Emmerich. . Alle Skepsis ist längst verflogen. TWE saniert Kanalnetz und modernisiert Klärwerk. Im Auftrag der Kommunalbetriebe.

Verkauft die Stadt ihr Tafelsilber? Sind die 4,3 Millionen Euro, die die Gelsenwasser AG mit ihrer 49,9-Prozent-Beteiligung an den Technischen Werken (TWE) in die fast leere Stadtkasse spült, nicht ruckzuck verjubelt? Ein Politiker warnte damals vor der „Lizenz zum Gelddrucken“. Denn vor allem um die versprochene, dauerhafte Stabilität bei der Abwassergebühr fürchtete mancher Lokalpolitiker. Es gab also viel Stirnrunzeln, als aus den guten, alten Abwasserwerken die TWE wurden.

Zehn lange Jahre ist das her. Von Skepsis war gestern nichts mehr zu hören, als der Aufsichtsrat der TWE und der Ausschuss der Kommunalbetriebe (KBE) das Jubiläum feierten: Auf der Bio-Kläranlage, wo sich zur Feier des Tages die Geruchsbelästigungen stark in Grenzen hielten.

Partner: Stadt und Gelsenwasser

Alle Beteiligten ziehen ein positives Fazit nach einem Jahrzehnt Erfahrung mit dem neuen Abwasserbetrieb. Allen voran Bürgermeister Johannes Diks: „Nach zehn Jahren Partnerschaft können wir sagen, dass wir die Ziele erreicht haben, die wir uns gesteckt hatten. Mit der Zusammenarbeit sind wir sehr zufrieden.“

Zur Erinnerung: Zu den Zielen der Stadt gehörten u. a. eine aufgabengerechte Investitionstätigkeit, die Besitzstandswahrung der Mitarbeiter, eine wirtschaftliche Unternehmensführung unter Einbindung privaten Know-hows, keine durch die damalige Neuorganisation bedingten Gebührenerhöhungen, die Wahrung des kommunalen Einflusses und die maximale Entlastung des kommunalen Haushalts. Ganz schön viel also.

Dr. Stefan Wachs, kaufmännischer TWE-Geschäftsführer: „Wir haben mit unserem städtischen Partner die TWE zu einem modernen Abwasserbetrieb weiterentwickelt. Dies ist durch die stetigen Investitionen ins städtische Anlagenvermögen, die Erhöhung der Betriebssicherheit und den Ausbau der personellen Fähigkeiten gelungen.“ Jüngste Investition: 2,3 Mio. Euro in ein Vorklärbecken, das zum Jahresende in Betrieb geht.

Mark Antoni, Technischer TWE-Geschäftsführer, ergänzt: „Wir haben bisher insgesamt 30 Millionen Euro in die Abwasserinfrastruktur investiert. Das hat die Betriebssicherheit in Kanal und Käranlage deutlich erhöht.“ Allein 21 Millionen Euro steckten die TWE in die Sanierung des Kanalnetzes.

„Wir haben in diesen zehn Jahren 33 Kilometer saniert, immerhin eine Strecke von Emmerich bis Arnheim“, rechnet Antoni vor. Dabei hatte Gelsenwasser die neue Faulung, sozusagen als Morgengabe, auf eigene Rechnung übernommen. Wenn man sich in Emmerichs Unterwelt begebe, könne man deutlich erkennen, dass sich der Zustand des Kanalnetzes deutlich verbessert habe, sagt Antoni.

Eine weitere Herausforderung stelle die Diskussion um die vierte Reinigungsstufe dar, also die Frage, ob größere Kläranlagen auch zur Reinigung von Mikro-Schadstoffen verpflichtet werden sollen.

Mark Antoni stieß vor einigen Jahren von Gelsenwasser zu den TWE nach Emmerich. Zwei Herzen schlagen seitdem bei ihm in einer Brust: „Aber als Geschäftsführer der TWE habe ich auch die Kappe der TWE auf.“ Dürfte auch Vater Rudi gern hören. Er leitete schon die Abwasserwerke.