Emmerich. Im Stadttheater Emmerich feierte die Komödie „Der muss es sein“ von James Sherman eine gelungene Premiere. Personelle Überraschung inklusive.
So mancher Theaterbesucher mag verwundert geguckt haben, als Michael Vogtmann in der Rolle des „Abe“ in der Komödie „Der muss es sein“ die Bühne betrat. Ursprünglich sollte dieser Part von Volker Brandt gespielt werden. Der war laut Aushang an der Theaterkasse leider erkrankt.
Aber wie in der Münchener Abendzeitung Anfang September zu lesen war, hatte sich der 86-jährige, aus zahlreichen Fernsehfilmen bekannte Volker Brandt nicht gegen Covid-19 impfen lassen wollen. Und war dann ganz schnell aus dem Vertrag heraus.
Thomas Rohmer, Intendant der Theatergastspiele Fürth, nahm dazu nach der ersten Online-Berichterstattung Stellung: „Volker Brandt war ursprünglich angekündigt, wollte sich nicht impfen lassen – was für eine Tournee nicht geht! Dafür wäre Norbert Heckner eingesprungen, der auch auf dem Plakat zu sehen war. Norbert Heckner bekam kurz vor den Proben zur Tournee einen Herzinfarkt. Also mussten wir erneut einen Vater für die Tournee suchen. Wir haben sehr wohl mit offenen Karten gespielt. Es wurde auch angekündigt, dass für den erkrankten Norbert Heckner nun Michael Vogtmann spielt.“
Erfrischendes Temperament von Julika Wagner auf die Bühne gebracht
Aber auch ohne Brandt war es in Emmerich eine gelungene Premiere der romantischen Komödie von James Sherman. Mit Situationskomik, jiddischem Humor und ein bisschen Psychoanalyse meisterten die sechs Darsteller ihre Aufgaben auf Anhieb. Noch an Nachmittag hatten die Akteure im Theater fleißig geprobt.
Im Mittelpunkt steht die junge Sarah Goldmann, die von Julika Wagner mit erfrischendem Temperament verkörpert wurde. Sarah will ihren ziemlich streng-jüdischen Eltern Miriam und Abe (Gerda Steiner, bekannt aus Peter Steiners „Theaterstadl“, und Michael Vogtmann, Oppositionsführer Lehmann aus der populären ARD-Serie „Um Himmels willen“) alles recht machen. Sarahs erster richtiger Freund Donald (Jan Felski), den sie seit Monaten heimlich trifft, ist kein Jude. Also erfindet Sarah mit dem Chirurgen Dr. David Steinberg, natürlich jüdischen Glaubens, ihren Freund und erzählt ihren Eltern von ihm.
Mutters Radar für Juden
Die und ihr Bruder Joel (Christopher Neris) möchten den Freund irgendwann aber unbedingt kennen lernen. Und so heuert Sarah bei der Begleitagentur „Mich schickt der Himmel“ den arbeitslosen Schauspieler Bob Jacobsen (Rhon Diels) an. Leider schickte die Agentur den Falschen, denn auch Bob ist kein Jude – für Sarah ein großes Problem: „Meine Mutter erkennt einen Juden auf eine Meile Entfernung. Es ist wie ein Radar.“
Doch Bob schlägt sich wacker. Am Schabatt und bei der Seder-Feier schauspielert er sich gekonnt durch den Abend. „Meine Mutter spricht über Sie, als wären Sie eine Kombination zwischen Albert Einstein und Brad Pitt“, so Sarah zu ihrem „gemieteten Freund“, der längst auch ihr Herz erobert hat. Nach langem Ringen entscheidet sie sich für ihn, letztendlich mit dem Segen der Eltern.
Die Pause wurde missverstanden
Und so ging der über zweistündige Abend im Stadttheater mit einem gemeinsamen Twist aller fröhlich zu Ende. Beim Schlussapplaus holten die Mimen ihren Regisseur Thomas Rohmer auf die Bühne, der sich sein Premierenstück in Emmerich angesehen hatte. Für leichte Irritationen sorgte, dass nach einem innigen Kuss zwischen Sarah und Bob ungewöhnlich spät, nämlich kurz vor halb zehn Uhr, das Licht im Saal anging und sich der Vorhang schloss.
Einige dachten, das Stück sei damit zu Ende und verließen den Theaterraum. Es war aber nur eine Toilettenpause. Nach rund 15 Minuten ging es bis 22.15 Uhr weiter. Die Schauspieler wurden mit nicht enden wollendem Applaus für einen hintergründigen und vergnüglichen Abend verabschiedet. Vermutlich lag es an Corona und dem Fußball-Weltmeisterschafts-Qualifikationsspiel Deutschland gegen Rumänien, dass das Theater mit rund 400 Zuschauern nicht ausverkauft war. giko