Isselburg/Kreis Borken. Zwischenbilanz zur Ernte 2021 bei Getreide, Mais und Gras im Kreis Borken: Gerste durch, Weizen dran. Über Ergebnisse sind Landwirte uneins.
Der Start der Getreideernte im Kreis Borken Anfang Juli fiel mit der Tour de France zusammen. Aber während die Pedalisten beim berühmtesten Radrennen der Welt längst durch sind, dauert das Etappenrennen für die Landwirte im Westmünsterland und auch in Isselburg weiter an. Im Takt des wechselhaften Wetters sind Mensch und Maschinen in dieser Erntesaison im Stop-and-Go-Modus unterwegs. Die Gerste ist überall durch. Triticale und Weizen sind nun dran, Roggen braucht noch etwas. Bei der Einschätzung der Ernte-Ergebnisse sind die Landwirte etwas gespalten. Mut macht der Ausblick auf den Mais.
Nach etwa zwei Wochen regenbedingter Pause rollten die Drescher in der vergangenen Woche wieder, so auch auf den Flächen von Heinz-Josef Elpers in Ahaus-Wessum. Der stellvertretende Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes konnte bereits seinen letzten Weizen ernten. Dabei ging der bange Blick immer wieder Richtung bewölktem Himmel: „Die trockenen Zeitfenster müssen Landwirte und Lohnunternehmen in diesem Sommer im Sprint gemeinsam nutzen. Vor fünfzig Jahren hätten wir in der derzeitigen Wettersituation für viele Bestände Totalverlust melden müssen. Heutzutage sind unsere Lohnunternehmen mit der modernen Technik so schlagkräftig, dass die Ernte fast überall gerettet werden kann.“
Wegen Verkehrsaufkommen wird um Verständnis gebeten
Daher wird es auch in den kommenden Wochen an trockenen Tagen immer wieder punktuell zu starkem Verkehrsaufkommen kommen, teilweise bis in die Nacht, schätzt Elpers beim Blick auf die Wetteraussichten: „Dafür bitten wir Landwirte um Verständnis. Als Bauernverband rufen wir aber explizit beide Seiten zu gegenseitiger Rücksichtnahme auf.“ Speziell für die Bergung des Strohs bereitet die derzeitige Wettersituation Probleme. Die Mähdrescher ernten nur die Getreidekörner. Zur Strohgewinnung verbleibt die nach der Körnergewinnung hinten aus dem Drescher ausgeworfene Restpflanze zunächst mehrere Tage zur Trocknung auf dem Feld, ehe sie schließlich in Ballen gepresst und abgeholt wird.
Das Stroh dient dann später als Einstreu für die Ställe oder als Tierfutter. Entscheidend für den Ernteerfolg ist für die meisten Landwirte hier in der Region aber das Korn. Die Pflanzenbauberatung der Kreisstelle Borken der Landwirtschaftskammer NRW vermeldet in der Gesamtschau durchschnittliche Getreide-Ergebnisse, also schlechter als von vielen zuvor erhofft, weiß Pflanzenbauberater Martin Finke zu berichten: „Die Kulturen hatten in den letzten Wochen dem Auge nach einen besseren Eindruck gemacht. Die Erträge im Sinne von Erntemengen passten, aber die Qualitäten ließen häufig zu wünschen übrig.“
Im Vergleich zu Vorjahren mit Getreideergebnissen zufrieden
Die Kornfüllung habe teilweise nicht so stattgefunden wie erhofft. Als mögliche Gründe nennen die Experten, Anja Keuck und Martin Finke, die sehr großen Temperaturspannen in diesem Jahr mit dem kalten und nassen Frühjahr und dem dann folgenden sehr warmen Juni. In der Folge sei der Zeitraum von der Blüte bis zur Abreife recht kurz gewesen und die Wurzelausbildung der Pflanzen war aufgrund der sehr feuchten Situation nicht immer ganz optimal. Insgesamt dürfe man aber -- vor allem im Vergleich zu den Vorjahren -- mit den Getreideergebnissen zufrieden sein, summiert Elpers stellvertretend für viele Berufskollegen.
Durchgängig gut zufrieden seien die Landwirte mit ihren Ergebnissen im Gras. „Die Grasschnitte konnten sich durchweg sehen lassen“, so Finke, „eine Grundfutterknappheit wie in den Vorjahren wird es in den Rindviehbetrieben in diesem Winter gottlob nicht geben.“ Abhängig von den kommenden Wetterverhältnissen wird sich die Getreideernte noch bis in den späten August hineinziehen. Es folgen Stoppelbearbeitung, Aussaat der Zwischenfrüchte und ab Ende September die Maisernte.
Abgerechnet wird beim Mais erst, wenn er gedroschen ist
Hier sehen die Bestände derzeit in aller Regel verheißungsvoll aus, hofft Finke für seine Landwirte auf gute Ergebnisse: „Aber auch hier gilt: Abgerechnet wird erst, wenn der Mais gedroschen auf dem Hänger liegt.“
Gemäß einer Auswertung der Landwirtschaftskammer wurde 2020 im Kreis Borken gut 40 Prozent der Ackerflächen für den Anbau von Getreide zur Körnergewinnung genutzt. Die wichtigste Getreideart im Westmünsterland ist mit einem Anbauanteil von 28 Prozent die Gerste, vor dem Weizen mit 20 Prozent. In dieser Reihenfolge nach vorne geschoben hat sich der infolge der trockenen Jahre zunehmend wieder beliebte, weil robuste Roggen mit 14 Prozent. Danach folgt die Triticale mit 13 Prozent, also eine in der Hauptsache als Tierfutter eingesetzte Kreuzung aus Weizen und Roggen.
Körner werden als meist als Futtermittel verwendet
Die Pflanzen, die jetzt geerntet werden, wurden in den meisten Fällen bereits im letzten Spätherbst auf den Feldern ausgesät. Die Körner werden in der Regel als Futtermittel für Schweine und Rinder benötigt und werden dazu entweder direkt auf dem Hof eingelagert oder zur Mischfutterproduktion an den Handel weiterverkauft. Das Stroh wird entweder zu Ballen gepresst und dann für die Nutztiere als Futter oder Einstreu genutzt oder verbleibt zur Humusbildung auf dem Acker.
Vor allem aufgrund der Futterknappheit vieler Rindviehbetriebe in den zurückliegenden Dürrejahren sind einige Landwirte dazu übergegangen, Gerste oder Triticale als sogenannte Ganzpflanzensilage (GPS) einzufahren, um diese als zusätzliches Grundfutter für ihre Tiere einlagern zu können.