Emmerich. In den Dönerbuden Emmerichs stellt sich vor allem eine Frage: Hähnchen, Kalb oder doch beides? Auch beim Rotkohl geht die Meinung der Kebab-Verkäufer auseinander. Jeder hat seine Philosophie
Döner macht schöner, heißt es in der geflügelten Sprache. Aber was macht einen schönen Döner aus? Was muss rein, damit er gut schmeckt und den Liebhaber überzeugt? „Ich esse ihn ohne Soße und Käse, dann kommt der Fleischgeschmack besser zur Geltung“, verrät Ali Kara vom Anatolia Kebab Haus an der B 8 in Hüthum. Außerdem schwört er auf Hähnchenfleisch und verzichtet auf Rotkohl. „Mit Rotkohl wird auch der Käse und die Sauce rot, dass will ich nicht.“
Da hält Muharrem Cosgun gegen. Am Steintor hat er sein Grillhaus. Er rät den Gästen zum Kalbfleisch. „In meinem Spieß sind 100 Prozent Kalbfleisch“, verspricht er. Die Soßen macht er selbst, abgesehen davon, das er beim Zaziki extra dicken Joghurt verwendet, möchte er aber keine Zutaten verraten. Rotkohl muss seiner Ansicht nach mit dabei sein, denn „der sieht gut aus“. Das Auge isst bekanntlich mit. Angesprochen auf seine türkische Heimat legt er sich fest: „Der Döner in Deutschland ist weniger fettig und schmeckt deshalb besser.“ Ebenfalls auf Kalbfleisch schwört Gokhan Uzunkaya von der Dönerbude Özmardin am Bahnübergang am Löwentor. Er bezieht das Fleisch von seinem Cousin, der eine Fabrik betreibt, die Dönerspieße herstellt. „Wenn ich selbst einen Döner esse, dann nur mit Tomaten und Zwiebeln, sonst wird der Geschmack vom Fleisch zu sehr verfälscht“, sagt er. Er betont: „Von meinem Döner, bekommt keiner Bauchschmerzen.“
Dönerromantik trifft Tradition
Einen etwas anderen Spieß gibt es beim Diren Döner Kebab an der Nierenbergerstraße. Dieser besteht aus Kalbfleisch, Pute und Gewürzen. Wer hier isst, erlebt Dönerromantik. Am Stehtisch, mit einer kalten Getränkedose in der Hand. Hoffentlich ohne zu kleckern. „Wir haben seit zehn Jahren das gleiche Fleisch“, erzählt Resit Kaya, der das Geschäft im letzten Jahr von seinem Bruder übernommen hat. Schon viel länger sind Yakup und Becet Baran im Geschäft. Yakub betreibt die Dönerbude an der ‘s-Heerenberger Straße, sein Bruder hat eine Lokalität in Elten. Schon in ihrem Slogan heißt es „der Dönerspezialist“ und dieses Selbstbewusstsein trägt Yakub Baran auch nach außen: „Wir haben den besten Döner.“ Dafür würzen sie das Fleisch schon seit 1987 mit einem speziellen türkischen Gewürz. Welches das ist, bleibt natürlich streng geheim. Den Grund verrät Baran aber: „Dadurch gibt das Fleisch nicht so viel Fett ab und bleibt saftiger.“ Bei den Brüdern gibt es von Montag bis Mittwoch Hähnchendöner, an den anderen Tagen einen Kalb-Puten-Spieß.
Die älteste Dönerbude Emmerichs steht in der Hühnerstraße. Mittlerweile betreibt sie Hakan Tastekin. Sein Geheimrezept: „Wir verkaufen das, was die Leute mögen.“ Und das ist Hähnchenfleisch, ohne Rotkohl. „Der verfälscht den Geschmack“, so der Inhaber. Nur eine Zugabe zur Auswahl auf der Speisekarte ist der Döner in Mama’s Pizza Place in der Baustraße. „Deshalb“, sagt Inhaber Andrea Esposito, „haben wir den Spieß nur am Wochenende draußen. Was übrig bleibt, frieren wir portioniert ein und tauen es bei Bedarf auf.“ Die Verpackung der sieben Kilospieße belegt qualitativ hochwertiges Kalbfleisch. Döner-Philosophien gibt es in Emmerich also zahlreich, und jeder mag es ein bisschen anders. Am Ende entscheidet aber immer der Kunde.
Informationen:
Die Legende sagt, dass der erste Döner in den 1970er-Jahren am Kottbusser Damm in Berlin verkauft wurde. Eine andere Quelle spricht davon, dass die erste Bude am Bahnhof Zoo war.
„Drehendes Grillfleisch“ heißt Döner Kebab. Es ist eines der bekanntesten türkischen Gerichte.