Kreis Kleve. Die Krankenhäuser im Kreis Kleve blicken mit Sorge auf die kommenden drei Wochen. Es sei damit zu rechnen, dass Operationen verschoben werden.

Die Corona-Situation spitzt sich wieder zu. Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach (SPD) rechnet damit, dass in den ersten Dezemberwochen die Kliniken bundesweit ihre Kapazitätsgrenzen überschreiten werden. Ähnlich sieht es auch Lothar Wieler vom Robert-Koch-Institut. Doch wie sieht die Situation in den Krankenhäusern des Kreises Kleve aus? Bereitet man sich hier auf entsprechende Szenarien vor?

Aktuell befinden sich 29 Menschen mit einer Corona-Infektion im Krankenhaus, acht davon liegen auf der Intensivstation. Am Dienstag meldete das RKI für den Kreis Kleve drei weitere Todesfälle.

Steigen die Zahlen, steigt das Risiko der Überlastung

Gerd Heiming, Sprecher des Emmericher Krankenhauses, berichtet, dass im Willibrord-Spital drei Intensivpatienten zu betreuen sind. Vom Klever Klinikverbund (KKLE) gibt es keine konkreten Zahlen: „Die Zahl der Corona-Patient*innen in unseren Häusern ist beherrschbar“, so Sprecher Christian Weßels.

Dennoch ist man dies- und jenseits des Rheins in Habachtstellung. In Emmerich erwartet man ein Überlastung, wenn die Zahlen weiter zunehmen. „Dann müssten die Aufnahmekapazitäten für Corona-Patienten (verdacht, bestätigt) erweitert werden. Dies könnte zur Konsequenz haben, dass geplante Operationen verschoben werden müssen“, so Gerd Heiming vom Willibrord-Spital in Emmerich.

Intensivpfleger sind stärker körperlich und psychisch belastet

Das St.-Antonius-Hospital Kleve sorgt sich um den exponentiellen Anstieg der Corona-Infektionen.
Das St.-Antonius-Hospital Kleve sorgt sich um den exponentiellen Anstieg der Corona-Infektionen. © NRZ | Niklas Preuten

Sein Kollege in Kleve macht sich Sorgen über den exponentiellen Anstieg der Corona-Infektionen: „Zusammen mit den saisonalen Erkrankungen führen sie zu einer Verschärfung der Lage in den Krankenhäusern“, so Christian Weßels.

Bislang mussten weder in Emmerich noch bei der KKLE Operationen verschoben werden. „Anders als zu Beginn der Pandemie greifen wir heute auf viele Erfahrungen in der Behandlung von Corona-Patienten zurück und hoffen aufgrund der Corona-Impfungen auf gut beherrschbare Krankheitsverläufe“, so Weßels. Gleichwohl stelle man nach 20 Monaten Corona-Bekämpfung eine zunehmende Erschöpfung des Klinikpersonals fest. Ähnliches berichtet auch Gerd Heiming von Pro Homine: „Die MitarbeiterInnen sind durch die Covid-Situation seit März 2020 deutlich mehr körperlich und auch psychisch belastet.“

Krankenhausmitarbeiter erhalten Booster-Impfung

Am 10. November stellte die Radboud-Klinik in Nimwegen zu dieser Problematik eine neue Studie vor, demnach leiden in den Niederlanden 40 Prozent von 600 befragten Intensivpflegern unter Ängsten, Depressionen und posttraumatischen Stresssymptomen.

Bei der KKLE habe man bei den linksrheinischen Krankenhäusern im Jahr 2021 das Personal signifikant um mehr 130 Personen aufgestockt. „Aber im Moment fehlt wegen des hohen Krankenstandes auch in unseren Krankenhäusern hier und da eine helfende Hand“, schreibt Weßels. Um die Mitarbeiter besser zu schützen, erhalten diese seit der vergangenen Woche eine Booster-Impfung. Insgesamt liege die Impfquote beim Personal zwischen 96,5 und 98,8 Prozent. Die wenigen nicht geimpften Mitarbeiter würden regelmäßig getestet.

Corona-Intensivpatienten machen deutlich mehr Arbeit

Auch in Emmerich gibt es nicht weniger Intensiv-Pflegepersonal als vor Corona. Der Stellenplan in der Pflege sei aber insgesamt aufgrund der üblichen Fluktuation nicht voll besetzt. „Nicht aber wegen Corona“, so Gerd Heiming.

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Covid-Patienten bereiten auf der Intensivstation deutlich mehr Arbeit als andere Intensivpatienten. Die Radboud-Universitätsklinik in Nimwegen teilte Mitte Oktober mit, dass man für einen Corona-Intensivpatienten 15 geplante Operationen absagen müsse. Auf der OP-Warteliste stehen bereits 650 Patienten. Mehrere Krankenhäuser in den Niederlanden verfügten einen Aufnahmestopp für planbare OPs. Gerd Heiming vom Willibrord-Spital bestätigt, dass Covid-Patienten durchschnittlich viel länger auf der Intensivstation verbleiben. Bei einer Beatmung könne die Liegezeit sogar einige Wochen betragen. „Daher ist weniger Platz für anderen Intensivpatienten.“ Einen Vergleich des Arbeitsverhältnisses zu „normalen“ Intensiv-Patienten könne er aber nicht seriös benennen.

Die Krankenhäuser im Kreis Kleve bieten nach wie vor ihre Hilfe für die niederländischen Patienten an. Bislang werde diese aber aus den Niederlanden nicht angefragt.