Elten. .
Mit einem Kongress und einer Ausstellung, beides in Bonn, hat der Landschaftsverband Rheinland (LVR) seinen Veranstaltungsreigen zum Ersten Weltkrieg eingeläutet, der sich bis ins nächste Jahr erstreckt und auch vier Aktionstage enthält. Einer davon findet am 30. März 2014 in Elten statt. Denn was kaum einer weiß: Im Raum Elten ist die einzige Landesbefestigung in Deutschland aus dem Ersten Weltkrieg zu besichtigen. Sie ist „noch heute in Teilen nachvollziehbar und ein bedeutendes archäologisches Zeugnis des Ersten Weltkrieges im Rheinland“, so der Archäologe Wolfgang Wegener.
Erstmals für das Rheinland soll durch die Ausgrabung eines Deckungsgrabens der genaue Aufbau dieser Anlage geklärt werden. Ähnliche Feldbefestigungen gibt es in Flandern und im Elsass (Treffpunkt Ausgrabung: Hohe Heide).
Laserscanning
Man kann dann Archäologen bei der Arbeit zusehen und sich ganz in der Nähe, in Gerritzens Mühle an der Stokkumer Straße, in einer kleinen Ausstellung informieren. Außerdem soll eine Info-Tafel angebracht werden. Die Vorbereitungen für den Aktionstag laufen auf vollen Touren, der u.a. vom Amt für LVR-Bodendenkmalpflege im Rheinland, Außenstelle Xanten, und von Elisabeth Riepe von der Denkmalbehörde in Emmerich vorbereitet wird.
Wenn man von einem Flugzeug aus das Gelände fotografiert, sieht man so gut wie nur Bäume. Erst durch die Laserabtastung (Laserscanning) und das Herausrechnen des Baumbestandes werden die alten Schützengräben sichtbar. Das Foto mutet dann an wie ein karge Mars- oder Mondlandschaft. In mehreren Linien schlängeln sich die Gräben. An dieser Front sollte der Feind aufgehalten werden, „aber zu Kampfhandlungen ist es nie gekommen“, weiß Wegener zu berichten, der über die Festungsanlage geforscht hat.
Danach wurde die Deckung aus Erde und Beton in den Jahren 1916/1917 ausgebaut und bestand aus drei Linien Laufgräben mit einzelnen, kleinen Betonbunkern in der ersten und zweiten Linie. In einem Plan von 1921 sind 80 Unterstände eingezeichnet. Danach erstreckte sich das Befestigungssystem über 3,8 Kilometer von Beek im Norden nach Südwesten entlang eines Höhenrückens auf Hochelten zu und weiter bis zur heutigen Bahnlinie. Von den zerstörten Befestigungen sind heute nur noch Betontrümmer und Aufbruchgruben der Unterstände erhalten, z.Bsp. am Grenzübergang Beek, im Bereich der A 3, im Waldgebiet Kattegatt, an der Nordwestspitze des Eltenberges, direkt an den Bahnstrecke Arnheim-Emmerich. Es seien vor allem die drei Linien der Deckungsgräben, die diese Befestigungen charakterisieren, so Wegener. Auffällig seien zudem die rechteckigen Versprünge. Eine weitere Besonderheit ist eine separate Feldstellung: die kleine Zitadelle mit drei Unterständen östlich vom Kattegatt.
Aufgrund des Versailler Vertrages mussten die Anlagen 1921 zurückgebaut werden. Der §180 schrieb nämlich vor, dass alle militärischen Einrichtungen und Festungen in einem Streifen 50 km östlich des Rheins geschleift werden sollten. Zur Durchsetzung war schon Ende 1919 die Interalliierte Militär-Kommission (IMKK) gebildet worden, deren Präsident der französische General Charles Nollet war. Als die Existenz einer Befestigungsanlage auf der rechten Rheinseite bei Emmerich bekannt wurde, legte die IMKK allerhöchsten Wert auf die sofortige Zerstörung der Beobachtungs- und Unterstände bei Elten, recherchierte Wegener. Da sich einige Unterstände aber innerhalb der Ortslage befanden bzw. direkt an der Eisenbahnlinie Arnheim-Emmerich, stellte die Reichsschatzverwaltung den Antrag, zehn Unterstände zu erhalten. Doch die Antwort Nollets war mehr als eindeutig: „Ich beehre mich Ihnen mitzuteilen ... Die Teile der Anlage, die in der Gegend von Elten liegen, sind sofort zu zerstören. gez. Nollet, Berlin, den 21. Februar 1921.“ Am 21. Februar 1921 begannen die Sprengungen durch die Firmen Neumann und Hagemann. Aber die Spuren der Geschichte sind noch nicht ganz verwischt.