Emmerich/Spijk. Grenze zu Emmerich: In Spijk wird ein großer Liegehafen für Binnenschiffer errichtet. Es wurden wichtige Funde zu Schenkenschanz gemacht.
Übernachtungsmöglichkeiten für Binnenschiffer sind auf dem Rhein genauso rar gesät wie Lkw-Ruheplätze entlang der Autobahnen. Wer seine gesetzlichen Lenk- und Ruhezeiten einhalten möchte, der muss häufig den Anker einfach im Fluss auslegen – und das ist nicht optimal. Im niederländischen Spijk, kurz hinter der Grenze bei Emmerich-Elten, wird jetzt Abhilfe für dieses Problem geschaffen. Ein Ruhehafen mit 50 Liegeplätzen wird errichtet. Er soll 2023 fertig sein.
Autokran, Radarsystem und Campingmöglichkeiten
Jeroen Klompenhouwer, Sprecher von Rijkswaterstaat, erklärt der NRZ, dass man im Sommer mit den ausführenden Arbeiten begonnen habe. Wenn alles nach Plan verlaufe, sollten die ersten Binnenschiffer den Hafen in zwei Jahren nutzen können. So werde unter anderem auch eine Möglichkeit geschaffen, um ein Auto zu kranen, damit die Schiffer mobil sind. Ein neuartiges Radarsystem für das Schifffahrtmanagement auf dem Rhein wird ebenfalls installiert: „Das ist neu auf diesem Teil der Strecke“, so Klompenhouwer.
Alle Liegeplätze erhalten eine Strom-, Licht- und Wasserversorgung. Entlang der Steiger werden für die Feuerwehren Löschmöglichkeiten eingebaut. Denn in dem neuen Ruhehafen sollen auch Binnenschiffe mit geladenem Gefahrgut übernachten können. Für Camper werden ebenfalls Möglichkeiten geschaffen: Zehn Wohnmobilstellplätze werden ganz in der Nähe des Hafens platziert.
Bäume und Hecken werden neu gepflanzt
Die Bagger- und Grabungsarbeiten werden von dem niederländischen Konzern Boskalis ausgeführt, der über weltweite Expertise im Wasserbau verfügt. Abe Schuring, Manager bei Boskalis, führte in einer Pressemitteilung des Unternehmens aus, dass man im April alle vorhandenen Bäume und Hecken gesichert habe, diese werden später entweder neu gepflanzt oder der Naturschutzorganisation Staatsbosbeheer übergeben.
Während der archäologischen Untersuchungen in diesem Frühjahr wurden auch interessante Funde zur Historie der Rheininsel Schenkenschanz gemacht. So wurden in Spijk Verteidigungs- und Belagerungsbauwerke gefunden, die aus der Zeit des 80-jährigen Freiheitskampfes der Niederländer stammen (1568 bis 1648). Die Verteidigungsgräben wurde 1635 rund um Schenkenschanz angelegt, welches damals noch niederländisch war, später spanisch und dann wieder niederländisch wurde. Seit 1817 gehört die Schanz zu Deutschland (Preußen).
Militärlager für 3000 Soldaten entdeckt
Die gefundenen Bodendenkmäler in Spijk gehörten zu einem Militärlager, welches 3000 Soldaten des niederländischen Heerführers Prinz Friedrich-Heinrich diente. Archäologe Eric Norde hat die Grabungsstelle untersucht und an vier Stellen Reste gefunden. Der Verteidigungsring bestand aus Laufgräben und Grachten, die meist angelegt wurden, um Städte zu verteidigen. Sie dienten in diesem Fall dazu, eine Versorgung der Schanz mit Lebensmitteln und Waffen zu verhindern.
Eric Norde: „Dieser Fund ist wirklich sehr spannend. Man liest darin wie in einem Geschichtsroman. Auge in Auge mit den Soldaten des 80-jährigen Krieges. Damals war Schenkenschanz das wichtigste Verteidigungsbollwerk für die Flüsse Rhein und Waal. Es war quasi die niederländische Eingangstür von Gelderland bis Holland.“ Die Schanz sei 1635 von den Spaniern besetzt worden, daraufhin habe Prinz Friedrich-Heinrich den Graben errichten lassen. Im April 1636 konnten die Niederländer die Schanz dann wieder einnehmen.
Archäologische Funde bestätigten schriftliche Zeugnisse
Hier gibt es mehr Artikel aus Emmerich, Rees und Isselburg%7besc#225914285}[teaser]Archäologe Norde kann die noch vorhandenen, schriftlichen Zeugnisse bestätigen: „Das Quartier dürfte in der Tat für 3000 Mann ausgelegt gewesen sein. Wir haben große, rechteckige Felder gefunden, auf denen biwakiert wurde. Auch zahllose Kriegsmaterialien haben wir gesichert: Kugeln und persönliche Ausrüstungen. Wir haben sogar die sterblichen Überreste eines Soldaten gefunden, ein junger Mann zwischen 17 und 22 Jahre alt“, schildert Norde.
Im September werden die archäologischen Untersuchungen weitergeführt. Die Provinz Gelderland soll dann entscheiden, was mit den Gegenständen geschehen soll. Rijkswaterstaat möchte die Fundstücke gerne in einer kleinen Ausstellung in Spijk präsentieren – vermutlich noch im Herbst.
Erst dann haben die Bagger freie Fahrt, um den Ruhehafen anzulegen.