Emmerich. .
Das ist ein Schock für viele Emmericher: Stadtpfarrer Peter Kossen (42) wird die Hansestadt im Sommer verlassen und eine Verwaltungsaufgabe in seiner oldenburgischen Heimat übernehmen. Beim Speelberger Pfarrfest am 28. August will er sich von den Gemeinden verabschieden.
Das teilte Kossen, sichtlich bewegt, gestern Abend im Aldegundisheim den eiligst einberufenen Mitarbeitern mit. Für Kossen kommen ein Pfarrer und ein Kaplan. Selten hat man Kossen so ernst erlebt. Seine Stimme stockte anfangs, als er seinen vorbereiteten Text ablas.
Leitung des
Offizialatsbezirks Oldenburg
Seine Berufung habe nichts mit seiner „überschaubaren Haarpracht“ zu tun, wehrte er Spekulationen ab: „Hier wird keiner aus dem Verkehr gezogen, ehe er kaputt geht.“
2004 war der gebürtige Wildeshausener an den Rhein gekommen, wo er den schwierigen Prozess der doppelten Gemeindefusion mit Umsicht managte. Aufhorchen ließen aber auch die kritischen Worte des KAB-Bezirkspräses’ zu brennenden sozialen Themen, z.B. Niedriglöhnen.
Die Chronologie einer Entscheidung: Über die Weihnachtstage hatte Bischof Felix Genn durch Weihbischof Heinrich Timmerevers den Wunsch an Kossen heran tragen lassen, er möge im Sommer Emmerich verlassen und eine Aufgabe in der Leitung des Offizialatsbezirkes Oldenburg als ständiger Vertreter von Weihbischof Timmerevers übernehmen. Der Offizialatsbezirk ist eine Region des Bistums Münster, die aus historischen Gründen wie ein eigenes Bistum organisiert ist.
Leicht gemacht haben sich beide Seiten diese Entscheidung - gerade auch mit Blick auf die Kirchengemeinden in Emmerich und den Prozess der Zusammenführung - nicht. „Ich habe in diesem Gespräch drei Gedanken geäußert: zum Ersten meine Bereitschaft, dahin zu gehen, wo der Bischof mich braucht; zum Zweiten die Liebe zu meiner Heimat, dem Oldenburger Land; zum Dritten die Bedenken, die ich habe, wenn es darum geht, mitten im Prozess der schwierigen, aber notwendigen Zusammenführung die Leitung der Gemeinden abzugeben, ist da doch mit den Jahren vielfach notwendiges Vertrauen gewachsen. Ich habe geäußert, von mir aus keinen Anlass gehabt zu haben, um Versetzung zu bitten und habe gesagt, dass ich mich sehr wohl fühle in Emmerich und ein Weggang mir sehr schwer fallen würde“, so Kossen.
Weihbischof Timmerevers habe die Bedenken teilen können, aber auch auf die Notwendigkeit einer qualifizierten Besetzung der Stelle in Vechta hingewiesen: „Du hast ein hohes Ansehen bei den Priestern im Oldenburger Land. Wir brauchen einen Mann des Ausgleichs.“ Nach einer Bedenkzeit hat Kossen am Neujahrstag schließlich sein Ja-Wort gegeben.
Bischof Genn hat daraufhin Regionalbischof Wilfried Theising gebeten, mit den Gremien der Pfarrgemeinden St. Christophorus und St. Johannes der Täufer das Gespräch zu suchen, um die Sorgen und Fragen der Gemeinden zu hören und die Beweggründe der Bistumsleitung zu erläutern. „Ich bin sicher“, so Kossen, „dass der Bischof einen guten Nachfolger bestellen wird, der die Dinge in Emmerich gut weiterführen wird“.
Zum Schluss gab’s viel dankbaren Beifall für Kossen. Einer meinte: „Herzlichen Glückwunsch zur Berufung, aber schade, dass sie gehen.“ Aber noch ist er ja da.