Am 23. April 1949 begann die niederländische Auftragsverwaltung. Sie endete 1963.

Wie eine Dunstglocke lag die Anspannung an jenem Samstagmorgen über Elten. Eine Mischung aus Nervosität, Neugier und Sensationslust hatte sich vor genau 60 Jahren, am 23. April 1949, bei den rund 3 500 Einwohnern breit gemacht.

Das Königreich der Niederlande exekutierte trotz aller Proteste auf der Grundlage des „Pariser Protokolls” auch in Elten die Grenzkorrektur. Die Gemeinde Elten kam zu Holland. „Einige Eltener haben vormittags gespannt auf die Niederländer gewartet”, erklärt Heinz van den Broek, der für einen Vortrag heute Abend um 20 Uhr im Hotel Wanders mit Zeitzeugen sprach. „Als dann aber das Militär auch mit Panzerwagen anrückte, haben sich die meisten vorsichtshalber in ihre Häuser verkrochen.”

Van den Broek hat etliche Filmrollen digitalisiert und wird die teilweise noch nie öffentlich gezeigten Aufnahmen – zudem gibt es ein Radio-Interview von 1973 – nun vorführen. Denn eines ist klar, Eltens holländische Zeit ist immer noch in den Köpfen stark verankert.

Wenn es nach der damaligen niederländischen Regierung gegangen wäre, hätte die Ausdehnung nach Osten weitaus größere Kreise gezogen. Ursprünglich sollte das Staatsgebiet ausgehend von Borkum im Norden, vorbei an Wilhelmshaven, unter Einbeziehung von Münster, Hamm und Köln, bis nach Aachen erweitert werden. Umgesetzt wurde nur die Verschiebung der Grenzen bei Selfkant, Suderwick und eben Elten.

Die Eltener blieben zwar Deutsche, bekamen aber einen holländischen Pass. „Dort wurde dann vermerkt ,wird als Niederländer angesehen'”, berichtet van den Broek, als er eines der Dokumente zeigt. Überhaupt änderten sich viele Kleinigkeiten im normalen gesellschaftlichen Leben. Die Brigade Elten der Konink-lijke Marechaussee bezog in der Villa Erika an der Zevenaarer Straße ihr Hauptquartier. Heinz van den Broek erinnert sich noch gut an seinen Eindruck von den neuen Ordnungshütern. „Ich hatte als Schülerlotse öfter Kontakt mit den Polizisten, sie galten als streng, aber gerecht.”

Eltener empfanden das Datum 23. April 1949 zweischneidig, Geschäftsleute freuten sich über Tourismus und Umsatz, andere sehnten sich nach der deutschen Heimat. Mit einem – heute würde man sagen – Graffito verschaffte sich die Volksseele Anfang des Jahres 1963 Luft. „14 Jahre sind zu lang, uns wird so langsam bang”, hatten Unbekannte aus Protest auf eine Mauer gepinselt. Am 1. August 1963 endete dann auch für Elten die holländische Zeit und die Rückgliederung in die Bundesrepublik startete mit der legendären Butternacht.