Emmerich. Der Rat der Stadt Emmerich entschied sich für die Beschaffung von Raumluftfiltern für alle Grundschulen. Hitzige Debatte im Vorfeld.

„Zwölf Grad und Handschuhe sind nicht lustig.“ Nadja Scherer möchte so einen Winter wie 2020/21 nicht noch einmal erleben müssen. „Wir mussten alle zwanzig Minuten für fünf Minuten lüften und dann ist es in den Klassenräumen wirklich kalt“, sagte die Leiterin der Leegmeerschule. Ihr Kollegium hatte sich daher eindeutig für die Anschaffung von Luftfiltern ausgesprochen, die zwar nicht das Lüften gänzlich ersetzen sollen, aber die Lüftungsintervalle im Winter erweitern können.

Diskussion über Luftraumfilter

Grundschulrektorin Nadja Scherer.
Grundschulrektorin Nadja Scherer. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Die Bürgergemeinschaft Emmerich (BGE) hatte am 2. September einen entsprechenden Antrag eingereicht, der im Stadtrat am Dienstagabend besprochen wurde. Mehrere Elternvertreter kamen in die Aula der Gesamtschule, um ihren Ärger über die schleppende Umsetzung der Luftfilteranlagen kundzutun.

Die Verwaltung hatte in einer Vorlage die Anschaffung von 75 CO2-Ampeln für Klassenräume und von 25 Luftfiltergeräten für Sporthallen empfohlen. Dies würde 135.000 Euro kosten, mit Folgekosten in Höhe von jährlich 16.000 Euro.

CO2-Ampeln bringen nichts

Gleich mehrere Elternvertreter der Leegmeerschule betonten, dass man wenig Nutzen in den CO2-Ampeln sehe. Man wolle die Luftfiltergeräte, da die Ampeln nichts über eine Virenlast im Raum aussagen würden: „Ich verstehe nicht, warum dieses Problem auf den Rücken der Kinder ausgetragen wird“, sagt Vater Stefan Wagner.

Hier gibt es mehr Artikel aus Emmerich, Rees und Isselburg%7besc#225914285}[teaser]Im Rat argumentierte Bürgermeister Peter Hinze, dass die Luftfilter auch wissenschaftlich unterschiedlich bewertet werden. So sei der Standort des Gerätes entscheidend: „Wenn Klein-Fritzchen neben einem Gerät sitzt, bekommt Klein-Fritzchen alle Aerosole ab“, sagte Hinze. Er befürchtet auch, dass viele Geräte später ungenutzt in der Ecke stehen und man eine Menge Geld dafür ausgegeben habe. Fördermittel von Land oder Bund gebe es nicht.

45 Luftfilter werden angeschafft

Vertreter der BGE setzten sich vehement für die Anschaffung der Filteranlage ein. „Wir müssen alles tun, damit die Schüler wieder zur Schule gehen können“, sagte Christopher Papendorf. Auch die Grünen wurden deutlich: „Die Gesundheit der Kinder kann doch nicht an 300.000 Euro scheitern.“

Lüften oder filtern?

AfD-Vertreter Christoph Kukulies sprach sich explizit gegen die Anschaffung von Luftraumfiltern aus. Er war der Meinung, dass man in den Klassen besser lüften könne: „Es gibt kein falsches Wetter, es gibt nur falsche Kleidung“, so Kukulies. Wolle man etwa für den Bustransfer auch Luftfilter anschaffen?

Christopher Papendorf (BGE) entgegnete, dass man hier Äpfel mit Birnen vergleiche: „Im Klassenraum sitzt man fünf bis sechs Stunden zusammen.“

Als ein Problem wurden die Ausschreibungsmodalitäten erkannt. Kämmerin Ulrike Büker erklärte, dass man das Vergaberecht zu beachten habe. Bei einer ordnungsgemäßen Ausschreibung könne man Anfang Januar mit einer Belieferung rechnen. Je nach Größenordnung der Bestellung seien auch europaweite Ausschreibungen notwendig, dann dauere es noch länger.

Der Rat fand am Ende einen Kompromiss. Auf Vorschlag des Bürgermeisters werden nun 45 Luftfiltergeräte á 4000 Euro für die Grundschulen angeschafft. Dies kostet dann 180.000 Euro und liegt damit unter der Vergabegrenze von 210.000 Euro. Sollten sich die Geräte in den Grundschulen bewähren, soll es für die weiterführenden Schulen eine zusätzliche Bestellung im Frühjahr geben.