Haldern/Kleve. . 20 Jahre alter Rumäne muss sich in zahlreichen Fällen vor dem Landgericht in Kleve verantworten. Es geht um Raub und Diebstahl. Der Angeklagte entschuldigte sich bei jedem Opfer persönlich.

Den Vorfall am 18. Juli vergangenen Jahres in der Volksbank-Filiale hat die 43 Jahre alte Haldernerin noch immer in den Knochen stecken. „In eine Bank zu gehen, das ist immer noch mit einem mulmigen Gefühl verbunden“, sagte die Bürokauffrau gestern vor der 7. Strafkammer des Landgerichts Kleve. Nach ihrer Zeugenaussage stand der 20 Jahre alte Angeklagte auf. „Ich bitte Sie um Entschuldigung“, sagte er. Seit gestern muss sich der rumänische Staatsbürger wegen Raubes in 14 Fällen, davon zwei wegen versuchten Raubes sowie Diebstahls und versuchten Diebstahls verantworten. Tatort waren neben Rees-Haldern unter anderem Alpen, Duisburg, Goch, Hamminkeln, Moers, Oberhausen und Rheinberg.

Überraschungseffekt ausgenutzt

Die Masche des jungen Mannes war meist gleich. Mit Bus oder Bahn fuhr er von seinem Wohnort Duisburg in eine umliegende Stadt, lungerte in der Bank herum. Wollte dort jemand Geld am Automaten abheben oder Bares einzahlen, pirschte er sich an das Opfer heran, nachdem dieses seine PIN eingegeben hatte. Dann hielt der Angeklagte dem Opfer meist ein Stück Papier – im Falle von Haldern das ausliegende Amtsblatt – unter die Nase, so dass dieses irritiert war. „Ich habe den Überraschungseffekt ausgenutzt, einen Geldbetrag eingetippt und das Geld genommen“, gab der junge Mann zu. Nicht immer lief alles so glatt. Ein Gocherin gab in der Stresssituation mehrfach die falsche PIN ein, in Geldern schlug die Bankkundin, als sie zur Seite gedrängt wurde, aufs Tastenfeld, so dass der Automat den Vorgang stoppte. In Duisburg eilten zwei junge Frauen dem Opfer zur Hilfe. Bei den 16 Taten, die gestern zur Anklage kamen (alle 10. Mai bis 29. Juli 2013), erbeutete der Rumäne insgesamt 16 230 Euro. „Mein Mandant ist im wesentlichen geständig, er gibt die Taten zu, ich will mir auch einen Überblick verschaffen, ob wir Teile des Schadens nicht wiedergutmachen können“, sagte sein Anwalt nach einem Gespräch mit ihm, für das er um eine Viertelstunde Unterbrechung gebeten hatte.

Bis zu 2000 Euro erbeutete der junge Mann bei seinen Taten. Zu den Geschädigten gehörte auch eine Gocher Geschäftsfrau, die nach Ladenschluss 750 Euro in 50-Euro-Scheinen einzahlen wollte. Nachdem die Geschäftsfrau das Geld in den Schacht gelegt und die EC-Karte eingelegt hatte, wurde auch sie vom Angeklagten beiseite gedrückt. „Wie heftig?“, wollte der Vorsitzende Richter Christian Henckel wissen. „Es war nicht gewalttätig, er hat mich mehr beiseite geschoben“, sagte die Gocherin. Ähnlich schilderten dies auch die anderen Zeuginnen. Einzig auf einem Video, das in einer Bank in Duisburg entstand, sah es nach etwas stärkerem Gerangel zwischen Opfer und Angeklagten aus.