Emmerich. . Der erste Arbeitstag von Stadtdirektor Dr. Ebben begann vor 50 Jahren spektakulär: mit der Grundsteinlegung für die Rheinbrücke.
Der erste Arbeitstag von Stadtdirektor Dr. Heinz-Adolf Ebben war ein ganz besonderer, einer für Hut und Anzug: Am 2. Mai 1962 legte Ministerpräsident Meyers den Grundstein für die Rheinbrücke. Die Einladung an den blutjungen Regierungsrat hatten noch sein Vorgänger Dr. Otto Weyer und Bürgermeister Willi Pieper unterschrieben und mit einem „ergebenst“ garniert - Floskeln, mit denen der anfangs parteilose Ebben, der später in die CDU eintrat und mit 32 zum jüngsten Verwaltungschef in NRW avancierte, schnell aufräumte. „Die Grundsteinlegung war ein großes Ereignis“, erinnert sich Ebben: Empfang, Tanz, Freibier, Zapfenstreich (den kein Gast absagte) - es war was los an diesem Tag.
Vier dicke Bände
Und das sollte noch öfter in Ebbens 22-jähriger Amtszeit der Fall sein: Industrieansiedlungen, die Ebben besonders am Herzen lagen, Elektrifizierung der Bahnstrecke, Industrie- und Containerhafen, Alt-stadtsanierung, Bau des Schulzentrums, die Städtepartnerschaft mit King’s Lynn, der Bau des Stadttheaters - es kam eine Menge zusammen. Alles auch nachzulesen in vier grünen Bänden mit Zeitungsartikeln, die seine Frau Gertrud gesammelt und Mitarbeiter ihrem Chef zum Abschied in gebundener Form schenkten.
Auch die Kaserne wurde eingeweiht. Dass der Standort aufgelöst wurde, habe ihm schon „sehr weh getan“, gesteht der heute 82-Jährige. Auch der Yachthafen in Hüthum wurde in der Ära des durchsetzungsstarken Managers angelegt. Der ausgehobene Sand und Kies wurde für die Brückenrampen verwandt.
„Ich habe die Bauphase damals begleitet“, erzählt der gebürtige Klever, der mit Anfang 30 zum ersten Mal überhaupt nach Emmerich kam, um sich den politischen Gremien vorzustellen. Damals tuckerte noch die Fähre. Ohne die Brücke mitsamt der B 220, davon ist Ebben überzeugt, gebe es den Kreis Kleve nicht, auch nicht den Verein Liemers-Niederrhein: „Das war vorher schon eine große Trennung.“
Kurz nach der Freigabe von Deutschlands längster Hängebrücke am 3. September 1965 unternahm Ebben mit Horst Schröder, Leiter des Landesstraßenbauamtes Kleve, eine Dienstfahrt. Mitten auf der Rheinbrücke schwärmte Schröder von seiner Reise nach Kalifornien und von San Francisco und schlug vor, aus der Rheinbrücke eine zweite Golden Gate-Bridge zu machen. Ebben war höchst angetan von dieser Idee, weil es so was in Europa noch nicht gab. Und so bekam die bis dahin anthrazitfarben bzw. grün schimmernde Konstruktion ihren rötlichen Charme, der noch zwei- oder dreimal übersprüht wurde. Demnächst steht, wie berichtet, wieder ein Neuanstrich an. Und vielleicht sogar die Anstrahlung dieses Wahrzeichens. Bekanntlich hat sich der Stadtbildverein zum Ziel gesetzt, in zwei Etappen vorzugehen. Noch in diesem Jahr sollen für 68 000 Euro die beiden Pylonen angestrahlt werden, für 236 000 Euro dann auch die Traversen. Dieser Plan dürfte scheitern, wenn die Klever abwinken. So wird die Brücke zur Nagelprobe für die Kreissolidarität. Die Brücke ist eben mehr als nur eine Straße, die von A nach B führt. Und dazu noch eine, findet Ebben, besonders schöne. Er selbst wurde zu einem Brückenbauer über Stadt- und Landesgrenzen hinweg.
Rheinbrücke - mit allen Finessen
Der Brückenschlag am unteren Niederrhein - ein Kapitel für sich mit allen politischen Finessen. 1960 erfuhr der damalige Bürgermeister Willi Pieper, dass Bundesverkehrsminister Seebohm gleich zwei Brücken bauen wolle: in Emmerich und in Rees. Doch über die Reeser Brücke wurde zunächst Stillschweigen gewahrt, damit die Menschen südlich von Wesel nicht auf die Barrikaden gingen.