Emmerich/Rees. Ab Montag öffnen die Briefwahllokale. Parteien rechnen damit, dass gut 40 % der Wähler vor der Bundestagswahl am 26. September die Stimme abgeben.
In fünfeinhalb Wochen wird ein neuer Bundestag gewählt. In fünfeinhalb Wochen? Für viele Menschen fällt die Entscheidung schon deutlich früher und auch die Stimmabgabe wird in vielen Fällen vor dem 26. September erfolgen. Der CDU-Parteivorsitzende Günther Bergmann rechnet sogar damit, dass es diesmal „deutlich mehr Briefwähler geben wird“ als bei der vergangenen Bundestagswahl. Auch Vertreter von SPD, Grüne und FDP gehen von einer Briefwahlbeteiligung von bis zu 40 Prozent aus.
225.772 Menschen im Kreis Kleve werden dazu aufgerufen, Ende September ihre Stimme abzugeben. In den kommenden Tagen verschickt das Kommunale Rechenzentrum im Auftrag der Kommunen die Briefwahlunterlagen und in einigen Rathäusern wurden auch bereits die Briefwahlbüros eingerichtet. Ab dem 23. August stehen diese dann zur Verfügung. In Rees von montags bis mittwochs zwischen 10 und 16 Uhr, donnerstags von 10 bis 18 Uhr und freitags von 10 bis 12 Uhr. In Emmerich stehen die Öffnungszeiten des Büros im Rheinmuseum noch nicht fest.
Früher Wahlkampf für die Parteien
Die Parteien im Kreis Kleve stellen sich auf deutlich mehr Briefwähler ein und diese Tatsache beeinflusst auch den aktuellen Wahlkampf: „Früher hatte man die klassischen sechs Wochen vor der Wahl, heute beginnt der Wahlkampf im Internet und mit Veranstaltungen deutlich früher“, sagt Stephan Haupt, der Vorsitzender der FDP im Kreis.
Bodo Wißen, stellvertretender SPD-Vorsitzender auf Kreisebene, sieht deutliche Veränderungen in der Wahlkampfstrategie: „Wir arbeiten nicht mehr auf ein Datum hin, sondern wir betrachten den gesamten Zeitraum. Ab dem 23. August werden die Wahlunterlagen verschickt und dann wählen die Menschen auch. Gute Politik muss man also immer machen und nicht nur drei Wochen vor der Wahl.“ Wer wie Kai aus der Kiste springe, der habe keine Chance.
Kein bestimmendes Wahlkampfthema
Bruno Jöbkes, Vorsitzender der Grünen, hält das persönliche Gespräch mit den Bürgern nach wie vor für das wichtigste Überzeugungsmittel. Wenn 40 Prozent die Briefwahl nutzen, dann sei das „immens viel“ und entsprechend müsse man schon früh unterwegs sein. Man versuche, Präsenzveranstaltungen im Kreis Kleve anzubieten: „Aber je mehr wir uns dem eigentlichen Wahltag nähern, desto wichtiger werden die Themen, die im Fernsehen gesetzt werden.“ Daher schlage jetzt die Stunde der Wahlkämpfer vor Ort.
Das sieht auch Günther Bergman von der CDU so. Nur in diesem Jahr sei es schwierig, die Menschen für Präsenzveranstaltungen zu erwärmen: „Die Verunsicherung ist groß“, sagt er. Die Maskenpflicht, die drei Gs und die Anmeldung für eine Veranstaltung stellen Hürden dar. Problematisch seien auch die ständig wechselnden Themen: „Es war noch nie so schwierig, ein Wahlergebnis einzuschätzen“, sagt Stephan Haupt. Gestern noch war es Baerbocks Lebenslauf, dann Laschets Buch, die Flutkatastrophe, der Klimawandel, Corona, jetzt ist es Afghanistan – „und nächste Woche unterhalten wir uns schon wieder über ein anderes Thema“, sagt der FDP-Mann.