Hüthum. . Anni und Elmar Bolwerk haben auf Gut Falkenstein Trauzimmer eingerichtet. Brautpaare können hier samstags heiraten. Und bei Kerzenlicht. Premiere am 12.12.12.
Das hätten sich die früheren Hofbesitzer, die Bauernfamilien Reintjes, van Schriecks, Heerings, Reyers oder die Biermans nicht im Traum vorstellen können, dass sich einmal in ihrem Schweinstall Frischverliebte das Ja-Wort geben würden. Doch so wird’s ab Dezember kommen. Anni und Elmar Bolwerk, die heutigen Besitzer von Gut Falkenstein, das bereits auf das 17. Jahrhundert zurück geht, haben den viele Jahrzehnte ungenutzten Stall gründlich ausgemistet, in anderthalb Jahren komplett umgebaut und als Trauzimmer stilvoll hergerichtet. Am 12. 12. 2012 kommt es hier zur ersten standesamtlichen Trauung. Gestern wurde die neue Standesamt-Dependance der Öffentlichkeit bei einem kleinen Empfang erstmals vorgestellt.
Schwein gehabt
Wer sich hier an Samstagen traut oder auch bei Kerzenschein, der hat also wirklich Schwein gehabt. Von dem Interieur war auch Bürgermeister Johannes Diks, der selbst die Befähigung zum Standesbeamten besitzt, hellauf angetan: „Phantastisches Ambiente“, schwärmte er und überreichte den Bolwerks einen Blumenstrauß. Den haben sie sich wahrlich verdient. Der Schweinestall ist nicht wieder zu erkennen. Mit Liebe zum Detail wurde hier ein Traulokal der ganz besonderen Hüthumer Art geschaffen. Die kostbare Holztruhe von 1813, der uralte Ofen aus Bismarcks Zeiten, Leuchter, neue Fackeln, alte Gemälde, u.a. von dem Heimatmaler Bernd Terhorst, oder die Vitrine mit den hübschen Porzellanmalereien der Hausherrin – es passt alles zusammen, „wie zu Omas Zeiten“, sagt Elmar Bolwerk. Es ist als Kompliment zu verstehen.
In Emmerich gibt es außer dem Standesamt im Rathaus noch einige besondere Lokalitäten, wo sich Brautpaare gegen einen Extra-Aufschlag das Eheversprechen abnehmen lassen können: das PAN und das Schlösschen Borghees. Das aber wird demnächst umgebaut und steht deshalb Heiratswilligen für rund ein Jahr nicht mehr zur Verfügung. Doch Gut Falkenstein ist mehr als ein Ersatz. Gerade für die Hüthumer dürfte der Anbau auf der Georgstraße 6 im Schatten von St. Georg schnell zu einer ersten Trauadresse avancieren, zumal selbst für Diks das Standesamt im Rathaustürmchen nur noch den Charme der 60er Jahre versprüht. Immer wieder überlegen die Standesbeamten daher, wo und wie sie das Ja-Wort ein wenig festlicher zelebrieren können.
Im siebten Himmel
Da werden dann auch schon mal unkonventionelle Örtlichkeiten diskutiert – und wieder verworfen. Wie die Schnapsidee, in einem Heißluftballon zu heiraten. Beim Ja-Wort, hat sich Diks schlau gemacht, müsste der Ballon mit Seilen auf dem Erdboden vertäut sein. Von wegen also in den siebten Himmel entschweben. Außerdem ist es ja kein Kinderspiel, Hochzeitstermin und günstige Wind für die Ballonfahrt unter einen Hut zu bringen – dann doch lieber erdverbunden wie in Hüthums neuer, guter Traustube.
Die Hausherren werden für die anstehenden Trauzeremonien das Zimmer, das über einen separaten Eingang zugänglich ist, herrichten, das aber aber auch für Vorstandsrunden des Heimatvereins oder für Workshops der Landfrauen einen gemütlichen Rahmen abgibt.