Zwei hübsche Mädchen vom Lande machten Karriere. Die eine wurde Reichsgräfin, die andere ist schon mal Herzogin. England hat seine Kate, Emmerich sein Schön-Kätchen.
England hat seine Kate, Emmerich sein Schön-Kätchen. Zugegeben, das mit Kätchen ist lange her – aber es gibt doch einige Parallelen. Kate und Katharina – zwei Steinbockfrauen, die bewundert werden wollen.
Als Katharina Rickers (1670-1734) lebte, die später zur Reichsgräfin von Wartenberg geadelt wurde, gab es noch keine Paparazzi und keine Yellow Press. Hätte es das alles vor 300 Jahren schon gegeben, Schön-Kätchen hätte es zum Covergirl gebracht. Die Fotografen wären hin und weg und hinter ihr her gewesen wie der Teufel hinter der armen Seele. Ihre Schönheit und Karriere waren atemberaubend.
Das darf man mit Fug und Recht auch von Kate Middleton behaupten. Jedenfalls nennt die Frau des Fleischers aus Kates Heimatort Bucklebury, sonst eher eine diskrete Person, Kate „scrumptous“, zum Anbeißen wohl geraten. Kate und Katharina fingen als Bürgerliche an. Kates Vater war Pilot und die Mutter Stewardess, ehe beide begannen, viel Geld mit dem Versandhandel von Zubehör für Kindergeburtstage zu verdienen.
Katharinas Vater wiederum war Generalinspekteur aller kurbrandenburgischen Zollstationen am Niederrhein und die Mutter, Johanna Elisabeth Raab, Christoffels zweite Frau, die Tochter des Duisburger Bürgermeisters und Kurators der Universität. Also zwar kein blaublütiger, aber respektabler Background, den Nachredner böse verdrehen sollten. Danach war Schön-Kätchen das frivole Töchterchen eines Wirtes, das den Kerlen den Kopf verdrehte. Sie soll so viele Liebhaber besessen haben wie es Muscheln am Strand von Scheveningen gibt und es im Schlösschen Borghees wüst getrieben haben.
Nicht nur mit
Samthandschuhen
Auch Kate wurde ja nicht immer mit vornehmen Samthandschuhen angefasst. Der Boulevard verfolgte jeden ihrer Schritte, seit sie im Umkreis von Prinz William verortet wurde. Als „Lady of Leisure“, als „Lady Freizeit“ wurde die Kunsthistorikerin verspottet. Sie sei arbeitsscheu und vergnügungssüchtig.
Das war aber nichts im Vergleich zu den Verleumdungen, denen Katharina ausgesetzt war. Zwar waren Regenbogenpresse und ein auf Sensationen getrimmtes Privat-TV noch unbekannt, aber dieses Defizit machten Klatschbasen und Tratschtanten am Hof in Berlin mühelos wett.
Die Hofdamen intrigierten aus Zorn, Neid und Missgunst gegen das Mädchen vom Lande, das zur offiziellen Mätresse und Gesprächspartnerin König Friedrichs empor gestiegen und zweimal verheiratet war. Nachdem die Wartenbergs dann bei Hofe in Ungnade gefallen waren, mussten sie ins Exil.
Hoffentlich bleibt das alles Pretty-Kate erspart, die seit gestern nur noch Catherine genannt werden möchte: Die Herzogin von Cambridge.