Die NRZ sprach mit Italo-Emmerichern über das Erdbeben von L'Aquila. Tenor: Die Gebäude hätten längst stabiler sein müssen.
Emmerich/L'Aquila. Moreno Romoa muss sich 33 Jahre zurückversetzt gefühlt haben. Der 49-Jährige hat als Teenager in der Region Friaul im Norden Italiens nach einem Erdbeben selbst mit angepackt – geholfen, Menschen zu retten und Trümmer zu beseitigen. Und jetzt erfährt er aus den Medien, was am Montagmorgen in L'Aquila geschah: „Es ist natürlich eine Tragödie”, sagt Romoa vom Emmericher Eiscafe´ Dolomiti.
Caramuscio: „Bin vorige Woche da vorbei gefahren”
Doch es kommen ihm auch kritische Gedanken. Dabei denkt er an die historischen Gebäude, die offenbar für ein Erdbeben nicht gerüstet waren: „Geschichte ist wichtig, aber die Menschen sind wichtiger. Die alten Gebäude hätten besser abgerissen und neu aufgebaut oder zumindest restauriert werden müssen”, so Romoa. Hoffentlich würden die Ereignisse als Warnsignal für andere erdbebengefährdete Regionen erkannt.
Auch Guglielmo Chiriatti (54) von der Eisdiele „Eis Italia” wundert sich, dass die Infrastruktur noch nicht geschaffen wurde: „Normalerweise müssten da schon längst erdbebensichere Häuser stehen”. Natürlich empfinde er Solidarität mit den Betroffenen.
„Es ist schon traurig, wenn man bedenkt, dass die Menschen vorher gewarnt worden sind und niemand entsprechend reagiert hat. Vielleicht hätten die Warnungen noch überzeugender vermittelt werden müssen. Die Gefahr wurde unterschätzt”, sagt Maurizio Caramuscio (48) vom Restaurant La Taverna. Nicht selten passieren Mitglieder der Emmericher Familie die Abruzzen. Sie fahren nämlich häufiger mit dem Auto nach Apulien, wo die Caramuscios ursprünglich herkommen: „Ich bin noch vorige Woche über die Autobahn 20 Kilometer von L'Aquila entfernt gefahren”. Caramuscio kommen die Geschehnisse vor wie ein Film: „Man soll froh sein, wenn man nicht dabei gewesen ist”. Er hofft, dass den Menschen möglichst schnell geholfen wird.
Romoas Kollege Claudio Bravo (42) aus Venetien denkt an die Menschen, die jahrelang gearbeitet haben und „von einer Sekunde auf die andere alles verlieren. Womöglich haben sie noch Angehörige verloren. Es ist traurig”.
„Das ist überall schlimm, egal wo es passiert”, meint Meri Scolozzi (26) vom „Italienischen Eiscafe´ am Rhein”. Sie ist froh, dass es nicht die Region um Lecce getroffen hat, wo ihre Verwandtschaft herkommt. „Das gönne ich niemandem. Irgendwann passiert das vielleicht auch hier.”