Emmerich. .

Der Rat trug sein Festtagskleid. Auf dem großen Tisch standen vier bunte Blumengestecke, und die Politiker waren in gehobener Stimmung. Aber nicht in Erwartung der Kommunalwahl, sondern es gab nach der 35. Ratssitzung in dieser Legislaturperiode etwas zu feiern: Marianne Lorenz (78), Kauffrau und Ratsmitglied seit 20 Jahren, erhielt auf Vorschlag der CDU die Ehrenplakette und Pfarrer emeritus Paul Seesing (80) auf Antrag der Vinzenzkonferenz sogar den Ehrenring der Stadt.

Wegmarken

Zu den Gratulanten zählte auch Weihbischof und Pfarrverwalter Wilfried Theising, der nach dem ganzen Kirchenknatsch diesmal gerne nach Emmerich gekommen sein dürfte. Johannes Diks, der sich die schwere Bürgermeisterkette umgehängt hatte, nahm die Ehrung vor. „Engagement bringt allen Gewinn“, konstatierte er und konzentrierte sich in seiner Laudatio auf einige Wegmarken. Einige Rede-Auszüge:

Untrennbar mit dem Namen Marianne Lorenz verbunden ist der Arbeitskreis Familie in Not der Caritas-Konferenzen, der zu einer Institution geworden sei. Als langjährige Vorsitzende sei sie für viele Hilfesuchende oft die erste und auch letzte Anlaufstelle, wenn es um schnelle, effektive und unbürokratische Hilfe für Familien oder Alleinerziehende gehe. Worte und Taten stimmten überein: „Soziales Engagement hat auch durch Marianne Lorenz in unserer Stadt einen Namen und ein Gesicht bekommen“, sagte Diks: „Dein Lebensmotto war und ist es, das zu praktizieren, wovon andere nur reden: Bürgersinn und Solidarität.“ Typisch für sie sei ihr Satz: „Den Luxus, nur Zuschauer zu sein, kann man sich als Christ nicht erlauben.“ Erst recht nicht Pfarrer em. Paul Seesing. Dessen beispielhaftes Engagement gehe weit über das normale Maß hinaus, was man sowieso von einem Seelsorger erwarten dürfe. Seesing engagiere sich unentgeltlich und ehrenamtlich und habe viel zum Gemeinwohl beigetragen. Seesing war z.B. Initiator der Restaurierung von St. Martini und legte da auch selbst Hand an, er richtete die Schatzkammer ein, engagierte sich im Vorstand des Geschichtsvereins und trat als Autor hervor. Die Tätigkeit für den Armenfonds „ermöglichte Ihnen die diskrete Bereitstellung von Hilfen für Bedürftige, die das soziale Netz nicht aufzufangen vermochte.“ Diks hob besonders das einzigartige Bemühen Seesings um die Drogenabhängigen hervor: „Sie haben sich der Randgruppen unserer Stadt angenommen!“

„Wieso gerade ich?“ Das sei ihre erste Reaktion gewesen, als sie von der Auszeichnung erfuhr, verriet Marianne Lorenz. Sie würde die Plakette am liebsten in viele Stücke teilen und die Teile dann jenen geben, die sie unterstützen. Auch wenn die Arbeit manchmal schwer sei, mache sie ihr doch immer auch Freude.