Haldern/Kranenburg. Als Hommage an den bekannten Künstler Joseph Beuys hat das Team des Haldern Pop Festivals in Rees seine Eichen zum Blühen gebracht.

Vor einigen Monaten gab es für das Haldern Pop eine Art Betriebsausflug. Und zwar nach Kassel. In der hessischen Stadt, die immer wieder – nicht nur durch die Documenta – zum Zentrum für Kunst und Kultur mutiert, hatte Haldern-Pop-Mitarbeiter Stephan Hanf vor allem eine Anlaufstelle: Eichen. Um unter diesen, etwas salopp gesagt, etwas Profanes zu tun: Nämlich Eicheln aufsammeln. „Gut 200 kamen in Tüten mit“, erklärt Hanf. Doch das hatte natürlich einen tiefere Sinn.

Es waren nämlich nicht irgendwelche Eichen, die besucht wurden. Sondern jene, die die niederrheinische Künstler-Ikone Joseph Beuys einst auf der Documenta 1982 gepflanzt hatte. Die Eicheln kamen so als ein Stück von Beuys mit nach Haldern, blühen hier nun auf und werden Teil einer Hommage des Haldern Pop anlässlich des 100. Geburtstags des Künstlers sein.

Setzlinge sind selbst gezogen

Der Beitrag des Festivals greife eine Idee von Joseph Beuys auf, so Stefan Reichmann. Nämlich seine Definition der „Sozialen Plastik“. „100 Original-Werke des Künstlers werden in das niederrheinische Milieu der Dörfer und Menschen hinein platziert“, erklärt Reichmann. Dabei sind die quasi originalen Werke, die Setzlinge selbst, die das Team selbst aus Beuys 7000 Eichen gewonnen hat. Die selbstgezogenen Eichen tragen mittlerweile schon erste Blätter. „Wir hoffen, 100 Stück großziehen zu können“, so Hanf. Der Clou: Wenn diese groß genug sind, werden sie an verschiedenen Orten am Niederrhein gepflanzt. Als echte Beuys-Eichen. Und natürlich auch in Haldern.

Als erster Pflanzort – die übrigen hoffentlich 99 sind noch nicht ausgewählt – ist ein Platz am Kunstmuseum Katharinenhof in Kranenburg ausersehen, das über viele Jahre vom Kunstsammler und Beuys-Freund Hans van der Grinten kuratorisch geleitet wurde. Doch bevor dort gepflanzt wird, werden die noch jungen Sprösslinge am Sonntag, 15. August, in dem Museum zu sehen sein.

Einladung nach Kranenburg

„Zudem werden Menschen anwesend sein, die dazu einladen, über Beuys ins Gespräch zu kommen“, erzählt Peter Schünemann vom Kunstmuseum Katharinenhof. Festival-Besucher sind eingeladen, hier nach dem Festival gern – und zwar kostenfrei – vorbeizuschauen.

Doch: Zunächst gibt es während der Festivaltage auch in Haldern die Gelegenheit, die kleinen Eichen zu sehen. „Da wir noch nicht wissen, wie die Lage in zwei Wochen ist, können wir noch keine genauen Orte nennen, an denen wir die Eichen hinsetzen werden“, erklärt Stephan Hanf.

Besonderes Zelt neben der Kirche in Haldern

Fest steht aber: Sie werden zu sehen sein. So auf jeden Fall auch im Umkreis der Haldern Pop Bar und der St. Georg-Kirche, neben der auch ein kleines Zelt aufgebaut wird. Hier hineinzugehen, lohnt sich. Denn hier kann ein Jeder Teil einer besonderen Performance werden.

In einem Live-Stream wird hierin die Beuys’sche Lied-Performance „Ja Ja Ja Nee Nee Nee“ aus dem Jahr 1968 über 100 Stunden während des Haldern Pop Festivals laufen – und unter Mitwirkung aller berufenen Menschen auch zu neuem Leben erwecken. Denn: „Jeder kann sich im Zelt auch an dem Live-Stream beteiligen und das ,Ja Ja Nee Nee Nee’ in ein Mikro sagen und so Teil der Performance werden“, erklärt Hanf.

Besucher werden zu Akteuren

Diese Beuys’sche niederrheinische Litanei soll so als tongewordene Plastik zusammen mit den 100 Eichen einen weiterführenden Impuls am Niederrhein verleihen.

Übrigens: Das Projekt als Ganzes, gefördert vom Kulturraum Niederrhein und der Bezirksregierung Düsseldorf, wendet sich, parallel zum 38. Haldern Pop Festival im August 2021, als Diskussionsbeitrag und „geistige Fortpflanzung“ von Beuys‘ künstlerischem Werk an die nächsten Generationen.

>> Anders als zunächst geplant

Das Haldern Pop habe vor allem in den Anfängen auch Berührungspunkte mit Beuys – eben durch Zusammenarbeiten mit dem Museum Schloss Moyland – gehabt, so Stefan Reichmann. Etwas im Beuys Jahr zu machen, war daher ein besonderes Anliegen. Eigentlich wollte man die kleinen Eichen in verschiedenen Gärten mit Werken des Künstlers aus dem Museum Schloss Moyland ausstellen. „Aber das macht natürlich keine Versicherung mit“, sagt Reichmann.