Emmerich. . Wir hörten uns auf der Straße in Emmerich um: Die Mehrheit äußert sich kritisch über eine mögliche Anstellung Ronald Pofallas im Vorstand der Deutschen Bahn. Viele meinen, er könne nicht zugleich Bundestagsabgeordneter sein.
Sein Name ist in aller Munde. Ganz Deutschland diskutiert über die mögliche Anstellung des CDU-Bundestagsabgeordneten Ronald Pofalla aus Weeze im Vorstand der Deutschen Bahn. Was sagen die Bürger? Die NRZ ging auf die Straße. Die Mehrheit äußert sich kritisch.
„Ich finde es schlimm“, sagt Monika Schmitz aus Emmerich. „Das Thema hätte er vor der Wahl auf den Tisch bringen müssen. Unmöglich, das ist kein ehrlicher Umgang. Außerdem finde ich: Entweder er ist im Bahn-Vorstand oder er ist Bundestagsabgeordneter. Beides geht nicht.“
Der scheinbar unmittelbare Übergang vom Bundestagsmandat zum Job in der freien Wirtschaft wäre auch Ingo Braam ein Dorn im Auge: „Die schustern sich doch gegenseitig die Posten zu. Ich bin aber skeptisch, dass die Bahn ihn nach der Diskussion noch nimmt“, meint der Emmericher. Geschmäckle habe es allerdings, dass die Bahn die Preise steigere, dann aber über die Neueinführung eines Vorstandsposten mit Millionensalär nachdenke.
Funktion, die gar nicht nötig ist
„Das wäre eine große Schande“, sagt der Niederländer Nicolas Venendaal aus Emmerich: „1,8 Millionen Euro für eine Funktion, die nicht notwendig ist? Und dann noch das Abgeordneten-Geld? Das ist nicht normal.“
Auch Oskar Hüttner echauffiert sich: „Hoffentlich kriegt er den Posten nicht. Hat der denn von alles Ahnung?“, kritisiert der Emmericher das mögliche Wechselspiel.
Kevin Michels aus Kalkar sieht generell einen Interessenskonflikt: „Wenn ich das richtig verstanden habe, soll er doch für die Bahn sozusagen als Lobbyist arbeiten. Also Bundestagsabgeordneter kann er dann aus meiner Sicht nicht mehr bleiben. Ich finde aber, dass er moralisch den Bürgern verpflichtet ist, sein Mandat auch wahrzunehmen. Die Kreis Klever haben ja mehrheitlich die CDU und somit Ronald Pofalla gewählt. Das war doch erst im September!“
„Ich bin nicht dafür, dass er bei der Bahn eine Anstellung bekommt. Man kann nicht einfach nach Lust und Laune wechseln. Da ist keine Linie zu erkennen. Wenn er den Posten annehmen würde, fände ich das unmoralisch“, schildert Nikolaus Roßmüller aus Emmerich.
Philippe Hilligsmann aus Kelmis, Belgien, weilte gestern an seinem 60. Geburtstag in Emmerich: „Ich habe mich heute morgen noch gefragt, warum so ein Theater darum gemacht wird. Ich finde es nicht schlimm. Da kommt wahrscheinlich meine belgische Kompromissbereitschaft durch.“ Ähnlich sieht’s Irene van Osch aus Emmerich: „Jedem das seine. Aber das ist doch gar nicht sein Gebiet. Er sollte bei seinen Leisten bleiben.“
Elke Damen aus Emmerich rechnet pauschal mit der Politik ab: „Auf den Bürger nimmt eh keiner Rücksicht.“