Rees. Auch die dritte Comedy-Veranstaltung im Rahmen der Reeser Wiesenkultur war gefragt: Wolfgang Trepper warf einen Blick in die Zeit vor Corona.
Am Freitagabend stand der Kabarettist und Moderator Wolfgang Trepper bei der Reeser Wiesenkultur auf der Bühne. Auch die dritte Comedy-Veranstaltung war wieder ausgebucht.
Normalerweise absolviert der aus Duisburg-Rheinhausen stammende Künstler jährlich rund 275 Liveauftritte. Doch dank Corona ist sein letzter richtiger Auftritt schon über 14 Monate her. Der Auftritt in der Rheinstadt war bereits das dritte Autokino für den 60-Jährigen. Bei den letzten beiden Veranstaltungen in Hannover und Hamburg hatte er seine Lebensgefährtin Mary Roos an seiner Seite.
Kabarett vor Autos – nicht so einfach
„Wer will mir da erklären, es ist doch völlig normal, vor ‘nem Haufen Blech, auf der Bühne zu stehen.“ Im Vorfeld zu dieser Veranstaltung hatte Trepper schon keine Lust auf Autokino und hatte vor Bruno Schmitz vom Kulturbüro Niederrhein geäußert: „Ich mach´ dat nich´ mehr vor Autos.“ Schmitz versprach darauf hin Strandkörbe und Stehtische. Die kamen aber bekanntlich in Rees nicht zum Einsatz, sondern doch wieder Autos.
„Ich habe mich vorhin extra selber überzeugt, um zu gucken, ob in den Autos welche drinsitzen oder ob die Veranstalter es gut gemeint haben und ´nem Verleih gesagt haben, stell da ein paar Karren hin, sonst heult der wieder.“
Als man sich noch über Kassenbons aufregte
Im Endeffekt war Trepper dann doch froh mal wieder auf einer Bühne zu stehen. Er ging dann einen kleinen Schritt in der Zeit zurück. Anfang 2020 vor Corona, war die Welt noch in Ordnung. „Das Jahr fing an, als ein Affenhaus in Krefeld gebrannt hat, spätestens da hätten wir bemerken müssen, dass wird nicht unser Jahr. Haben wir aber nicht, im Gegenteil, es wurde alles immer schlimmer. In Amerika gab es noch einen Trump und wir haben uns noch über Kassenbons aufgeregt.“
Beim nachfolgenden Exkurs durch die Corona-Pandemie ging er auf die Probleme der Kulturschaffenden und die Sorgen der Kinder ein, wie fehlende Kontakte, fehlende Infrastruktur zum Homeschooling, den Verlust eines Schuljahres und die späte Impfung des Nachwuchses.
Kann ein Mann Bundeskanzlerin werden?
Auch die Politik und die Bundeskanzlerkandidaten bekamen ihr Fett weg: „Olaf Scholz oder Armin Laschet, das ist wirklich die Auswahl zwischen Pest und Cholera.“ – „Es gibt junge Leute, die 15 oder 16 sind, die sagen, ist das überhaupt erlaubt, dass ein Mann Bundeskanzlerin wird?“
Bestimmendes Thema des Abends war die gute alte Zeit seiner Jugend. Er ließ das Publikum an einem gewöhnlichen Samstag in seiner Kindheit teilhaben. Zur damaligen Zeit war am Samstag noch Schule. Nach vier Unterrichtsstunden wurde in der Bäckerei ein Matschbrötchen gekauft, obwohl Vater Trepper zu Hause mit selbstgebackenen, teilweise angebrannten Reibekuchen wartete. Nach dem gemeinsamen Essen, bei dem sich sogar – mangels Smartphone – unterhalten wurde, stand die Lektüre der „Bravo“ an.
Die obligatorische Badewanne am Samstag
Wolfgang Trepper erinnerte sich an Starschnitte, Bravo-Ottos und die Dr. Sommer-Seite, von der er einige ausgefallene Anfragen zitierte. Zur Kaffeetrinkens-Zeit lief im Fernsehen „Der blaue Bock“, danach im Radio Fußball und im Fernsehen „Sportschau“ oder „Daktari“. Nach der am Samstag obligatorischen Badewanne ging der Abend vor der Glotze zu Ende: Dieter Thomas Hecks „Hitparade“, „Am laufenden Band“ mit Rudi Carell und “Das aktuelle Sportstudio“.
Wer schon mal ein Programm von Trepper besucht hat, kennt den Ablauf nach der Veranstaltung. Trepper stellt sich persönlich an den Ausgang und sammelt mit einer Handtasche Spenden für sein Herzensprojekt, dem Bau einer Schule in Malavi im Südosten Afrikas. Diesmal wurde für eine Photovoltaik-Anlage auf der Schule gesammelt.