Emmerich.
RheinCenter und Neumarkt-Wiederbelebung - Wie die Emmericher Politik dem Einzelhandel auf die Sprünge zu helfen versuchte
Kaufcenter, RheinCenter und 2013 vielleicht ein „Welmans-Center“? Der Einzelhandel in der City hat in den vergangenen Jahrzehnten viele Schlagzeilen produziert. Vom Aufstieg und Verfall des Kaufcenters, von politischen Schlammschlachten um das RheinCenter, von Bausünden und geplatzten Träumen. Hier eine – unvollständige – Chronik mit dem vorausschauenden Hinweis, dass das letzte Kapitel noch nicht geschrieben ist. Völlig offen erscheint, ob es eine unendliche Geschichte wird, ob es ein „Happy End“ gibt oder ein dickes Ende droht:
9. Dezember 1975: Der Rat beschließt mit 18:15 Stimmen den Bau eines Kaufcenters im Altstadtsanierungsgebiet. Die Bauphase wird von allerlei Problemen begleitet. Aus Kostengründen wird auf eine Tiefgarage verzichtet, die lehnt der Rat mit 19:16 Stimmen ab. Die bereits ausgehobene Baugrube wird wieder verfüllt.
28. Juni 1976: Baubeginn für das Rewe-Center.
5. August 1976: Bauherr Tinnefeld meldet Vergleich an, Holland ist in Not.
8. August 1976: Ratssondersitzung zum Vergleich.
Auch „Big Wim“ shoppte
im Rewe-Center
29. April 1977: Auf dem Rohbau des Rewe-Kaufcenters baumelt der Richtkranz.
8. September 1977: das Rewe-Kaufcenter wird eröffnet. Auch Wim Thoelke kommt die Rolltruppe herunter. Bürgermeister Wolters erinnert an die „Zangengeburt“: „Aber heute ist die Taufe, da wollen wir die Geburtswehen vergessen“.
1. Mai 1983: Karstadt, seit 1955 in Emmerich (zunächst Horten), schließt den Standort Steinstraße.
1988: Der damalige Stadtdirektor Franz Kulka, nie um Ideen verlegen, regt ein Warenhaus (Magnet) in der Innenstadt an. Die Realisierung zieht sich dann hin.
1994: Zuerst jubelt die SPD: Der Rat entscheidet sich mit 18:17 Stimmen für den Entwurf des Kevelaerer Architekten Werner Helmus.
1995: Kurskorrektur im Rat. Nachdem die CDU wieder stärkste Kraft ist, erhält Jürgen Wennekers den Zuschlag.
2. Oktober 1997: Grundsteinlegung zum RheinCenter Hinter dem Schinken. Die Fröbelschule muss weichen.
18. März 1999: Rewe Dortmund zieht auf 3000 qm als Ankermieter in das RheinCenter (ferner Kino, Lokal, Wohnungen, Geschäfte, zwei Parkdecks mit 300 Stellplätzen). Seitdem ist das alte Kaufcenter verwaist. Nur noch einige Praxen zum Neuen Steinweg hin sind danach noch belegt.
5. September 1999: Beim Stadtfest wird die Passage des RheinCenters freigegeben.
17. Oktober 1999: Offizielle Einweihung des RheinCenters.
3. Mai 2005: Die Stadtsparkasse Emmerich-Rees kauft dem Kölner Eigentümer May das 3542 Quadratmeter große Insel-Grundstück auf dem Neumarkt ab. Mays Versuche, eine Bebauung hinzubekommen, hatten sich zerschlagen.
2006ff.: Bürgermeister Diks kündigt an, dass er auf dem Neumarkt eine Planung aus einem Guss anstrebe, so lange werde nicht abgerissen, um keine Brache entstehen zu lassen. Von einem „Handelsmagneten“ ist die Rede.
Planungsfehler
wird behoben
Februar 2007: Altbürgermeister Dr. Klaus Krebber regt den Bau eines Seniorendomizils mit ca. 40 bezahlbaren Wohnungen an, außerdem Bäcker, kleine Shops und Räume für Pflegedienste: „Kein Klotz, sondern was Lebendiges.“ Auch der Emmericher Architekt Debiel befasst sich mit dem Thema Seniorenwohnheim.
1. Oktober 2007: Ein Planungsfehler, auf den schnell die Leerstände geschoben werden, wird repariert. Der Zugang zum RheinCenter erfolgt nicht mehr vom ruhigen Hottomannsdeich aus, sondern durch eine neue Passage von der Kaßstraße; dafür nimmt der niederländische Eigentümer Wessels (er hatte das Objekt 2005 der PEG abgekauft) ca. 2 Mio. Euro in die Hand. C&A wird als neuer Mieter gewonnen.
Oktober 2007: Der Kölner Architekt Harald Killemann (Rheinpromenade, Nonnenplatz) wird vom Rat mit der Anfangsplanung für den Neumarkt beauftragt. Die NRZ schreibt: Abriss des alten Kaufcenters erst 2008 ...
Dezember 2009: Politik, Verwaltung und Stadtsparkasse bekräftigen ihre konzertierte Aktion beim Neumarkt, der vorrangig entwickelt werden soll – und nicht das Wemmer & Janssen-Areal Mennonitenstraße, wo der Bocholter Investor Schmeing einen großflächigen Einzelhandelsmarkt errichten möchte.
Sommer 2010: Das Gutachterbüro Junker & Kruse (Dortmund) wird vom Rat mit der Aktualisierung des Einzelhandelskonzeptes (2005) und dem Neumarkt“ beauftragt; einige Investoren bekunden Interesse. Regina Bieber (Dortmund) sagt frühzeitig ab. Junker &Kruse fordern Nachbesserungen von ITG und Welasa.
Februar 2011: Die ITG Düsseldorf und Debiel-ten Brinke springen als Investoren ab.
März 2011: Paul Geominy tritt mit der BI Neumarkt 21 an die Öffentlichkeit. Er lehnt das Welasa-Konzept als zu wenig attraktiv ab und droht mit einem Bürgerbegehren.
5. April 2011: Der Rat beauftragt mit 19:10 Stimmen die Welasa GmbH (Schoofs/Welmans) mit der Planung eines Wohn-Geschäftszentrums. Offen bleibt, ob und wann der Investor die Anbindung an die Kaßstraße realisieren kann. Wenige Tage nach der Ratssitzung startet Neumarkt 21 das Bürgerbegehren.