Emmerich. . Er war weltoffen und pflegte zu seiner Heimatstadt Emmerich ein liebevoll-kritisches Verhältnis. Probat-Chef erwarb sich auch Verdienste um deutsch-niederländische Aussöhnung.
Er gehörte zu den Unternehmerpersönlichkeiten von Format, die heute rar sind. Mit Umsicht und Weitblick führte der traditionsbewusste Kaufmann, der auch eine Schlosserlehre bei Probat absolvierte, das Familienunternehmen weiter und erwarb sich den Ehrentitel „Coffee Man of the Year“. Nicht die einzige Auszeichnung für Carl Hans von Gimborn, der vor zehn Jahren, am 20. November 2003, nach langer, schwerer Krankheit, die er mit großer Tapferkeit ertrug, gestorben ist.
Nach seinem Geschmack
C. H. von Gimborn hat sich nach dem Kriege große Verdienste um gutnachbarschaftliche Beziehungen zu den Niederlanden erworben und avancierte nicht zufällig zum niederländischen Honorarkonsul in Kleve. Konsul war ein Titel so ganz nach seinem Geschmack, weil er ihn an den Konsul Johann Buddenbrook in Thomas Manns gleichnamiger Familiensaga erinnerte. C. H. von Gimborn war bei allem Einsatz für Probat ein großer Familienmensch, der zweimal im Jahr mit der ganzen Familie auf die kleine Insel Juist reiste, um Abstand zu gewinnen von der großen, weiten Welt des Kaffees, die ihn umwehte.
C.H. von Gimborn, der lieber mit dem Fahrrad zur Arbeit vorfuhr statt in immer neuen Nobelkarossen, war ein weltoffener Unternehmer, der sich seiner Heimatstadt verbunden fühlte, was nicht hieß,dass er alles gut hieß, was im Rathaus entschieden wurde. So gab der Patriarch 1996 in einem spektakulären Akt den ihm von der Stadt verliehenen Ehrenring zurück, weil er sich über die Stadtväter furchtbar geärgert hatte. Bis zuletzt verfolgte er das politische Geschehen aufmerksam, machte Verbesserungsvorschläge, schrieb Leserbriefe, dichtete, warnte.
Ihr Mann sei „wahnsinnig interessiert gewesen, sehr belesen, aktiv, geistig immer beschäftigt, er war immer voller Ideen und neugierig aufs Leben“, erinnert sich seine Frau Doris, die nach dem Tod ihres zweiten Mannes in Emmerich wohnen blieb: „Ich bin eine Kleinstadtfrau.“ Ihre beiden Söhne wohnen weit weg, sie besucht sie gerne, kehrt aber auch ebenso immer wieder gerne in ihr stilvoll eingerichtetes Refugium in der niederrheinischen Provinz zurück.
Dort, beim Heringsessen im Haus eines Spediteurs, hatte die Witwe ihren zweiten Mann kennengelernt und dann 1989 in Emmerich geheiratet. Sie hat diese Entscheidung nie bereut. „Es waren wunderschöne Jahre“, sagt sie. Sie, die auch ländliche Wurzeln hat und aus dem westfälischen Borken stammt, hat selbst viel von der Welt gesehen. 20 Jahre lebte sie in London. Wieder in Deutschland Fuß zu fassen, war nicht einfach. Aber sie hat auch diese Herausforderung souverän gemeistert.
Sie glaubt an das Karma, wonach jede Handlung unweigerlich eine Folge hat. Lange ist es her, dass sie sich aufs Konsulat nach Kleve begab, um sich für ihre Abreise nach England holländische Papier abzuholen, da ihr erster Mann Niederländer war. Konsul A.J. Jurgens wollte sie unbedingt noch sprechen, „und wir haben uns dann nett unterhalten“. Und dann lernt sie viel später einen anderen Honorarkonsul kennen: ihren Mann!
Und vielleicht ist es ja auch kein Zufall, dass nur einen Tag, bevor sich der Todestag zum 10. Mal jährte, in Basel das fünfte Urenkelchen geboren wurde: Minou.