Kleve. 43 Jahre lang war Hermann Derks als Zahnarzt in Emmerich tätig. Der 75-Jährige hat jetzt seine Praxis geschlossen - und blickt zufrieden zurück.

Nach 43 Jahren ist Schluss. Hermann Derks, Zahnarzt und Facharzt für Kieferorthopädie und Parodontologie, hat zum 30. Juni seine Praxis an der Steinstraße in Emmerich geschlossen. Der 75-Jährige geht mit einem „weinenden Auge“, wie er auf seiner Internetseite schreibt. „Das ist ein unglaublich faszinierender und toller Beruf, den ich mit viele Freude gemacht habe“, sagt er rückblickend im Gespräch mit der NRZ.

Abitur am Abendgymnasium und Vorträge in Moskau

Hermann Derks war immer ein Zahnarzt mit Leidenschaft, und dennoch ist er zu seinem Traumberuf erst über Umwege gekommen. Als 13-Jähriger machte der gebürtige Gocher eine Schriftsetzerlehre bei der Druckerei Völcker & Janssen und arbeitete später in Kevelaer bei Butzon und Bercker. Über seinen Schwager, der als zahntechnischer Laborant arbeitete, hat er sich für die Zahnmedizin entschieden: Erst das Abitur am Abendgymnasium, dann das Studium in Gießen. 1979 hat er in Emmerich die Praxis gegründet.

Hermann Derks ist seiner Wahlheimat Emmerich treu geblieben, auch wenn er sich den Blick über den Tellerrand bewahrt hat: Derks bildete sich stetig weiter, interessierte sich für die wissenschaftliche Entwicklung seines Faches und er hielt regelmäßig Fachvorträge auf dem Gebiet der Parodontologie und Implantologie: Zuletzt in Düsseldorf an der Heinrich-Heine-Universität, aber auch am Gardasee in Italien, in Göteborg, Moskau oder in St. Louis in den Vereinigten Staaten. Jeweils für ein Jahr bekleidete Derks auch einen Lehrauftrag an der Radboud Universität in Nimwegen und an der Göteborg Universität.

Gründliche Zahnpflege ist das A und O

Von diesem Wissen profitierten auch seine Patienten. Derks legte Wert auf eine „konzeptgerechte Behandlung“, in der der Erhalt eines gesunden Zahnfleischs ein Hauptthema gewesen sei. Denn letztlich gehen gesunde Zähne auch auf eine gute Pflege zurück. Es sei besser, Schäden zu vermeiden, als diese naher reparieren zu müssen, sagt er. Zu seinen Patienten pflegte Derks oft ein langes Verhältnis. Wer sich für ihn entschieden hat, der wusste sich bei „Dr. Derks“ in guten Händen. „Das Gros der Patienten war unglaublich nett. Viele haben sich persönlich verabschiedet“, berichtet er.

In der Spitze arbeitete der Zahnarzt mit bis zu zehn Mitarbeitern. Von Beginn an war die Kollegin Renate van Heukelom als Mundhygienikern dabei und auch mit dem Zahntechniker Wilfried Lasaar arbeitete Derks gut 40 Jahre lang zusammen. Das Dentallabor befand sich unmittelbar neben der Praxis.

Das digitale Zeitalter bricht an

1993 gab Derks seine Kassenzulassung zurück und arbeitete seitdem ausschließlich für Privatpatienten und Selbstzahler. Mit der zunehmenden Reglementierung der gesetzlichen Krankenkassen sei es immer schwieriger geworden Patienten nach bestem medizinischem Wissen zu versorgen, berichtet er. Viele moderne und klinisch erprobte Behandlungen seien nicht im Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen enthalten.

Die technische Entwicklung auf seinem Fachgebiet sei enorm. „Wir stehen an einer Schwelle, wo künftig viele Dinge nur noch digital gemacht werden“, erzählt Derks. Abdrücke für Zahnersatz etwa würden künftig gänzlich digital durchgeführt werden können. Auch das Gießen von Kronen könne man schon heute durch das Fräsen ersetzen. Das ist günstiger und erfordert weniger, handwerkliche Fähigkeiten.

Zahngesundheit ist auch eine soziale Frage

Trotz aller Technik bleibt der Zahnarztberuf auch sehr speziell und individuell. Behandlung funktionieren nicht immer nach Schema F. „Ich habe sicherlich auch Fehler gemacht“, gibt der Zahnarzt zu. Gerade beim Setzen von Zahnersatz ist die Rate der abgestoßenen Implantate nicht gering. 7,6 Prozent der Implantate würden nicht dauerhaft halten, sagt Derks. Dies hänge von mehreren Faktoren ab: Raucher hätten eine schlechte Ausgangslage und auch die richtige Zahnpflege sei entscheidend. Nicht zuletzt spielt die erbliche Vorbelastung ein Rolle.

Nach wie vor sei es so, dass die Zahngesundheit stark vom Elternhaus und dem sozialen Status abhänge. Wer sich um das Putzen kümmere und dies auch vorlebe, der haben deutlich bessere Chancen auf gesunde Zähne. Insgesamt habe sich die Entwicklung aber verbessert: „Totalprothesen gibt es kaum noch. Dennoch ist es traurig, dass das soziale Umfeld so entscheidend ist.“

>> Wissenschaftliche Beiträge

Dr. Hermann Derks hat im Laufe seiner Karriere auch mehrere wissenschaftliche Aufsätze veröffentlicht. Etwa über den Zahnersatz, die Behandlung von fortgeschrittener Parodontitis oder die Versorgung nach dem Verlust von Schneidezähnen.

Auch in Emmerich und Kleve hat Derks Fachkonferenzen für die „Studiengruppe für restaurative Zahnmedizin“ organisiert, zu denen bis zu 400 Kollegen aus der ganzen Welt gekommen sind.