Elten. . Die Bürgerinitiative „Rettet den Eltenberg“ hatte mobil gemacht. Rund 400 Besucher, die sich über das Prozedere rund um den geplanten Gleisbau für die Betuwelinie informieren wollten, kamen auch ins Kolpinghaus. Am 27. Oktober werden die Pläne der Bahn im Rathaus Emmerich für Bürger einsehbar.
Das Kolpinghaus war prächtig gefüllt. Rund 400 Besucher verfolgten die 105-minütige Informationsrunde zum Dauerplan der Deutschen Bahn, die für die Schienengüterfracht vorgesehene Betuwe-Linie auch auf deutscher Seite zu realisieren. Über eine Strecke von 7,6 Kilometern ist auch der Bereich Elten-Hüthum betroffen. Und dies mit einem nach aktuellem Stand schmerzhaften Einschnitt in den Eltenberg. Das brachten einige Zuhörer in Plakaten und Fragen zum Ausdruck. Dr. Michael Oerder und Beigeordneter Dr. Stefan Wachs erläuterten das Prozedere.
Die Anfang des Jahres gegründete Bürgerinitiative „Rettet den Eltenberg“ hatte kräftig die Werbetrommel gerührt und freute sich über den großen Zuspruch. „Unter dem Strich“, erklärte Sprecher Jürgen Lentjes, „wird es darauf ankommen, dass der betroffene Bürger, der an der Bahn wohnt, seinen Einspruch schriftlich oder mündlich bei der Stadt geltend macht. Nur so kann etwas bewirkt werden.“
Nicht kalkulierbare Folgen
Die Planungen sehen vor, einen Teil vom Fuß des Berges „abzugraben“. Mit nicht kalkulierbaren Folgen für die Umwelt. Dee vor allem auch als Freizeitstätte genutzte Erhebung gilt als porös, müsste also vermutlich großflächig mit Beton gestützt und beschützt werden.
BI-Sprecher Jürgen Lentjes weist zudem darauf hin, dass die Bahn das Vorhaben in Elten mittlerweile gesplittet hat und „nur“ noch für das dritte Gleis an der Hauptstrecke zuständig sei. Was mit der Bundesstraße 8 und sonstigen straßenbaulichen Veränderungen sowie der Zu- und Abnahme des Verkehrs in und rund um Elten zusammenhängt, liegt im Bereich des Landesbetriebs Straßenbau NRW.
„Wir sehen Betuwe in Elten als Gesamtprojekt. Eine Maßnahme bedingt schließlich die andere“, hebt Lentjes hervor. Die Bürgerinitiative setzt auf eine von Bahn-Ingenieur Johannes ten Brink entwickelte Alternative, die sogenannte Gleisbettvariante. Hier würde der Eltenberg nicht angegraben. Die B8 würde als B8n auf einer Länge von rund 1,5 Kilometern auf das jetzige zweispurige Bahn-Gleis verlegt. Die Bahn wiederum müsste an der entsprechenden Stelle gleich drei neue Gleise legen.
Zwei Machbarkeitsstudien
Aktuell laufen gleich zwei Machbarkeitsstudien. StraßenNRW hat schon im März eine Prüfung der Gleisbett-Variante in Auftrag gegeben. Die Ingenieursgruppe IVV, ein auf Verkehrswesen und -entwicklung spezialisiertes neutrales Beratungsunternehmen mit Stammsitz in Aachen, untersucht für die Stadt Emmerich zudem, ob und zu welchen Kosten ten Brinks Idee umsetzbar wäre.
Ergebnisse sind in rund drei Wochen zu erwartet, wie Lentjes hofft. Also noch rechtzeitig, bevor ab dem 27. Oktober der bisherige Betuwe-Plan für den Eltener Bahnabschnitt samt Zeichnungen und Erläuterungen im Emmericher Rathaus (Zimmer 101/Europasaal) am Geistmarkt öffentlich zu begutachten ist. Für genau einen Monat.
„Wir setzen auf ein vernünftiges Gutachten“, betont Wachs gegenüber der NRZ, „um auch Klarheit darüber zu haben, ob es Sinn macht, aufs Feld zu gehen.“ Sprich: Ernsthaft zu versuchen, an den Bahnplänen rund um das Thema Eltenberg etwas zu verändern. Im Sinne der Bürger.
Bis 10. Dezember können betroffene Bürger Einspruch gegen die Bahnpläne einlegen. „Die Bürgerinitiative wird dabei behilflich sein“, verspricht Lentjes.
Übrigens: Der Informationstermin der Deutschen Bahn in Elten ist für den 22. Oktober terminiert, auch wieder im Kolpinghaus, auch wieder um 19 Uhr.
THEMA BETUWELINIE
Seit 2005 gibt es konkrete Pläne, den Frachtlinienverkehr zwischen Zevenaar/Niederlande und Oberhausen/Duisburg auf ein drittes Gleis zu legen. Das Grundsatzvorhaben, zwischen Rotterdam und Duisburg für eine schnelle Schienenfracht über die sogenannte Betuwelinie zu sorgen, stammt schon aus dem Jahr 1992. Während auf niederländischer Seite die Fracht seit 2007 von Rotterdam bis Zevenaar rollt, sind die zwölf deutschen Planungsabschnitte, Elten ist der letzte übrigens, noch nicht mit einem konkreten Baubeginn versehen.