der sich demnächst auch immer mal selbst in einen Kinosessel zurücklehnen wird.