Rees-Haldern. So erlebte Radgruppe 2 das Haldern Pop Freitag: Tanzen zu The Holy, träumen mit All The Luck In The World, Ausklang im Garten mit Zwakkelmann.

Ist das Euphorie? Fühlt sich so an. Ein seltener gewordenes Gefühl seit Ausbruch der Corona-Pandemie. Die Fahrradgruppe 2, die die NRZ am Freitag begleitete, wirkte jedenfalls ausgelassen euphorisiert. Das Haldern Pop Festival bot den Rahmen dafür. Die Idee mit den einzelnen Gruppen, die gemeinsam ihre Rad- oder Wandertouren unternehmen, von schönem Konzertort zu schönem Konzertort tingeln: Das ist einfach großartig. Man lernt sich im Nu kennen, entwickelt ein Gemeinschaftsgefühl, lacht zusammen, lauscht zusammen, tanzt zusammen, schwelgt in Erinnerungen.

Endlich wieder tanzen unter Leuten

All The Luck In The World überzeugten im Sinnesgarten der Lebenshilfe beim Haldern Pop.
All The Luck In The World überzeugten im Sinnesgarten der Lebenshilfe beim Haldern Pop. © NRZ | mavi

Der große Tanzmoment war zweifelsohne der zweite Auftritt von The Holy auf dem Festival. Diesmal auf Reinders Wiese. Hier tanzten sich etliche Gäste warm, hatten ja auch reichlich Platz dafür. Die finnische Band überzeugte vollends mit ihren deftigen Rock-Synthie-Hymnen. Das war treibend, ging mit Tempo voran. Zwei Schlagzeuger hält die Gruppe vor. Als beide parallel die Rhythmen einhämmerten, war richtig Kraft dahinter.

Davor im Garten der Lebenshilfe das Kontrastprogramm: All The Luck In The World sind Vertreter der für Haldern Pop typischen Silent Revolution – die stille Revolution. Ihre sanften Folk-Klänge stecken voller verträumter Melancholie. Die charakterstarke Stimme von Neil Foot ist absolut unverkennbar. Handwerklich sind die Iren unantastbare Profis. Typisch für ihren Sound: Die Kompositionen deuten die Extase an. Man spürt, dass es auch in den Musikern brodelt. Aber es kommt nicht zum musikalischen Orgasmus. Die Unerfüllte als Konzept. Das Publikum genoss auch diesen Auftritt, ganz chillige Stimmung auch in Fahrradgruppe 2.

Schöner Ausklang im privaten Garten

Zwakkelmann liest im Garten aus seinem Buch „Shitsingle – Anekdoten eines Vollidioten“.
Zwakkelmann liest im Garten aus seinem Buch „Shitsingle – Anekdoten eines Vollidioten“. © NRZ | Marco Virgillito

https://www.nrz.de/staedte/emmerich-rees-isselburg/das-sind-die-bilder-vom-start-des-haldern-pop-festivals-2021-id233035581.htmlAbsolut einzigartig ist die Idee, nach den Bühnenauftritten in private Halderner Gärten auszuschwärmen. Eine Einladung, die viele gerne annahmen. Fahrradgruppe 2 landete an der Halderner Straße bei Marie. Sie bot eine herrliche Garten-Idylle. Auch Musiker und Haldern Pop-Mitarbeiter fanden sich hier noch ein. Und ein in der Region nicht unbekannter Musiker: Zwakkelmann alias Reinhard „Schlaffke“ Wolf aus Hamminkeln. Er zeigte, dass Punk auch Solo an der Gitarre geht – es geht nicht um den Sound, sondern die Einstellung. Die klaren Worte verstanden auch die vielen Niederländer in der Fahrradgruppe gut.

Der persönliche Beuys-Schrein von Marie an der Halderner Straße in Haldern.
Der persönliche Beuys-Schrein von Marie an der Halderner Straße in Haldern. © NRZ | Marco Virgillito

Selbst als Zwakkelmann zum seinem neuen, autobiografischen Buch „Shitsingle – Anekdoten eines Vollidioten“ griff und Passagen vorlas, konnten die Niederländer folgen. Auch Haldern Pop kommt in dem Buch vor: Zwakkelmann klaute einst am Rande des Festivals Jan Delay das Taxi vor der Nase weg. Um das kulturelle Bild abzurunden: Außer Musik und Literatur war auch ein ganz Großer der Kunst nahe: Josef Beuys. Ein Schrein mit einer der 100 Beuys-Eichen, ein gefördertes Kulturprojekt am Niederrhein, stand auch in Maries Garten.