Emmerich.. EU-Diskussion um leichte Einweg-Plastiktüten: Die Emmericher Firma Biotec punktet mit komplett abbaubarer „Bioplast 500“. Der EU-Abgeordneter Karl-Heinz Florenz (CDU) zeigte sich begeistert und will sich in Brüssel für die Tüten einsetzen.
Als Neukirchen-Vluyner konnte der EU-Abgeordnete Karl-Heinz Florenz (CDU) seinen Stolz nicht verbergen, dass eine Firma aus seiner niederrheinischen Heimat eine hoch interessante Innovation entwickelt hat. Bioplast 500 ist eine komplett abbaubare Tüte, die für den Biomüll geeignet ist. Das Patent liegt bei der Emmericher Firma Biotec.
Weltweit einziger Hersteller
Die EU diskutiert aktuell eine Verringerung der leichten Einweg-Plastiktüten. Der Durchschnittsbürger in Deutschland verbraucht 76 Einwegtüten im Jahr. EU-Bürger im Schnitt 196 Tüten. „Ein komplettes Plastiktütenverbot werden wir nicht beschließen. Würde man diese Tüten verbieten, käme es zur Substitution. Dann bekommen sie künftig einzeln verpackte Tomaten im Supermarkt“, sagte Florenz gestern in Emmerich. Gerne werde er sich in Brüssel für die Förderung dieses biologisch abbaubaren Produktes von Biotec einsetzen. Denn nach wie vor würden leichte Tüten gebraucht. Bioplast wird zu 60 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen geschaffen. Vor allem aus Kartoffelstärke. Von Erdäpfeln aus dem Emsland.
In Deutschland gelten die strengsten Anforderungen an Biokunststoffe. Was in die braune Tonne darf, muss mindestens zu 60 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen: „Wir sind die einzigen Hersteller weltweit, die mit ihren Tüten diese Anforderung erfüllen“, sagt Biotec-Geschäftsführer Peter Brunk.
Geht’s nach ihm, wird in Deutschland eine Kennzeichnung dieser Tüten übernommen, wie sie Biotec-Tüten in der Schweiz schon haben. Brunk: „Dort haben die abbaubaren Tüten ein Gittermuster. Da weiß der Verbraucher sofort: Die können in die Biotonne.“ Irgendwelche Punkte unten auf der Tüte seien dafür nicht geeignet. Wichtig sei es, dass auch die abbaubaren Produkte dem normalen Abfallablauf zugeführt werden und nicht irgendwo im Wald landeten. „Es geht um wiederverwertbare Rohstoffe“, so Brunk.
Ein bisschen verschnupft ist der Biotec-Chef ob des jüngsten Gutachtens des Ifo-Institutes im Auftrag des Bundesumweltministeriums. Da werde behauptet, biologisch abbaubare Tüten hätten keinen eindeutigen Vorteil, seien nicht vollständig abbaubar. Dem widerspricht Brunk, hält dies für ein Pauschalurteil. Die Emmericher Tüten seien sehr wohl komplett abbaubar. Und: „Wir nehmen keine Rohstoffe aus Asien oder aus Gentechnologie. Unsere Produkte enthalten auch keine Weichmacher.“ Florenz stimmt zu: Das Gutachten sei „schon etwas merkwürdig. Da muss man fair bleiben.“
Ferner müssen die Emmericher mit böswillig gestreuten Gerüchten der Konkurrenz kämpfen, so Florenz: „Auch der Teufel hat seine Lobbyisten in Brüssel.“ Deshalb regte der Europaabgeordnete eine Art Workshop an. Zur Aufklärung. Harald Schmidt, Direktor Innovationen und Technologie bei Biotec, stellt klar: „Wir sind nicht die Gegner des Plastiks. Wir entwickeln es weiter.“
Interessant ist auch ein weiteres Patent von Biotec. Der Bioplast Wrap. Es ist ein papierähnliches Produkt, „das sich aber im Wasser oder im Fett nicht auflöst“, erklärt Schmidt. Es ist vergleichbar mit dem Papier, das etwa zum Einwickeln von Hamburgern verwendet wird. Nur dass Biotec zur Herstellung Kartoffelstärke verwendet, nicht Polyethylen. Auch der Bioplast Wrap sei kompostierbar, so Schmidt: „Das ist kein Hokuspokus.“
35 Mitarbeiter zählt das Unternehmen Biotec, das an der Werner-Heisenberg-Straße angesiedelt ist.Über 200 Patente hat Biotec angemeldet.
Biotec hat sich ganz aktuell mit elf weiteren Firmen zum Verbund kompostierbarer Produkte zusammengeschlossen. Infos: www.derverbund.com