Rees. Um die Rees insektenfreundlich zu gestalten, wurde der Etat für Pflanzungen aufgestockt. Das Ergebnis sieht man an vielen Stellen in der Stadt.

Der Schiffsbug ist umgeben von einem Meer aus blau-, weiß- und lilafarbenen Stauden und jeder, der sich der Innenstadt über den Kreisverkehr am Alten Amtsgericht nähert, ist entzückt. Über 3000 Stauden wurden hier im vergangenen Jahr gepflanzt, um die Skulptur aus dem blauen Blumenmeer auftauchen und gleichsam die Insekten von der Blütenpracht anziehen zu lassen.

Schiffsbug wird von blauem Blumenmeer umgeben

Um die Stadt Rees insektenfreundlich zu gestalten, wurde der Etat des Baubetriebshofes für Pflanzungen entsprechend aufgestockt. Auf 300 qm Grünfläche rund um die Steinskulptur wurde der Rasen ausgekoffert, neuer Mutterboden und Rindenmulch aufgetragen.

„Dazu haben wir uns von einem Fachbetrieb beraten lassen“, berichtet Baubetriebshofleiter Andreas Böing. So wurden Gräsern, Katzenminze, Stützstauden und Bodendecker, Salvien und weitere Staudengruppen aus der vorgegebenen Farbpalette gepflanzt, so dass ganzjährig immer etwas blüht. Hier hat sich besonders Stefan Tekath, stellvertretender Leiter des Bauhofs, eingebracht.

Staudenmischung fasziniert die Passanten

Die Wildblumenwiese mit Margeriten wird gerne von Besuchern der Stadt fotografiert.
Die Wildblumenwiese mit Margeriten wird gerne von Besuchern der Stadt fotografiert. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Der Pflegeaufwand ist nicht groß, im Normalfall müssen die Pflanzen im Hochsommer auch nicht gegossen werden. Drei- bis viermal im Jahr wird das Rondell überarbeitet. „Die Stauden bleiben fünf bis acht Jahre stehen. Je dichter der Rahmen wird, um so mehr Kulisse bilden die Pflanzen“, erklärt Andreas Böing. Der Gartenbaubetrieb, der die Staudenmischung zusammengestellt hat, wird regelmäßig mit Fotos aus Rees beglückt, die damit ihren Kunden zeigen können, wie wunderschön Staudenflächen gestaltet werden können. „Es rufen uns auch Leute an und fragen, ob sie vom Kreisverkehr eine Pflanzliste haben können“, weiß Böing.

Hochwertiges Saatgut auf der Wildblumenwiese am Westring

Ebenfalls ein Hingucker ist die Wildblumenwiese am Westring, parallel zum neuen Parkplatz. Hier wurde zwei Gramm hochwertiges Saatgut pro Quadratmeter aufgebracht. Eine wunderschöne Margeritenwiese, farblich mit Mohnblumen durchsetzt, ist hier zu bewundern. Im ersten Jahr wurde die Wiese von Wildkräutern frei gehalten. Jetzt bleibt alles bis zirka Mitte Juli stehen. Selbst wenn die Blumen noch blühen wird geschnitten und das Schnittgut zwei bis drei Tage liegengelassen, dann abgeräumt, damit die Fläche mager bleibt und Platz macht für die nächste, schnell wachsende Blumengesellschaft. Genauso geschieht es mit der Margeritenwiese in Bienen an der L7.

Hier zwischen Empeler Straße und Melatenweg entsteht eine Wildblumenwiese.
Hier zwischen Empeler Straße und Melatenweg entsteht eine Wildblumenwiese. © Funke Foto Services GmbH | Thorsten Lindekamp

Auf der Wiese zwischen Melatenweg und Empeler Straße, hinter den Ampeln an der L7 stadtauswärts, entsteht eine neue Blumenwiese. Hier wurde die Grasnarbe kurz gemäht, vertikutiert und dann das Saatgut eingestreut. Die Grasnarbe zieht sich mit der Wildblumenfläche zusammen, so dass es hier bald sprießt und blüht. Am Halderner Bach wurden in den Versickerungsmulden auf 300 qm Blütenstauden gesetzt, eine Mischung, die der extremen Situation in diesem Bereich standhält, also Staunässe vertragen kann.

Auch Brennnesseln und Disteln sind insektenfreundlich

„Wir schauen uns gezielt Flächen oder Streifen an, die sich eignen, insektenfreundlich angelegt zu werden“, erzählt Andreas Böing. „Dabei muss auch die Bevölkerung umdenken. Denn nicht gemähte Streifen entsprechen dann nicht mehr dem Schönheitsbild der vergangenen 20 Jahre. Auch Brennnessel und Disteln sind insektenfreundlich“, argumentiert Böing. „Heute freuen wir uns über Mohn und Kornblumen am Wegesrand, die man über Jahre nicht mehr sah. Und damit die Leute wissen, dass wir bewusst die Natur zum Wohl der Insekten belassen, machen wir mit Schildern darauf aufmerksam.“ Wie demnächst an der Bruchstraße, wo ebenfalls eine neue Wildblumenfläche entsteht.

Dass diese Art der Naturpflege weniger arbeitsintensiv ist, kann Andreas Böing nicht bestätigen. Das Gegenteil ist der Fall. Doch für einen Gärtnermeister kann es gar nicht genug Blumen geben. Es sei an die Wildtulpenfläche im Stadtgarten erinnert, wo 45.000 Zwiebeln für ein wunderschönes Tulpenmeer sorgten und 2022 wieder ihre Farbenpracht zeigen werden.