Gevelsberg. Bald wird seit sechs Jahren am dritten Abschnitt der neuen Radtrasse gebaut. In Gevelsberg Anlass für einen ironischen Geburtstag.

Es ist fast kein Leben rund um die Baustelle zu sehen. Die, die seit 2018 zum Stadtbild gehört, zwischen dem Bahnhof Gevelsberg-West und Silschede. Sie ist der dritte Abschnitt des geplanten Radweges, der Schwelm und Wetter irgendwann mal verbinden soll. Wann, das ist zurzeit wohl auch für Wahrsager schwer zu ermitteln. Das Fachforum Radverkehr der Zukunftsschmiede Gevelsberg hat die zuletzt überwiegend ruhende Baustelle erneut aufgegriffen und nimmt sie nun sogar aufs Korn: Es plant einen sechsten „Geburtstag“.

Zuständig ist als Bauherr der Landesbetrieb Straßen NRW, der aber seit vielen Wochen kaum sichtbar tätig ist. Das haben zum Beispiel Anwohner der Strandbadstraße beobachtet, die parallel zum Radweg in Richtung Bahnhof West verläuft. Das bemängelt Georg Schäfer, der sich im Forum sehr engagiert. Er sagt: „Man sieht noch nicht mal, dass für Bauarbeiter ein Dixi-Klo aufgestellt ist.“ Und das schon seit langer Zeit, mindestens seit Anfang August. Nach Meinung von ihm und den Mitstreitern ist die Situation nicht erst seit jetzt untragbar. „Die Enttäuschung ist groß. Es besteht durchaus Wut darüber, dass es Straßen NRW weiterhin so trödelig angeht und alles wieder nach hinten verschiebt“, wird Schäfer deutlich. Das hat er auf dem Treffen des Forums Ende Oktober erneut angebracht.

Rodung am Bahnhof West ist für diesen Winter geplant

Der dritte Bauabschnitt verläuft rund 3,1 Kilometer zwischen dem Westbahnhof und der Straße „Im Hedtstück“ in Silschede. Die für den störungsfreien Radbetrieb nötigen Rodungsarbeiten mussten vor zwei Jahren wiederholt werden – da es eben baulich nicht großartig weiterging, sich die Natur aber wieder ausgebreitet hatte. Nur ein rund 300 Meter langes Stück nahe des Bahnhofes wurde noch gar nicht gerodet. Dabei musste sich Straßen NRW erst mit der Deutschen Bahn abstimmen. Georg Schäfer hat kürzlich über den von sich aus aufgesuchten Kontakt zu Projektleiter Thomas Schittkowski herausbekommen, dass in diesem Winter die überfällige Rodung vorgenommen werden soll. Als Zeitraum wurde Oktober bis Ende Februar angegeben, wie üblich an der Vogelbrutzeit orientiert. Ein Monat ist nun schon wieder verstrichen. Und erst nach den Rodungsarbeiten soll eine Asphaltierung auf einem längeren Stück folgen.

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Dabei hätte nach Ansicht von Schäfer längst mehr geschehen können, unabhängig von der Rodung: Neue Geländer, die fehlen. Auf dem denkmalgeschützten Viadukt über dem Stefansbachtal müssen neue folgen, da die vorhandenen nicht zur Sicherheit für Radfahrer ausreichen – aber aufgrund des Denkmalschutzes nicht verändert werden dürfen.

Im November 2023 sind erste Asphalttragschichten auf den Brücken über die Haßlinghauser Straße und die Heideschulschulstraße aufgetragen worden.
Im November 2023 sind erste Asphalttragschichten auf den Brücken über die Haßlinghauser Straße und die Heideschulschulstraße aufgetragen worden. © Hendrik Steimann | Hendrik Steimann

Auf Anfrage unserer Redaktion bei Straßen NRW kam die Info, dass in der vergangenen Woche zumindest die Geländer an der Brücke im Hedtstück angebracht wurden. In der ersten Novemberwoche wurde auf den Brücken Haßlinghauser Straße und Heideschulstraße zudem die Asphalttragschicht eingebaut. Das, was das Forum zuvor ebenfalls als überfällig sah – und es im Hedtstück oder der Habichtstraße weiterhin ankreidet. Dennoch zeigt sich Schäfer über die kleinen Schritte freudig, die ihm noch nicht bekannt waren. Er führt aber noch die nötige Wasserführung auf beiden Seiten des 350 Meter langen Klosterholztunnels an sowie einige Rampen, die jeweils hätten entstehen können.

Transparent an Haßlinghauser Straße geplant - wo nun eine Asphalttragschicht liegt

Beispielsweise zur Brücke über die Haßlinghauser Straße, von der aus Schäfer womöglich bei einer Geburtstagsfeier ein Transparent und Luftballons hängen möchte. Vielleicht dann sogar von vorhandenen Geländern. Denn Straßen NRW teilte mit, dass die Geländer nun weiter gebaut werden. Außerdem soll wie im Vorjahr zwischen Anfang Mai und Ende Juli im Klosterholztunnel die Zwischenwand und Zwischendecke weiter errichtet werden. „Die Stahlbaufirma ist nicht fertig geworden, das Gewerk muss in 2024 fertiggestellt werden“, sagt Andreas Berg, Sprecher des Landesbetriebes. Schäfer ging davon aus, dass dies schon abgeschlossen war. Einen etwaigen Zeitpunkt der geplanten Fertigstellung des kompletten dritten Bauabschnittes hält Andreas Berg offen: „Leider können wir keinen nennen.“ Unmutsbekundungen seitens des Forums seien Straßen NRW zudem nicht bekannt, das Forum selbst auch nicht, heißt es offiziell. Darüber muss Schäfer schmunzeln, da er einige Male den Kontakt zu Thomas Schittkowski gehabt habe, im vergangenen Jahr im Dezember sogar nach einem Gesprächsangebot seitens des Projektleiters eine Videokonferenz.

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Zu seiner Idee, den Geburtstag auf den Plan zu rufen, habe er direkt einige Rückmeldungen bekommen. Sein Vorschlag war dabei, draußen zu feiern, damit möglichst viele Personen erneut auf das Thema aufmerksam gemacht werden. Der genaue Jahrestag wäre der 29. Januar 2024, ein Montag. Manche Mit-Unterstützer des Radprojektes halten den Winter aufgrund der unsicheren Wetterlage für nicht ganz geeignet. Zudem sind montags natürlich viele berufstätig. Doch es geht dem Forum um zusätzliche Reichweite. Die Einladung zur Geburtstagsfeier hat Schäfer übrigens auch an Projektleiter Thomas Schittkowski geschickt, der etwas ironisch antwortete und Spaß wünschte. Das zeige Schäfer, dass das Projekt für ihn keine Priorität hat, da es sich weiter verzögert. „Wenn die Rodung nun nicht erfolgt, verlieren wir wieder ein Jahr“, macht Schäfer deutlich. Vielleicht klappt es ja nach dem Anstoßen im Januar.