Rees. Neue Wärmeleitplanung der Regierung führt zu Verunsicherung bei Bürgern, sagt Ulrich Biermann. Welches Pilotprojekt er starten will.
Es ist und bleibt auf Jahre ein Dauerthema: die Energie-Versorgung von Gebäuden, auch und gerade mit Blick auf regenerative Alternativen zu Öl, Kohle und Gas. Bislang wuchs deshalb auch die Nachfrage nach Erdwärmepumpen. „Doch die hat sich seit einiger Zeit auf hohem Niveau stabilisiert“, sagt Ulrich Biermann. Der Reeser Unternehmer vertreibt und montiert die Anlagen überall am Niederrhein. „Jetzt herrscht große Unsicherheit bei potenziellen Kunden“, sagt der 58-Jährige. Grund: Die von der Bundesregierung verabschiedete Wärmeleitplanung. Die Kommunen müssten jetzt aufzeigen, wie sie ihre Bürger künftig mit regenerativer Energie versorgen können.
Vielerorts, so auch in Rees und Emmerich, seien die Städte dabei, mit sogenannten Quartierslösungen zunächst einmal zu sehen, wie groß etwa der Bedarf ist und wie es überhaupt möglich sein könnte, Häuser, Wohnungen und Firmen mit der umweltfreundlicheren Energie von morgen zu versorgen. „Etwa mit dem Bau von Heizkraftwerken“, sagt Biermann. Doch Konzepte dürfte man da nicht gleich erwarten. „Woher soll denn zum Beispiel genügend Wasserstoff kommen“, fragt er sich, und viele Bürger sicher auch. Das alles könne noch lange dauern.
Gut 1000 Erdwärmepumpen installiert
Biermann, der am Niederrhein bereits gut 1000 Erdwärmepumpen installiert hat, setzt da lieber auf eine kurzfristig umsetzbare Lösung – und will in einem großen Mehrfamilienhaus am Melatenweg 20-52 in Rees mit zunächst drei Wohneinheiten ein Pilotprojekt starten. „Die Wohnungen haben alle große Kamine und Gasthermen“, erklärt der Fachmann, der zweifacher Meister und auch Versorgungs-Ingenieur ist. Geht es nach ihm, werden die Wohnungen künftig mit Erdwärme versorgt. Gestartet werden soll mit drei übereinander liegenden Wohnungen, von denen eine ihm selbst gehört. „Ich muss noch die beiden anderen Eigentümer davon überzeugen, dass sich das absolut lohnt“, sagt Biermann.
Übrigens auch für Mieter. Denn seit dem 1. Januar 2024 ist eine neue Förderung für Erdwärmepumpen in Kraft. „Vorher wurden solche Anlagen schon ziemlich gut gefördert. Jetzt passiert das aber nicht mehr nur nach dem Gießkannen-Prinzip, sondern nach sozialen Kriterien“, erläutert der Reeser. Soll heißen: Wer weniger im Geldbeutel hat, und die eigene Wohnung auch selbst nutzt, bekommt einen höheren Zuschuss.
„Die Wärmewende ist so jedenfalls viel schneller umzusetzen, als wenn es nur mit den Quartiers-Modellen vorangehen soll“, meint Ulrich Biermann. Denn bis da Konzepte vorlägen, würde noch viel Zeit vergehen. Mit der Erdwärme hingegen ginge alles viel, viel schneller. „Vom ersten Kontakt bis zur Umsetzung vergeht hier maximal ein Jahr“, unterstreicht er. Außerdem müssten beispielsweise auch keine aufwendigen Leitungen verlegt werden. „Wir bohren vor Ort in die Tiefe, und los geht‘s“, meint der Unternehmer.
150 Meter tiefe Bohrungen
Apropos Tiefe: Wurden bislang die Löcher und dann die Sonden bis zu 100 Meter tief in den Boden eingebracht, kann das Familien-Unternehmen, das im Jahr rund 70 Anlagen auch in den Kreisen Wesel und Borken sowie in den Niederlanden installiert, jetzt auf 150 Meter Tiefe gehen. „Wir haben ein neues, voll automatisches Bohrgerät angeschafft“, sagt Ulrich Biermann. Rund 400.000 Euro habe er in die moderne Ausrüstung investiert.
Ohne Förderung kostet eine wartungsfreie Erdwärmepumpen-Anlage für eine Wohnung übrigens etwa 20.000 Euro, für ein Einfamilienhaus etwa 40.000 Euro. „Wie gesagt: Landes- und Bundesförderungen muss man da noch abziehen“, so Biermann.
Nächste Info-Veranstaltung
Dass die Anlagen nachhaltig und absolut wartungsfrei sind, würden seine Bestandskunden ja eh selbst wissen, sagt Biermann, der derzeit 25 Mitarbeiter beschäftigt. Um den Kontakt zu halten, aber auch um mit weiteren am Thema Erdwärme interessierten Bürgern ins Gespräch zu kommen, lädt der Unternehmer jeden letzten Mittwoch im Monat, also jetzt wieder am 24. April 2024, von 17.30 bis 19.30 Uhr zu einer Info-Veranstaltung in seinen Betrieb am Grüttweg 49 in Rees ein. Um dabei zu sein, bittet er, sich unter der Rufnummer 02851/92710 oder per E-Mail an biermann@biermann-rees.eu kurz anzumelden.
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