Emmerich. . „Keeping the Memory Alive“ – Das Gedächtnis bewahren – heißt eine Ausstellung im Emmericher Amtsgericht. Zu sehen sind 16 Plakate zum Thema Holocaust. Amtsgerichtsdirektor Edmund Verbeet hofft, dass auch Schulklassen vorbeikommen und sich dem Thema nähern.
Ein liebevoller und inniger Moment zwischen Vater und Tochter. Der Mann wirft sein Kind in die Luft, man kann das glucksende Lachen des Mädchens beim Blick in das strahlende Gesicht förmlich hören. Doch das Verderben ist nah: Der Vater zerfällt in Asche, kann sein kleines Mädchen nicht mehr auffangen. Es ist ein Bild gegen das Vergessen, das im Flur des Emmericher Amtsgerichtes hängt. Ein Bild von insgesamt 16, die ab Donnerstag, 8. November, in einer Ausstellung zum Thema Holocaust zu sehen sein werden.
Nazi-Opfer in Emmerich
„Keeping the Memory Alive“ – Das Gedächtnis bewahren – heißt die Ausstellung. Wobei Amtsgerichtsdirektor Edmund Verbeet den Titel lieber als Imperativ verstanden wissen möchte: Bewahrt die Erinnerung! Denn die drohe eine andere zu werden, wenn es keine Zeitzeugen mehr gibt, mahnt Verbeet. Er selbst beschäftige sich schon lange mit dem Thema, war im vergangenen Jahr in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Über die hat er später von einem Plakatwettbewerb erfahren: 300 Werke zum Thema „Keeping the Memory“ sind in Jerusalem eingegangen, 16 Plakate hat eine internationale Jury ausgewählt.
Jene 16 Bilder, die nun auch in Emmerich zu sehen sind. Edmund Verbeet hat sich ganz bewusst dafür entschieden, die Ausstellung in einem Gebäude der Justiz zu zeigen. „Denn die hat maßgeblichen Anteil an den Verbrechen der Nazis gehabt“, sagt der Richter. Auch in Emmerich: Verbeet hat alte Unterlagen studiert, Listen mit Namen von Verhafteten und dem Vermerk „Von der Gestapo abgeholt“. „Ist doch klar, was mit denen passiert ist“, sagt Verbeet.
Zwei siebenarmige Leuchter, gegeneinander gestellt, vor einem jüdischen Gebetbuch: Die Illustration der Französin Ellina Berlioz spiegele am deutlichsten die Thematik wider, sagt Verbeet. Die Leuchter bilden ein Fadenkreuz, im Visier: das Judentum.
Die Ausstellung sei eine Kunst- und Themenausstellung, so der Amtsgerichtsdirektor. Didaktisch bestens geeignet, um Schülern das schrecklichste Kapitel deutscher Geschichte näherzubringen. Verbeet macht Schulen ein konkretes Angebot: Ganze Klassen könnten ins Amtsgericht kommen, sich die Plakate ansehen und anschließend darüber sprechen.
Große Resonanz zur Eröffnung
Nach Möglichkeit könne den Klassen sogar ein Raum im Gericht zur Verfügung gestellt werden. Unterrichtsmaterialien für die Lehrer, allerdings nur in englischer Sprache, gibt’s obendrauf. „Ich denke, die Bilder sind für Kinder ab zwölf Jahren geeignet“, sagt Verbeet. Nähere Infos unter 02822/69 432.
Eröffnet wird die Ausstellung am morgigen Donnerstag, 8. November, 18 Uhr – einen Tag vor dem Jahrestag der Reichspogromnacht. 120 Leute hätten sich bereits angekündigt, freut sich Verbeet über die große Resonanz. Interessierte seien herzlich willkommen, „aber es wird eng“, warnt Verbeet und empfiehlt einen Besuch unter der Woche: Die Bilder sind montags bis freitags, 9 bis 15 Uhr, zu sehen. Die Ausstellung endet am 31. Januar.